Quellen als sprudelndes Geschäft

Österreicher trinken mehr Bier als Mineralwasser. Beides kaufen sie am liebsten in Aktion.
Österreicher trinken mehr "Mineral". Multis wie Coca-Cola, Nestlé und Danone setzen auf eigene Quellen.

Der Sommer ist für Mineralwasserhersteller das, was für Sektproduzenten Silvester ist: Ein großes Geschäft. Zumindest wenn er nicht so verregnet und kalt ist wie im Vorjahr. Da ist der Umsatz zwischen Juni und August um 25 Prozent eingebrochen (Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Bitter für eine Branche, die ein Drittel des Geschäfts in diesen drei Monaten macht. Der heurige Sommer kann aus Sicht der Hersteller nur besser werden.

Wasser verkaufen ist primär eine Marketingleistung, zumindest in Ländern, in denen es genügend Trinkwasser gibt. Das streiten nicht einmal Branchenvertreter ab. Mineralwasser von den Fiji-Inseln kostet in Gourmetläden mehr als Wein, das Fläschchen Evian gilt vielen fast als modisches Accessoire.

Am anderen Ende der Preisrange stehen günstige Eigenmarken, die beispielsweise Spar in großen Mengen in Norditalien abfüllen lässt. Das wirkt sich auch auf die Marktzahlen aus: Unterm Strich importiert Österreich mehr Wasser, als es ausführt – vor allem aus Italien, Slowenien und Deutschland.

Und weil die Österreicher beim Mineralwasser offenbar besonders auf den Preis schauen, setzen es Händler gerne als Lockartikel ein. Mehr als 40 Prozent des Umsatzes machen die Hersteller hierzulande mit Aktionsware. Was gerade im Angebot ist, macht bei guter Witterung – sprich hohen Temperaturen – schon einmal 50 Prozent mehr Umsatz als an normalen Verkaufstagen. Branchenprimus Vöslauer füllt an Spitzentagen bis zu 2,1 Millionen Liter ab – um 50 Prozent mehr als an kalten Wintertagen.

Der Pro-Kopf-Verbrauch ist in Österreich in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen – auf zuletzt 90 Liter im Jahr. Damit trinkt der typische Österreicher laut Statistik weniger Mineralwasser als Bier (107 Liter im Jahr). So gesehen dürften den Mineralwasserherstellern die Deutschen sympathischer sein: Sie kaufen seit 2004 mehr Mineralwasser als Bier (zuletzt 143 vs. 110 Liter Jahreskonsum).

Den Großkonzernen ist freilich nicht entgangen, dass das Geschäft mit in Flaschen abgefüllten Wässern boomt. Sie bauen ihre Wasser-Sparten aus. Weltweite Nummer eins ist der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé mit Marken wie Pure Life, S. Pellegrino oder Vittel. In der Spitzenliga spielt auch der größte Joghurt-Produzent der Welt, der französische Konzern Danone, mit Marken wie Evian und Volvic. Auch Coca-Cola will längst für mehr als für süße Limonaden stehen und hat eine Reihe von Quellen aufgekauft. Zum Coca-Cola-Reich zählen unter anderem Apollinaris, Bonaqua, Valser oder – seit 2003 – die burgenländische Römerquelle.

Konzerne an der Quelle

Im Laufe der Jahre sind viele der Quellen, deren Wasser in Flaschen fließt, in ausländischen Besitz übergegangen. Die burgenländische Waldquelle gehört nun zum tschechischen Marktführer Carlsbader Mineralbrunnen, Gasteiner gehört zu 49 Prozent zur BrauUnion, die wiederum Teil des Heineken-Konzerns ist, und die steirische Peterquelle ist mehrheitlich im Besitz des deutschen Unternehmers Jürgen Riegel, ein Neffe des deutschen Haribo-Goldbären-Erfinders Hans Riegel.

In Österreich ist der Mineralwassermarkt konzentriert wie nirgendwo sonst in Europa. Vöslauer hält bei 41 Prozent Marktanteil, gefolgt von den Marken Waldquelle und Römerquelle (15 bzw. 13 Prozent).

Quellen als sprudelndes Geschäft
Interview mit Dr. Alfred Hudler, Vorstand für Marketing, Verkauf und Finanzen bei der Vöslauer Mineralwasser AG, am 07.05.2014 in Wien.
KURIER: Vöslauer hat 4,5 Millionen in leichtere Glasflaschen investiert. Kaufen die Leute dennoch lieber Plastikflaschen?
Alfred Hudler: Unterschiedlich. Bei Rewe haben wir bereits einen Anteil von 15 Prozent bei den Mineralwasser-Pfandflaschen.
Wie oft werden die Flaschen wiederbefüllt?
Durchschnittlich 40-mal.

Bleibt die Frage, ob das ökologisch sinnvoller ist als PET. Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Zu welchem Ergebnis kommen Sie?
Es ist müßig, drüber zu diskutieren. Studien kommen je nach Auftraggeber zu unterschiedlichen Ergebnissen. Wir haben deshalb entschieden, beides anzubieten.

Spüren Sie die Konkurrenz von Soda-Stream?
Nein, sie nehmen uns nichts weg.

Wem wollen Sie etwas wegnehmen bzw. wo soll Vöslauer noch wachsen?
Bei kleineren Gebinden gibt es Wachstum, obwohl der Gesamtmarkt stagniert. Auch die Nachfrage nach Mineralwasser ohne Kohlensäure steigt. An besonders heißen Tagen wollen die Leute aber besonders prickelndes Wasser – darauf reagieren wir auch.

Vöslauer hatte im ersten Quartal 2014 in Deutschland ein Plus von 20 Prozent. Konnte Vöslauer das übers Jahr halten?
Wir hatten unterm Strich ein Plus von 23 Prozent, unter anderem, weil es Vöslauer jetzt auch in den deutschen Müller-Drogeriemärkten gibt. In der Gastronomie konzentrieren wir uns weiter auf die Ballungszentren wie Berlin, Hamburg oder Frankfurt.

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