Verkauf des OMV-Gasnetzes könnte am Aufsichtsrat scheitern

OMV-Boss Rainer Seele spart bei der Werbung
OMV-Chef Rainer Seele hat angeblich noch kein plausibles Konzept vorgelegt.

Am Freitag war Abgabeschluss für den Teilverkauf (49 Prozent) der Gas Connect Austria, die Gas-Tochter der OMV. Die definitive Entscheidung darüber, welche der drei Bietergruppen zum Zug kommt, soll bis Jahresende fallen. Details dazu will die OMV, die als unterstes Preislimit rund eine halbe Milliarde Euro vorgegeben hat, nicht kommentieren.

Auf Grund der Größenordnung muss der Deal vom Aufsichtsrat der Mutter OMV abgesegnet werden. Daran könnte der Abverkauf der Hauptschlagader der österreichischen Gasversorgung allerdings noch scheitern.

Aufsichtsrats-Präsident Löscher soll skeptisch sein

Einige Aufsichtsräte sind nämlich sehr skeptisch. Auch der neue Vorsitzende, Ex-Siemens-Boss Peter Löscher, habe Bedenken, ob die Gas Connect überhaupt verkauft werden sollte, ist zu hören.

Den Aufsichtsräten geht es nicht um politische, sondern um wirtschaftliche Argumente. OMV-Chef Rainer Seele, derzeit auf Urlaub in Irland, soll dem Gremium bis heute kein plausibles Konzept präsentiert haben. In dem schlüssig argumentiert wird, warum die OMV knapp die Hälfte einer Tochter verkauft, die Gewinne einfährt. Die Rendite der Gas Connect dürfte derzeit zwischen drei und vier Prozent liegen. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus nicht schlecht.

Mit dem Verkaufserlös will Seele die zehnprozentige Beteiligung der OMV an der geplanten Gazprom-Pipeline "Nord Stream 2" finanzieren. "Ich geb’ zu, ich brauche Geld", erklärte der OMV-Chef vor Journalisten. Die Rendite aus dem Pipeline-Projekt von Russland durch die Ostsee nach Deutschland sei höher. Dafür sind die Gewinne aus dem heimischen Gas-Netz sicher.

Die besten Chancen auf den Zuschlag hat, wie berichtet, der Oligarch Daniel Křetínský, der mit dem tschechischen Energiekonzern EPH ins Rennen ging. Er baute in nicht einmal sechs Jahren eines der größten Konglomerate in Zentral- und Osteuropa auf und investiert billig in konventionelle Energie-Erzeuger.

Die EPH könnte wesentlich mehr bieten als die Mitbewerber (Allianz Österreich mit dem italienischen Pipelinebetreiber Snam sowie der australische Infrastruktur-Investor Macquarie), da sie sich über Durchleitungstarife in der Slowakei den Kaufpreis locker zurückholen kann, meinen Insider.

Politische Kritik

Politisch ist der Verkauf umstritten, vor allem in der SPÖ. Zuletzt forderte die Arbeiterkammer, die Republik solle sich über die Staatsholding Öbib bei der Gas Connect einkaufen. Dafür bräuchte die Öbib laut Gesetz allerdings einen Beschluss der Regierung. Die SPÖ-nahe Managerin und ÖBB-Aufsichtsratschefin Brigitte Ederer hatte bereits mehrfach vor einer Zerschlagung und einem Ausverkauf der OMV gewarnt.

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