Prall gefüllter Rucksack von ÖVP-Wirtschaft für Kern

Schweres Marschgepäck aus der Wirtschaft für den neuen Bundeskanzler.
Standort, Aus für kalte Progression, flexibleres Arbeiten.

Mit Christian Kern tritt ein Mann mit Wirtschaftskompetenz an die Regierungsspitze: Das sagen der ÖVP nahestehende Wirtschaftsvertreter. "Aber wir geben ihm auch einen Rucksack mit", sagte der frühere Nationalrats-Abgeordnete Günter Stummvoll vor Journalisten. Standort stärken und Jobs schaffen: Das müsse "absolute Priorität" beim Neustart der Regierung haben. Seit 2011 habe die Arbeitslosigkeit in Österreich um mehr als 50 Prozent zugenommen.

Industriellen-Generalsekretär Christoph Neumayer forderte abermals flexiblere Arbeitszeiten. Die europäische Richtlinie sehe keine tägliche Höchstarbeitszeit, sondern Ruhezeiten von elf oder zwölf Stunden vor. Daran orientierten sich Länder wie Schweden, Tschechien, die Niederlande und Großbritannien. In Deutschland könne bis zu einem Durchrechnungszeitraum von sechs Monaten durchschnittlich acht Stunden pro Tag gearbeitet werden.

Acht verlorene Jahre

Eine Entschärfung der kalten Progression wünscht sich Oliver Ginthör vom Bund der Steuerzahler. Das Steuerrecht sei unnötig kompliziert. Das unterstreicht Klaus Hübner, Präsident der Kammer der Wirtschaftstreuhänder. Deren Job ist es an sich, mit dem komplexen Steuerrecht klarzukommen. "Wenn wir einmal sagen, dass wir Vereinfachungen brauchen, dann können sie sich vorstellen, wie sehr das für die Republik notwendig ist", sagte Hübner.

Acht verlorene Jahre für Investitionen beklagte die Generalsekretärin der Wirtschaftskammer, Anna Maria Hochhauser. Die Aufwendungen für neue Maschinen, Bauten oder Forschung lägen noch um 1,9 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2008. "Budgetär machbar" wäre laut Hochhauser eine vorzeitige Abschreibung für Abnutzung: "Wir stellen uns vor, dass man bereits im ersten Jahr der Investition bis zu 50 Prozent abschreiben können soll." Damit mehr private Investoren sich an der Finanzierung kleiner Unternehmen beteiligen, sollten sie das über einen Beteiligungsfreibetrag von der Steuer absetzen können.

Das Sprichwort vom Fisch, der am Kopf zu stinken beginnt, bemühte ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer: "Die gute Nachricht: Der alte Kopf ist weg. Aber auch an den Gräten kann man ersticken."

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