UNIQA setzt konsequent auf Wachstum in Osteuropa

Andreas Brandstetter (re.) und Wolfgang Kindl: „Beim Wachstum haben wir keinen Plan B zum Osten“
Versicherungskonzern ist in CEE-Ländern gut unterwegs, will aber noch profitabler werden.

Elena Uljee war Finanzchefin von Kraft Food in Südafrika. Weil sie nicht wollte, dass ihr kleiner Sohn in Johannesburg bewacht hinter Mauern aufwächst, kehrte die Ukrainerin in ihre Heimat zurück. Die beeindruckende Managerin leitet die 900 Mitarbeiter große Ukraine-Tochter des heimischen Versicherungskonzerns.

UNIQA setzt konsequent auf Wachstum in Osteuropa
Elena Uljee, UNIQA
Mitbewerber wie Generali und Allianz warfen zuletzt angesichts der schweren Wirtschaftskrise das Handtuch. Die Strategie der UNIQA, weiter Gas zu geben, ging auf. Heute ist die UNIQA in der Ukraine Marktführer. Im ersten Halbjahr 2015 fuhr die Tochter sechs Millionen Euro Gewinn ein. Die Zahl der Außenstellen hat sich seit dem Einstieg 2006 auf knapp hundert mehr als verdoppelt, obwohl die Filialen im Osten wegen des Krieges geschlossen wurden. Die Mitarbeiter übersiedelten in den Westen.

Noch sind etliche der rund 150 Versicherungen in der Ukraine keine echten Assekuranzen, sondern Steuersparmodelle von Oligarchen. Wenn sich der Markt bereinigt, rechnet Wolfgang Kindl, Chef der UNIQA International, mit einer Verdreifachung des Marktanteils auf 15 bis 20 Prozent.

Obwohl die UNIQA erst relativ spät in Zentral- und Osteuropa einstieg, ist die börsenotierte Versicherungsgruppe inzwischen in 15 Staaten präsent und gut unterwegs. Außer in Rumänien werden in allen Ländern Gewinne erwirtschaftet, betonte UNIQA-Chef Andreas Brandstetter in Kiew.

Fünf Millionen neue Kunden

Bereits 60 Prozent der zehn Millionen Kunden des Konzerns leben im Osten. Mit 8000 Mitarbeitern und 1500 Service-Stellen ist die Gruppe im CEE-Raum Branchen-Sechster. Das weitere Wachstum, angepeilt sind fünf Millionen neue Kunden bis 2020, will Brandstetter hauptsächlich im Osten holen. Nicht durch Übernahmen, sondern durch organisches Wachstum. Obwohl die Kostenquote schon kräftig auf 20 Prozent reduziert wurde, muss sich die Rentabilität noch weiter verbessern. Derzeit kommen rund 21 Prozent der Prämien aus dem CEE-Raum.

Die Währung um 60 Prozent abgewertet, fast 50 Prozent Inflationsrate, eine Schattenwirtschaft von geschätzten 50 Prozent, das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf mit 300 Euro im Jahr auf dem Niveau von Entwicklungsländern und im Osten des Landes immer noch das Kriegsrisiko. Trotzdem regiert in der Ukraine das Prinzip Hoffnung.

„Wir haben wirtschaftlich das Schlimmste schon hinter uns, der Boden ist erreicht“, sagt Wirtschafts- und Handelsminister Aivaras Abromavicius. Die Wirtschaftsdaten hätten sich in den vergangenen Monaten stabilisiert. Das Umschuldungsabkommen mit den internationalen Gläubigern steht de facto, über eine Drei-Milliarden- Dollar-Anleihe Russlands gibt es allerdings noch Differenzen.

Kampf gegen die Korruption

„Der Internationale Währungsfonds hilft uns, die Krise zu stoppen. Aber er hilft uns nicht, uns weiterzuentwickeln. Das ist ohne neue Investoren nicht möglich“, setzt Vize-Finanzminister Ihor Umanskiy auf Investitionen aus dem Westen. Ihm ist ebenso wie seinen Regierungskollegen klar, dass dafür viel getan werden muss. Die wichtigsten Voraussetzungen sind die Schaffung von Rechtssicherheit und ein glaubwürdiges Eindämmen der Korruption.
„Mit den alten Entscheidungsträgern können Sie keine Reformen machen“, erklärt der frühere Investmentbanker Abromavicius, warum er im Wirtschaftsministerium 30 Prozent aller Mitarbeiter und 85 Prozent der Führungskräfte gefeuert hat.

Bei der Polizei werden in großem Stil neue Mitarbeiter angeworben, die auch besser verdienen. Eine Korruptions-Staatsanwaltschaft wurde gegründet, die Richter sollen großteils ersetzt werden.

Notenbank-Chefin Valeria Gontareva, vormals Bankerin bei ING und Societe Generale, hat in den vergangenen Monaten knallhart 50 dubiose Banken zugesperrt.
Die Stadt Kiew stellt alle kommunalen Aufträge online, ebenso das Budget bis hinunter zu den Ausgaben der einzelnen Abteilungen. Auch die Immobilien der Stadt werden öffentlich einsehbar.

„Bisher wurden die Wohnungen von den Beamten zu ihrem eigenen Wohl verwaltet“, schildert Vize-Bürgermeister Aleksey Reznikov. Sein Appell: „Es muss uns gelingen, das Böse zu besiegen.“

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