Ein schwebendes Erlebnis

Ein schwebendes Erlebnis
Mit den avantgardistischen, an Eiswelten erinnernden Stationen der Hungerburgbahn schuf Zaha Hadid ein Wahrzeichen für Innsbruck. Und ein Beispiel alpiner Architektur, von der sich das Büro "soma" mehr wünscht.

Wir haben kein Lieblingsgebäude. Aber es gibt eine Liste von Bauten, die uns interessieren, die für uns Fragen aufwerfen und mit denen wir uns gerne auseinandersetzen. Wie die Stationen der Hungerburgbahn von Zaha Hadid Architects in Innsbruck. Die namensgebende Bahn ist eine Standseilbahn, die von der Innenstadt bis zur Hungerburg fährt.

Wir schätzen sie wegen ihrer grandiosen Lage und Aussicht, wegen der Anfahrt aus dem Stadtzentrum direkt hinauf ins schroffe Gebirge und nicht zuletzt wegen ihrer architektonischen Radikalität und Gewagtheit. Die Stationen sind Modulationen eines Themas. Dadurch ist es ihnen möglich, auf die jeweiligen Gegebenheiten zu reagieren und daraus Charaktere zu erzeugen. Sie zeigen eine biegsame Architektur, die je nach Blickpunkt anders erscheint und dadurch mehrdeutig bleibt. Obwohl ihre Geometrie komplex ist, wirkt die Hungerburgbahn unmittelbar und schafft einen leichten Zugang. Dabei lässt sie viele Lesarten zu, banale und hochtrabende, laienhafte und komplizierte. Die Hungerbergbahn erzeugt einzigartige räumliche und kinästhetische Erlebnisse, welche ihrem einprägsamen Kontext gerecht werden. Sie schafft es, sich in diese grandiose Umgebung selbstbewusst einzubetten, ohne dabei im Hintergrund oder gar der Belanglosigkeit zu verschwinden. In jedem Fall handelt es sich dabei um eine höchst bemerkenswerte Interpretation von alpiner Architektur – davon würden wir hierzulande gerne mehr erleben.

Ein schwebendes Erlebnis

Das Architekturbüro „soma“ wurde im Jahr 2007 von den Partnern Kristina Schinegger, Stefan Rutzinger, Martin Oberascher und Günther Weber ins Leben gerufen. Gleich als erstes Projekt errichtete es das zentrale Gebäude der EXPO 2012 in Südkorea. An den Standorten Wien und Salzburg setzt sich das Studio mit experimentellen Methoden sowie technischer und theoretischer Forschung auseinander, um zukunftsweisende Konzepte zu erstellen. Zu heimischen Arbeiten zählen z. B. der Zubau der Bauakademie oder der Pavillon „White Noise“ (beide Salzburg). Neben zahlreichen Publikationen und Ausstellungen wurde „soma“ mehrfach ausgezeichnet und war für den renommierten „Mies van der Rohe Award 2013“ nominiert. www.soma-architecture.com

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