Von Hand gefertigt

Von Hand gefertigt
In Zeiten, in denen jedes Gebäude vorwiegend von computerunterstützten Programmen dargestellt wird, haben von Hand gemachte Entwürfe Seltenheitswert. Bis 18. September widmet sich die Schau "Gezeichnete Moderne" im Wien Museum der vergessenen Ästhetik von Architekturzeichnungen.

Begibt man sich auf Spurensuche nach dem architektonischen Erbe von Otto Koloman Wagner wird man in der Bundeshauptstadt auf unzählige Zeitzeugen seines Schaffens stoßen. Der Maestro der Moderne, hat aber nicht nur durch seine Arbeit die Welt der Baukunst beeinflusst. Er leitete von 1894 bis 1913 die Meisterschule für Architektur an der Wiener Akademie, wo er beim Nachwuchs als strenger Professor galt. Viele seiner Schüler wurden später selbst zu führenden Architekten wie etwa Jan Kotera, Josef Plečnik, Max Fabiani oder Josef Hoffmann.

Von Hand gefertigt
Er brach mit den damals vorherrschenden Konventionen und positionierte seine Lehre klar gegen den Historismus. Um die Ideen schneller in Umlauf zu bringen, wurden damals Zeichnungen von Schülern und Architekten an Zeitschriften und bibliophilen Publikationen auf der ganzen Welt geliefert. Eine Form des Gedankenaustausches, der sich vor allem an ein breites Publikum richtete. Rudolf Weiß, ebenfalls ein Schüler Wagners, war sicherlich nicht so bekannt wie seine berühmten Kommilitonen, jedoch war sein Talent mindestens genauso gut, wie jenes der Kollegen. Seine Leidenschaft galt der kunstvollen Inszenierung der Entwürfe und mit der Zeit entwickelte er sich zu einem begnadeten Zeichner.

Vor zwei Jahren erhielt das Wien Museum ein umfangreiches Archiv von Zeichnungen, die Weiß angefertigt hat.

Von Hand gefertigt

In idealer Weise ergänzen die grafischen Blätter auch den Kernbestand des Nachlasses von Otto Wagner. Die gezeigten Projekte gewähren einen Einblick in die Architekturklasse. Die Zeichnungen symbolisieren gleichzeitig auch die enge Verbindung zwischen Student und Lehrer. Steile Perspektiven, Übereckansichten, Bildausschnitte sowie harte Kontraste charakterisieren den damaligen Zeichenstil. Die Techniken – von Tusche bis Aquarell – variieren und sorgen so für eine gewisse Dramatik. Und Dramatik scheint bei allen Zeichnungen der rote Faden zu sein. So detailliert die Linienführung, so detailliert die Farbabstimmung – alles zusammen verleiht den Entwürfen Tiefe. Eine Hommage an die Architektur und an die unterschätzte Kraft einer von Hand gefertigten Skizze eines Gebäudes. www.wienmuseuem.at

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