US-Regierung wirft VW auch Gesundheitsgefährdung vor

Stickoxid-Ausstoß soll laut US-Klage die Gesundheit stärker schädigen, als man bisher angenommen hat.
Rund 1340 Klagen wurden von Kunden gegen Volkswagen bei US-Gerichten eingebracht. Klage der US-Regierung könnte VW rund 20 Milliarden Euro kosten.

Der Abgas-Skandal beim deutschen Autobauer Volkswagen sprengt selbst für US-amerikanische Verhältnisse Grenzen. Rund 1340 Klagen wurden seit Bekanntwerden der Trickserei bei den Stickoxid-Werten Mitte September 2015 bei US-Gerichten eingebracht – darunter sind zahlreiche Sammelklagen. Das Gros der Klagen wurde von den diversen US-Gerichten an das zuständige Bezirksgericht in San Francisco, Kalifornien, abgetreten. Denn: In Kalifornien war die VW-Affäre nach einer monatelangen Prüfung der regionalen Umweltbehörde CARB aufgepoppt.

Doch nicht nur die Vielzahl der Schadenersatzklagen dürfte der Führungsetage der Volkswagen AG und den Managern der betroffenen Tochterfirmen Kopfzerbrechen bereiten. Eine Klage wird den deutschen Fahrzeughersteller in jedem Fall teuer zu stehen kommen: Der US-Generalbundesanwalt hat im Namen der US-Regierung und der US-Umweltbundesbehörde EPA gegen die Volkswagen AG, die Audi AG, die Porsche AG und die US-Töchter des Wolfsburger Konzerns vor einem Bezirksgericht im US-Bundesstaat Michigan eine saftige Zivil-Klage eingebracht. In der Kleinstadt Auburn Hills unterhält VW einen Firmensitz, der in der Affäre offenbar eine Rolle spielt. Hier sollen laut US-Behörden Meetings im Zusammenhang mit der Abgas-Affäre stattgefunden haben.

Der Kernvorwurf des 31 Seiten starken Schriftsatzes betrifft die Manipulation bzw. die Drosselung des Stickoxid-Ausstoßes bei Abgastests durch eine heimlich eingebaute Schummel-Software.

Starkes Umweltgift

Außerdem wirft der höchste Rechtsberater der Regierung in Washington den Wolfsburgern die Gesundheitsgefährdung der US-Bürger vor. Zur Erinnerung: Der Stickoxid-Ausstoß der getesteten Autos der VW-Gruppe soll die US-Grenzwerte zum Teil um das Vierzigfache überschreiten.

So ist es auch kein Wunder, dass der US-Generalbundesanwalt in seiner Klage explizit darlegt, dass die hochreaktiven Stickoxide eine große Rolle bei der Bildung des schädlichen Ozons spielen. Das Einatmen von Ozon kann nicht nur Lungenkrankheiten wie Bronchitis und Asthma verschlimmern, sondern auch zu einem frühen Tod führen, heißt es auf Seite acht der Klage. Besonders Kinder seien stark gefährdet. Jüngste Studien hätten ergeben, heißt es darin weiter, dass die Stickoxide viel gefährlicher seien, als man bisher angenommen habe.

Hohe Strafen gefordert

Der US-Generalbundesanwalt fordert daher hohe Strafen für VW. Für jedes betroffene Fahrzeug, das nach dem 13. Jänner 2009 in den Verkehr gebracht wurde, wird eine Strafe in Höhe von 37.500 US-Dollar gefordert, das sind umgerechnet 34.400 Euro. Unterm Strich macht das eine Strafe in Höhe von 20,64 Milliarden Euro. Zusätzlich wird pro eingebauter Schummel-Software eine Strafe zwischen 2560 und 3490 Euro verlangt.

Da dem Volkswagen-Konzern seitens der US-Regierung aber insgesamt vier Vergehen vorgeworfen werden, könnte sich das gesamte Bußgeld theoretisch vervielfachen. Kenner des US-Rechtssystems gehen aber davon aus, dass es am Ende zwischen dem Volkswagen-Konzern und der US-Regierung zu einer Einigung kommen wird. Die wird aber auch Zigmilliarden Euro kosten.

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