"Sparbuch ist keine Altersvorsorge"

Erste-Bank-Vorstand Thomas Schaufler rät zu Aktien als langfristige Vorsorge
Erste Bank. Vorstand Thomas Schaufler über negative Zinsen für Geldanleger.

KURIER: Viele Menschen sagen sich derzeit: Ich gebe mein Geld lieber aus statt es auf die Bank zu tragen. Dort verliere ich nur. Richtige Entscheidung?

Wenn Deutschland mit seiner Bundesanleihe sogar mit negativer Verzinsung vier Milliarden Euro von Anlegern bekommt, sieht man den ganzen Wahnsinn, den die Europäische Zentralbank mit ihrer Zinspolitik den Anlegern zumutet. Da wäre es sogar besser die vier Milliarden in einen Safe zu legen.

Oder doch lieber ausgeben?

Die Veranlagungsmöglichkeiten sind weniger geworden und es ist schwieriger, eine gute Entscheidung zu treffen. Brexit, Türkei – alles wirkt auch auf die Finanzmärkte. Aber es gibt Möglichkeiten.

Und die wären ...?

Wir merken in der Bank jedenfalls eine enorme Nachfrage nach Alternativen zum Sparbuch. Viele Leute wollen ja langfristig ansparen, etwa für die Pension. Und das Sparbuch ist keine Altersvorsorge. Wir müssen den Kunden aber sagen: Die Verzinsung von drei bis vier Prozent, die du von früher gewohnt bist, wird es nicht mehr geben. Aber vielleicht doch zwei Prozent. Das ist das x-fache dessen, was er derzeit am Sparbuch bekommt.

Können Sie mit zwei Prozent überhaupt Kunden für eine Veranlagung überzeugen?

Für die Kunden klingt das noch immer wenig. Wenn sie mehr wollen, müssen sie höhere Risiken eingehen.

Auch zwei Prozent gibt es derzeit nicht risikolos...

Ja, aber die Bank kann sagen: Das ist ein überschaubares Risiko. Natürlich braucht man dafür einen Anteil von höher rentierenden Unternehmensanleihen oder einen kleinen Teil Aktien im Portfolio. An Aktien führt bei der längerfristigen Veranlagung kein Weg vorbei.

Diese kleinen Renditen werden von den Gebühren, die die Bank verlangt, aufgefressen. Warum sollte ein Anleger dafür Risiko in Kauf nehmen?

Wir in der Erste Bank haben die Gebühren schon an das niedrigere Renditeniveau angepasst. Natürlich verlangen wir bei den geringeren Ertragserwartungen nicht mehr drei Prozent Ausgabeaufschlag auf Investmentfonds.

Locken Sie damit viele Kunden zum Kauf von Fonds?

Wir haben immer noch hohe Zuflüsse auf die Sparkonten, viele lassen das Geld auch am Girokonto liegen. Auch viele Unternehmen parken das Geld bei den Banken.

Die Bank könnte so wie Schweizer Banken die Sparzinsen ins Negative drücken. Dann würden viele umschichten ...

Für private Sparer ist das ausgeschlossen. Das steht sogar im Gesetz. In Deutschland fangen Banken aber an, von Unternehmen Zinsen zu verlangen, wenn sie Geld am Konto liegen lassen. In Österreich ist das nicht der Fall.

Raus aus dem Sparbuch. Wie könnte das sonst funktionieren?

Wir stellen den Kunden zwei Fragen: Welche Rendite erwartest du? Und welches Risiko willst du tragen? Wenn die Antwort lautet: drei bis vier Prozent Rendite, sagen wir, dass dafür eine bestimmte Aktienquote in der Veranlagung nötig ist. Für eine langfristige Vorsorge sind Aktien unumgänglich. Ich glaube auch, dass die Renditen wieder einmal deutlich höher sein werden als jetzt. Die Erste Bank hat mit dem Produkt YouInvest, das sehr flexibel ist und unterschiedliche Risiko-Typen abbildet, eine gute Alternative.

Welche Veranlagung würden Sie persönlich jetzt tätigen?

Außer YouInvest? Ich würde Türkei-Aktien kaufen. Ich glaub’, dass das Land trotz allen aktuellen politischen Problemen eine starke Zukunft hat. Aber natürlich muss man bei einer solchen Veranlagung zehn Jahre oder mehr Zeit haben.

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