Ohne Förderungen droht Biomasse-Kraftwerken Pleite

Ohne Förderungen droht Biomasse-Kraftwerken Pleite
Ökostrom-Subvention läuft nach 13 Jahren ab. Holzpreise bringen Betreiber in Bedrängnis.

Biomassekraftwerke, die Holzabfälle wie Sägespäne oder Hackschnitzel zu Strom machen, galten vor Jahren im waldreichen Österreich als zukunftsträchtig und umweltschonend. Jetzt, wo die ersten dieser Anlagen aus der Ökostrom-Förderung herausfallen, zeigt sich: Ohne Subvention sind sie nicht wirtschaftlich zu betreiben.

Während der Holzpreis nämlich auf neue Rekorde gestiegen ist, ist der Strompreis im Großhandel in neue Tiefen abgestützt. Nur noch rund 30 Euro kostet die Megawattstunde Strom an der Börse. Die Biomassekraftwerke aber bräuchten mindestens 100 Euro fürs Überleben. Aktuell beträgt die durchschnittliche Förderung je Megawattstunde sogar 132 Euro. Die Branche ist verzweifelt. "Wenn es keine Lösung gibt, fahren wir alle gegen die Wand", appelliert Johann Glöckl, Geschäftsführer der GEM, die unter anderem das Biomassekraftwerk Ensdorf betreibt, an die Vernunft der Politik. Diese beruhigt: "Wir arbeiten an einer Lösung", heißt es aus dem Ministerium.

Heftig umstritten

Es geht um eine Anschlussförderung für diese Kraftwerke nach Auslaufen der 13-jährigen Förderzeit. Diese hat allerdings harte Gegner. Die heimische Papierbranche wettert gegen die Subvention "zur Verbrennung eines wichtigen Rohstoffes". "Der Einsatz von Holz ausschließlich zur Verbrennung ist Lowtech. Veredeln vor verbrennen muss das Motto sein. Deshalb ist die Verwendung von Subventionen für wirtschaftlich wie ökologisch fragwürdige Projekte – wie das geplante Biomasse-Großkraftwerk in Klagenfurt – nicht nachvollziehbar", sagt Peter Oswald, Chef von Mondi Europe. Die Biomasse ist nämlich seit Beginn des Ausbaus der Ökostromerzeugung teuer geworden. Während die Papierbranche früher die Holz- und Sägeabfälle fast gratis bezog, ist der Rohstoff durch den Mitbewerb der Kraftwerke heiß begehrt.

Josef Plank, Präsident des Biomasseverbandes, ist zuversichtlich. "Wir sind gemeinsam mit der Papierindustrie der Ansicht, dass ausreichend Holz für beide da ist", sagt er.

Es gehe doch nur um ein bisschen mehr als im Ökostromgesetz ohnehin erlaubt sei. Dort ist vorgesehen, dass nach Ablauf der Förderfrist bis zu fünf Jahre im Ausmaß des doppelten Strommarktpreises weiter subventioniert werden darf. Das Doppelte aber ist etwas zu wenig. Da muss noch etwas draufgelegt werden – bei Biomasse gar nicht so viel wie bei Strom aus Biogas. Dort ist die Lage besonders dramatisch. 70 solcher Anlagen fallen im nächsten Jahr aus der Förderung.

Viele dieser Biogaswerke sind allerdings klein, technisch veraltet und ineffizient. Kein Wunder daher, dass viele Stromexperten diese Biogasanlagen lieber in Konkurs schicken würden.

Die großen heimischen Stromerzeuger wie der Verbund wettern zwar gerne gegen die Ökostromförderung. Aber auch sie selbst errichten derzeit kein Kraftwerk mehr, ohne dafür Subvention zu bekommen. So wurde erst kürzlich eine Förderung von 4,2 Millionen Euro vom Land Salzburg für die Straßen-Infrastuktur zum Bau des Gemeinschaftskraftwerks Gries von Verbund und Salzburg AG genehmigt. Das kleine Wasserkraftwerk soll rund 10.000 Haushalte mit Strom versorgen.

Problematisch ist der niedrige Strom-Marktpreis auch für die Windparks, deren Förderzeit abläuft. 200 Megawatt-Windräder-Leistung fallen ab heuer jährlich aus dem Ökostrom-Regime. Fast 3000 Megawatt Windenergie werden noch gefördert.

Mit einem Strom-Marktpreis von 30 Euro je Megawattstunde können sie – im Gegensatz zu Biomasse und Biogas – allerdings knapp überleben. „Reparaturen gehen sich nicht aus“, sagt Rudolf Kalchgruber, Mühlenwart beim ältesten Windpark Österreichs, dem 1996 errichteten Windpark Eberschwang in Oberösterreich. Seit 2011 schon läuft der Park ohne Subvention. „6000 Euro für einen neuen Wechselrichter sind aber nicht darstellbar“, sagt Kalchgruber

800 Millionen Insgesamt fließen an die Betreiber von Ökostromanlagen – Wind, Sonne, Biomasse, Biogas – heuer gut 800 Millionen Euro Förderung. Gezahlt wird dies von den Stromkunden, die dafür mit knapp 100 Euro pro Jahr belastet werden.

Grüner Strom Der Großteil des Ökostroms in Österreich wird von den 380 Windparks erzeugt (8,8 Prozent der Gesamtstromproduktion). Dazu kommen 129 Biomasse- und 289 Biogasanlagen sowie 17.000 „Solarkraftwerke“.

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