Oberbank: Sorge um "zartes Pflänzchen" Konjunktur

Franz Gasselsberger liegt im Halbjahr auf Rekordkurs.
Gasselsberger: Gefahr noch strengerer Kreditvergabe wird unterschätzt - "schadet Kreditnehmern und Banken".

Oberbank-Chef Franz Gasselsberger sorgt sich um das "zarte Pflänzchen Konjunkturerholung". Die Banken haben kaum die strengeren Kredit- und Kapitalvorschriften verdaut, da schon schaut die nächste Verschärfung ums Eck. Das Regelwerk ("Basel IV"), das Ende 2016 auf EU-Ebene behandelt werden dürfte, sei eine "unterschätzte Gefahr". Es würde Kredite an Klein- und Mittelunternehmen, für das Gewerbe und den Wohnbau erschweren, warnt Gasselsberger: "Das schadet den Kreditnehmern und den Banken."

Die Oberbank konnte ihre Kreditvergabe dennoch stetig ausbauen; im ersten Halbjahr um 5,4 Prozent. Während andere Institute Filialen zusperren, hat sie heuer fünf neu eröffnet: im Wiener Donauspital und Perchtoldsdorf sowie in den deutschen Städten Jena, Erfurt und Ulm. Bis Jahresende sind zwei weitere Standorte in Ungarn geplant, womit die Gesamtzahl in Österreich, Deutschland, Ungarn und Tschechien auf 160 steigt. Zur Finanzierung des Wachstumskurses wird eine Kapitalerhöhung mit 100 Millionen Bruttoerlös überlegt. Die Eigenkapitalquote solle dadurch auf 15,5 Prozent steigen, damit wäre man unter den kapitalstärksten Banken Europas.

Trotz Zinstief brachte das erste Halbjahr 2016 mit 88 Mio. Euro Überschuss nach Steuern (+5 Prozent) ein Rekordergebnis. Im Gesamtjahr will die Oberbank annähernd das Ergebnis des "Ausnahmejahres 2015" erreichen. Helfen könnte dabei die Reform der Bankenabgabe: Diese würde statt bisher 14,5 Mio. Euro künftig nur 2 bis 3 Mio. Euro im Jahr kosten – zusätzlich zu einmalig 22 Mio. Euro.

Billigerer Kollektivvertrag

Einen viel kritisierten Branchentrend hat sich nun auch die Oberbank angeschlossen: Von insgesamt 2053 Oberbank-Mitarbeitern sind 200 aus den Bereichen Kreditverwaltung, Abwicklung und dem Zahlungsverkehr seit Jahresbeginn in eine Dienstleistungsgesellschaft ausgelagert. Neu eintretende Mitarbeiter würden dort dem günstigeren Gewerbe-KV unterstellt – bisher sind das 15. Diese Maßnahme soll auf lange Sicht eine Million Euro im Jahr einsparen, erklärte Gasselsberger. Oberbank-Betriebsratschef und Banken-Gewerkschafter Wolfgang Pischinger war am Dienstag nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

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