Chronik/Burgenland

Alles für die Sommergäste vorbereitet

Die Vorfreude in der kleinsten Statutarstadt Österreichs ist groß: Seit Wochen laufen in der 1.930-Seelen-Stadt Rust am Neusiedler See die Vorbereitungen für die Ankunft der sehnlichst erwarteten Gäste. Die „Penthouses“ wurden erneuert, geputzt und desinfiziert – schließlich sollen sich die Sommerfrischler ins gemachte Nest setzen können.

Schon Anfang des Jahres, wenn die Weißstörche noch in ihren Winterquartieren in Afrika oder in Europa verweilen, haben die Mitglieder im Storchenverein Rust alle Hände voll zu tun. Da werden Rebschnitte aus den Weingärten geholt, aus denen man auf Weidenplatten die Nester flicht. 32 Stück wurden in den vergangenen Wochen gefertigt, sagt Storchenvereinsobmann Josef Karassowitsch. 22 Nester wurden im ganzen Burgenland ausgeliefert – unter anderem auch ins mittelburgenländische Oberpullendorf. Dort montierte die Stadtfeuerwehr das neue „Storchenquartier“ auf einem Dach in der Innenstadt.

In Rust hat der Storchenverein einen Kranwagen bestellt, um über den Dächern der historischen Altstadt die neuen Horste für die inoffiziellen Wappentiere des Burgenlandes anzubringen.

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Job in luftiger Höhe

Schwindelfrei sollte man für den Job schon sein: Gemeinsam mit seinen Kollegen hat sich der Obmann in luftige Höhen von rund zehn bis 15 Meter begeben, um dort die neuen Nester anzubringen und die 29 bestehenden zu reinigen. Schließlich präferiert der Storch seinen Horst am höchstmöglichen Punkt der Umgebung: Das garantiert ihm eine freie Sicht sowie einen freien Anflug. Ob die Nester auch „fachgerecht“ montiert werden, das wird genau beobachtet, eine Qualitätskontrolle muss sein: Die neuen bzw . gesäuberten Quartiere werden mitunter von jenen fünf Störchen „inspiziert“, die der Kälte getrotzt und den Winter über in der Stadt geblieben sind.

Aber auch die menschlichen Bewohner haben immer ein Auge auf die Sommerquartiere ihrer berühmten Gäste. „Die Leute freuen sich, wenn wir die Nester herrichten. Denn dann ist auch der Frühling nicht mehr weit“, erklärt Karassowitsch.

Die „Einflugschneise“, die die prominenten Zuzügler nehmen, wird von da an genau ins Visier genommen. Die Ankunft seiner Schützlinge erwartet der Obmann des Storchenvereins in den kommenden Tagen

44 Junge geschlüpft

2020 war – zumindest was die gefiederten Wahrzeichen Pannoniens in Rust betrifft– ein erfolgreiches Jahr: 20 Paare hatten den Sommer in der Stadt verbracht, davon haben 16 gebrütet, 44 Junge sind geschlüpft.

Die Bereitstellung der Nester ist aber nicht die einzige Aufgabe, die der Storchenverein im Dienste seines Namensgebers erfüllt. In der Pflegestation werden das ganze Jahr über Tiere versorgt, die krank, oder verletzt sind. Zudem hat der Verein seit Jahren mehrere Hektar Wiese gepachtet, um den Störchen einen „gedeckten Tisch“ mit Fröschen, Schlangen und Insekten in Nest-Nähe bieten zu können. Die Bemühungen zahlen sich aus: Während es in den 1990er Jahren nur noch drei Brutpaare in der Storchenstadt gegeben hat, ist der Bestand seither deutlich gestiegen. Falls man heuer noch mehr Besucher, oder Nachwuchs haben sollte, ist man nun mit den neuen Nestern gerüstet.

www.storchenverein.at