Glaskunst aus Neudörfl für den Weltfrieden
Von Stefan Jedlicka
Ihr Talent wurde Beate Schreiter-Radel in die sprichwörtliche Wiege gelegt. „Meine Eltern waren beide Künstler, haben das aber nicht ausgelebt, weil sie nicht die Möglichkeiten dazu hatten. Es ist ja ein schwieriger Weg, den man als Künstler gehen muss. Aber sie haben mich immer gefördert“, erinnert sich die Neudörflerin. Schon während ihrer Volksschulzeit machte sich die Begabung bemerkbar. „Meine Zeichnungen wurden immer zu Wettbewerben eingeschickt und ich habe alle gewonnen“, erzählt sie. „Daher habe ich mir mit 15 Jahren dann gesagt, ich muss ein besonderes Talent haben. Jeder Mensch hat ja ein Talent und muss tun, was er gut kann. Mich hat das Leben immer wieder in diese Richtung gestoßen – zur Kunst.“
„Kind geblieben“
Mit 23 Jahren war Beate Schreiter-Radel jüngste Absolventin der Universität für angewandte Kunst in Wien. Auch dank eines Leistungsstipendiums. „Ich habe dort meine Welt entdeckt, und mein Weg führt mich immer wieder dorthin zurück“, sagt sie. Ebenso wie zur Spiritualität. „Das Spirituelle verfolgt mich, seit ich lebe“, hat die Neudörflerin erkannt. So hat sie schon Fenster für die Pfarrkirche im Ort gestaltet – gemeinsam mit der ebenfalls in Neudörfl lebenden Künstlerkollegin Martina Staudenherz und der Glaswerkstätte Stift Schlierbach. Aktuell arbeitet sie nun an Glasfenstern für das Friedensprojekt „Flame of Hope“ in Japan.
„Ich denke, als Künstler empfindet man einfach mehr als andere Menschen, ist daher vielleicht auch offener für die spirituelle Welt, oder Kind genug, um solche Dinge direkter zu erfassen. Tief drin muss man als Künstler Kind geblieben sein“, ist sie überzeugt.
Und auch davon, dass Kunst heilt. „Wenn es wirklich Kunst ist, dann berührt es dich, ob du willst oder nicht. Das ist bei den Arbeiten aller großen Künstler so. Sie berühren dich dort, wo man mit Worten nicht hinkommt. Und das ist etwas Gutes, also heilt es.“
Friedensprojekt
Nun gestaltet sie – wieder in Kooperation mit der Glasmalerei Stift Schlierbach – Fenster für die Friedenskapelle der „Flame-of-Hope“ in Matsumoto. Diese Flamme stammt aus den Trümmern des Atombombenangriffs auf Hiroshima im II. Weltkrieg. Jahrelang wurde sie bewahrt und weitergegeben, hat sich im Lauf der Zeit zu einem Friedenssymbol gewandelt, wie Alice Kerschbaumer-Schmitzhofer berichtet – Mitbegründerin der Organisation „Earth Caravan“, die das internationale Projekt trägt. „Aus meiner langjährigen Erfahrung als Ärztin ist Friede eines der wichtigsten Elemente für die Gesundheit und Heilung von Menschen und der Gesellschaft“, meint Kerschbaumer-Schmitzhofer, die Beate Schreiter-Radel zur Teilnahme einlud. „Ich habe Entwürfe angefertigt, aber eigentlich kaum damit gerechnet, dass ich das wirklich machen darf“, erzählt die Künstlerin. Doch sie wurde ausgewählt.
Die Flamme der Hoffnung entstand nach dem Besuch der „Earth Caravan“ bei Papst Franziskus im März 2019, der das Feuer der Atombombe von Hiroshima symbolisch ausblies. Schreiter-Radel betont: „Das Projekt liegt mir ganz besonders am Herzen. Corona zeigt uns gerade auf, dass wir etwas verändern müssen, und das ist für mich ein Schritt dazu.“
Die Glasfenster können als Kunstwerk am 8. Dezember von 10 bis 18 Uhr im Atelier in der Neudörfler Mozartgasse 1 besichtigt werden.
„Hauptsache bunt“
Zentrales Thema ihrer Werke sei generell das Licht, sagt Schreiter-Radel: „Farben sind meine Welt. Und Farbe ist Licht. Alles ist Licht. Das fasziniert mich.“ Daher arbeite sie gerne mit Glas, widme sich aber auch der Ölmalerei: „Hauptsache bunt.“
Bis 2015 unterrichtete die Künstlerin am Gymnasium Mattersburg. „Davon habe ich mich verabschiedet, als ein Auftrag von einer Galerie in Malta kam, dort auszustellen. Das war mit der Schule nicht vereinbar. Also habe ich mich zusammengepackt und bin nach Malta gegangen. Und die Entscheidung war richtig“, ist sie immer noch überzeugt. Jetzt fördere sie als kuratorische Assistentin andere Künstler und helfe ihnen auf ihrem Weg.
Bereits seit 1993 nimmt Schreiter-Radel an nationalen und internationalen Ausstellungen teil, darunter in der Landesgalerie Burgenland, der Galerie der IG Bildenden Kunst Wien und im Latin American Art Museum Miami (USA), sowie an Präsentationen bei der „LineArt Gent“ und der „Foire d’Automne“ in Luxemburg.
Seit 2010 unterhält die Künstlerin ihr eigenes Atelier in Neudörfl. Im Burgenland ist sie gerne zu Hause: „Ich sage immer, wenn du es hier schaffst, schaffst du es auf der ganzen Welt. Das Burgenland war immer ein schwieriges Pflaster, aber derzeit passiert sehr viel. Ich bin froh, dass das Land der Sonne jetzt aus dem Dornröschenschlaf erwacht.“