KURIER-Chefs einst und jetzt: "Wäre ich jung, würde ich wieder Journalist werden"

KURIER-Chefs einst und jetzt: "Wäre ich jung, würde ich wieder Journalist werden"
Sechs KURIER-Chefredakteure diskutieren die Herausforderungen der Branche: von Künstlicher Intelligenz bis Glaubwürdigkeitskrise.

 

KURIER: „So stand’s im Kurier“, heißt ein Buch, das zum 25-Jahr-Jubiläum des KURIER herausgekommen ist. 1979 war Zeitungmachen ein gutes Geschäft. 45 Jahre später kämpfen klassische Medien ums Überleben. Hat Journalismus noch Zukunft?

Helmut Brandstätter: Wäre ich heute jung, würde ich wieder Journalist werden. Warum? Journalismus hat Zukunft, wenn es um die Fakten geht, wenn man sich um die Konsumentinnen und Konsumenten kümmert und wenn man die modernen Medien versteht. Man kann auch ruhig dazu stehen, nicht immer alles gleich zu wissen. Ich finde es immer schön, zu lesen: „Was wir wissen. Und was wir nicht wissen.“ Die digitalen Plattformen wiederum müssen lernen, dass sie auch Medien sind. Im KURIER kann ein Chefredakteur ja auch keine strafrechtlichen Vorwürfe zulassen. Da muss es Gleichbehandlung geben.

Peter Rabl: Der Allerwelts- und der Boulevardjournalismus haben nicht so große Zukunft. Das können die im Internet besser. Ich glaube aber, dass Qualitätsjournalismus eine Zukunft hat, ebenso wie regionaler Journalismus, der ganz nah bei den Menschen ist.

Boulevardjournalismus wird in Österreich mehr als in anderen Ländern gefördert.

Christoph Kotanko: Ja, weil die Politik – zum Teil unberechtigt – Angst hat vor dem Boulevard und ihn daher mit Subventionen zustopft. Das gehört dringend geändert. Die Zukunft des Journalismus ist seine Vergangenheit: Die eigenrecherchierte, gut geschriebene Geschichte wird immer ihren Markt finden, egal auf welcher Plattform.

Hugo Portisch hat in einem KURIER-Interview gesagt: „Unsere Waffe ist die Wahrheit.“ Ist das der Kernsatz?

Franz Ferdinand Wolf: Da kann man nur zustimmen. Mag sein, dass es keine Papiermedien mehr geben wird: Aber die Kriterien, nach denen guter Journalismus funktioniert, bleiben dieselben. Das Problem ist, dass wir durch die sozialen Medien einen Teil unserer Deutungshoheit verloren haben.

Davon kann der amtierende Chefredakteur ein Lied singen.

Martin Gebhart: Ja, genau. Eine gute Zeitung zu machen, genügt nicht – man muss auf vielen Ebenen performen: Von uns wird ein gutes Print-Produkt verlangt, außerdem Online-Reichweite und -Abos sowie das Erschließen anderer Plattformen wie Podcast und Newsletter. Der Journalismus ist dabei der gleiche geblieben: Eine gute Geschichte ist eine gute Geschichte. Die Frage ist nur: Rechnet sich das alles für ein Medienhaus?

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