USA

US-Studenten in der Schuldenfalle

Studienabschlussfeier in New York
Studienkredite sollen bereits die zweitgrößte Schuldenquelle der US-Haushalte darstellen.

Ein Studium in den USA bringt oft jede Menge Schulden mit sich. Studienkredite werden nach dem Abschluss zum Teil bis in die Pension mitgetragen. Die Folge ist ein billionenschwerer und rasant wachsender Berg von Studienkrediten, den das Land vor sich herschiebt. Laut Ratingagentur Moody's bedroht die steigende Schuldenlast den US-Konsum und damit den wichtigsten Pfeiler der Volkswirtschaft.

"Die Studienkredite in den USA betragen nun mehr als 1,3 Billionen Dollar und diese Zahl dürfte in absehbarer Zeit weiter zunehmen", sagt Moody's-Analyst Charles O'Shea. "Studienkredite sind nach Hypotheken mittlerweile die zweitgrößte Schuldenquelle der US-Haushalte", macht Expertin Susan Dynarski von der Brookings Institution den Ernst der Lage deutlich. Sieben Millionen Kreditnehmer könnten ihre Schulden nicht mehr bedienen und Millionen mehr seien in Zahlungsverzug.

Bildung kostet tausende Dollar

Das Hochschulsystem in den USA ist für Studenten deutlich teurer als etwa in Deutschland. 2015 wurden an privaten Colleges im Schnitt 32.405 Dollar pro Jahr an Gebühren fällig. Auch die öffentlichen Einrichtungen gehen ins Geld. Je nachdem, ob US-Bürger im eigenen Bundesstaat oder in einem anderen studieren, liegen die jährlichen Kosten durchschnittlich bei 9.410 oder 23.893 Dollar.

Diese Summen kann kaum ein Student aus eigener Tasche stemmen. Wer keine reichen Eltern hat, die bereit sind zu zahlen, nimmt deshalb in der Regel einen Kredit auf.

Laut Experte O'Shea werden in den USA jährlich 160 Milliarden Dollar fällig, um diese Schulden abzubezahlen. Zum Vergleich: Das sind fast 50 Milliarden Dollar mehr als der letzte Jahresumsatz des weltgrößten Online-Händlers Amazon. Bei Konsumentenschulden gibt es zudem in keinem Bereich höhere Ausfallraten als bei den Studienkrediten.

Studenten in der Schuldenfalle

Beunruhigend ist auch das Tempo, mit dem die Verschuldung zunimmt. Während die Einkommen von College-Absolventen in den letzten sieben Jahren im Schnitt um lediglich drei Prozent zugelegt hätten, seien die Schulden im gleichen Zeitraum um rund 53 Prozent geklettert, rechnet O'Shea vor. Wer trotz Abschluss keine oder nur schlecht bezahlte Jobs findet, landet in der Schuldenfalle. Erschwerend kommt hinzu, dass der Markt für Darlehen als Becken voller Kredithaie gilt.

Zwar übernimmt der Staat den größten Teil des Geschäfts. Er hat auch den Auftrag, möglichst vielen Leuten ein günstiges Studium zu ermöglichen. Abschreckend wirkt jedoch, dass der Fiskus bei Zahlungsproblemen starken Zugriff auf zukünftige Einnahmen hat. Es gibt zwar Programme zum Schuldenerlass, trotzdem öffnet der staatliche Sonderstatus beim Schuldeneintreiben privaten Anbietern die Tür. Bei denen sind die Zinsen aber in der Regel höher und es gibt etliche dubiose Kreditvermittler.

Studienkredite bis zur Pension?

Analyst O'Shea fürchtet, dass die angespannte Lage bei den Studienkrediten zum volkswirtschaftlichen Problem wird. Denn seit 2014 befänden sich diese Schulden nicht mehr hauptsächlich bei den jüngeren US-Bürgern, sondern bei der mittleren Generation der 30-bis 39-Jährigen. Die gibt eigentlich besonders viel Geld aus, an ihr hängt maßgeblich der US-Konsum. Die Studienkredite, die vielfach gar nicht in einem Berufsleben abbezahlt werden können und mit in die Rente genommen werden müssen, zehren aber am verfügbaren Einkommen.

"Es wird ohne Zweifel negative Folgen geben", meint O'Shea. Durch die steigenden Schulden bleibe weniger Geld für den Konsum über. Größere Anschaffungen wie etwa Autos oder Hauskauf könnten deshalb aufgeschoben oder abgeblasen werden. Das träfe die USA ins Mark - denn die Verbraucherausgaben sind die treibende Kraft des Wachstums - über zwei Drittel der Wirtschaftsleistung hängen am Konsum.

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