Platin-ROMY für das Lebenswerk an Hape Kerkeling: Ein Meisterunterhalter

Platin-ROMY für das Lebenswerk an Hape Kerkeling: Ein Meisterunterhalter
Der Entertainer trollte den GAK ebenso wie einen Bundespräsidenten, trat als Horst Schlämmer zur Wahl an und brilliert auch mit Ernsthaftigkeit.

Hurz!

Wer jetzt die Stirn runzelt, möge bitte dieses Video anschauen: In einem seiner legendärsten Auftritte persiflierte der deutsche Entertainer den bitteren Ernst bei Konzerten zeitgenössischer Musik. Ein klischeehaft atonales Duett über ein Schaf und einen Wolf kulminiert im Falsett-Ruf „Hurz!“, und obwohl das zum Schreien komisch ist, traut sich keiner im Publikum zu lachen, aus Angst, ein Banause geheißen zu werden.

Vorurteile veralbern

Derartige Grenzgänge im Kampfgebiet der Konventionen wurden zum Markenzeichen Kerkelings, mit dem er zu einem der beliebtesten Entertainer Deutschlands wurde – diesen Begriff aber zugleich wesentlich erweiterte: Er hielt veralberte gelebte Vorurteile und rührte gut gelaunt am Selbstbild der Deutschen (und auch der Österreicher).

Kerkeling, der im Dezember 60 Jahre alt wird, glänzte im Laufe seiner Karriere in eigenen Comedyshows ebenso wie als Moderator, als immer leicht anarchistischer Beobachter der Gegenwart ebenso wie als einfühlsamer Erzähler.

Kerkeling schuf mehrere Kultfiguren, etwa den Provinz-Journalisten Horst Schlämmer, die alternde Schlagerdiva Uschi Blum oder den Gangsterrapper R.I.P. Uli.

Doch Kerkeling steht exemplarisch für einen Entertainer-Typen, der weit, weit mehr ist als „nur“ lustig. Das bewies er etwa mit seinem später verfilmten Erfolgsbuch „Ich bin dann mal weg“ über seine Reise am Jakobsweg oder auch mit dem ebenfalls verfilmten autobiografischen Buch „Der Junge muss an die frische Luft“.

Dass er auch Urenkel des britischen Königs Edward VII. ist, beschreibt er im neuen Buch „Gebt mir etwas Zeit“. Tun wir – und dazu die Platin-ROMY für das Lebenswerk (danach sollte es noch eine Überraschung geben).

Seine vielleicht spektakulärste Aktion: Am 25. April 1991 fuhr Kerkeling trotz Sicherheitsvorkehrungen beim Staatsbesuch der niederländischen Königin Beatrix in Damenkleidung am Schloss Bellevue vor. Der damals 25-Jährige forderte am Sitz des deutschen Bundespräsidenten mit aufgesetztem holländischen Akzent ein „lecker Mittagessen“.

Am 2. Mai 1991 war der inzwischen berühmte Auftritt in der ARD-Show „Total normal“ zu sehen – und erlangte Kultstatus. Er sei zuvor in der Limousine gesessen – und ihm sei mulmig geworden, sagte Kerkeling später einmal. „Welche Straftat begehe ich eigentlich gerade? Hausfriedensbruch? Majestätsbeleidigung? Gar Hochverrat?“

Platin-ROMY für das Lebenswerk an Hape Kerkeling: Ein Meisterunterhalter

Grazer Fußball

Keine derartige Straftat, aber ein fast ebenso riskantes Spiel trieb er in Österreich: Als Aprilscherz ließ er sich 1999 als neuer Trainer des GAK präsentieren, nur einen Tag vor einem Derby gegen den Rivalen Sturm Graz. Er gab eine skurrile Pressekonferenz, und auch hier traute sich, wie beim „Hurz“, keiner zu lachen: Lustvoll nützte Kerkeling die Humorbefreitheit der Fußballbranche aus, um einen ganzen Verein (und die Öffentlichkeit gleich mit) zu narren.

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