Zentralmatura: Wer dringend nachsitzen muss

Erst viel Geheimnistuerei, dann ein lässiges "So what".

Codename „Top Secret“ – so könnte man die Geheimnistuerei rund um die Zentralmatura-Ergebnisse in einem Agentenfilm-Titel zusammenfassen. Ein bisserl wie im Pentagon. Umso spannender war, ob der Tamtam wenigstens etwas Handfestes bringen würde: erste Lehren, Erkenntnisse oder Ideen aus den teilweise desaströsen Mathe-Ergebnissen vor Kompensationsprüfung – vor allem an den BORG, aber auch an den AHS. Doch nein. Stattdessen wurde erneut beteuert, dass erst am Freitag vergangener Woche alle Daten vorgelegen wären. Die erste knackige Conclusio der Bildungsministerin Sonja Hammerschmid: „Man muss genau hinschauen“. In einem Interview für das Abendjournal in Ö 1 tat Hammerschmid die Ergebnisse gar mit einem "So what?" ab - nachdem sie argumentiert hatte, dass sich die meisten Schüler ihr Nicht genügend durch die Kompensationsprüfungen ja verbessern konnten.

Akuter Handlungsbedarf

Wer sich diese wenigen treffsicheren Sager auf der Zunge zergehen lässt, ahnt, was da möglicherweise kommen wird: so manch Diffuses, aber keine Ansagen, die auch nur ansatzweise die Note Sehr gut, Gut oder Befriedigend verdienen würden. Und vermutlich auch keine selbstkritische Evaluation, was da tatsächlich passiert ist. So what, genau. Das, obwohl der Handlungsbedarf in Sachen Mathe-Matura akut scheint und die Not durch die Ergebnisse offensichtlich wird. Alleine bei den AHS war die Fünfer-Quote bei den Klausuren doppelt so hoch wie im Vorjahr. In den Oberstufenrealgymnasien hatte ein Drittel aller Schüler einen Fleck. Das ist dramatisch. Und macht klar, dass man in diesem Schlüsselfach einfach noch nicht auf internationalem Zentralmatura-Niveau agiert und Ministerium sowie BIFIE dringend nachsitzen müssten. Das gilt übrigens auch für die Lehrer. Hätte man nämlich im Fach Mathematik noch zugewartet, auf ein durchdachteres Matura-Konzept und Lehrer-Nachschulung gesetzt, wäre den Schülern viel erspart geblieben.

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