Nur theoretisch gut: eine "Maschinensteuer"

Industrie 4.0: Die Digitalisierung kostet Jobs

Vor 125 Jahren stiegen die Menschen nur zögernd von der Kutsche ins Auto um. Vor drei Jahrzehnten weigerten sich Angestellte, den Computer zu benutzen, schließlich hatten sie ihr Leben lang in eine Schreibmaschine getippt. Heute ist die vierte industrielle Revolution im Gange, auch wenn wieder viele hoffen, davon verschont zu bleiben. Industrie 4.0 heißt: Eine Schraube "weiß" automatisch, wohin sie gehört. Roboter ersetzen in der "Smart Factory" den Menschen. Das kann auch eine gute Nachricht sein: Eintönige, anstrengende Fließband-Arbeit verschwindet.

Sogar außerhalb der produzierenden Industrie fegt die Digitalisierung Jobs weg: im Handel, in der Musikwelt. Und sie schafft neue, oft hochspezialisierte Arbeitsplätze. An solchen Fachkräften herrscht hierzulande Mangel. Für schlecht Qualifizierte hingegen gibt es in einem Hochsteuerland wie Österreich immer weniger Vollzeit-Beschäftigung. Die Hoffnung lebt, dass Nischen für hochwertige, handwerkliche Produkte und der Dienstleistungssektor weiterhin blühen werden.

Nur leider hat sich Europa im Bereich der digitalen Revolution von den USA und China abhängen lassen. Das hat auch mit der speziell in Deutschland und Österreich grassierenden Fortschritts- und Technikfeindlichkeit, gepaart mit einer gewissen saturierten Trägheit zu tun. Für unseren Wohlstand ist das gefährlich. Noch dazu, wo Österreich im Gegensatz zu Deutschland manche Reformen vernachlässigt hat.

Retro-Idee

Dass Infrastrukturminister Stöger nun "4.0"-Professuren an den Unis fördert, ist löblich, kommt aber sehr spät. Und wenn der Sozialminister und wahrscheinliche SPÖ-Hofburg-Kandidat Hundstorfer laut über eine Maschinensteuer nachdenkt, weil sich die Staatseinnahmen aus der Lohnsteuer verringern, dann ist das nur auf den ersten Blick bestechend, auf den zweiten aber ziemlich "retro". Die Gefahr, dass Innovationen in Betrieben abgewürgt werden und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts leidet, ist hoch. Diese Steuer forderte schon Alfred Dallinger in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Sie ist theoretisch gut, funktioniert aber – ähnlich wie die Finanztransaktionssteuer – nur global.

Ohnehin wird man schon bald das zu geringe Wachstum nicht mehr mit neuen Steuern wettmachen können. Im Gegenteil: Hohe Regulierungs- und Abgabenlast könnten die Schrittmacher der Gesellschaft entmutigen. Auch wenn man hierzulande – sozial abgesichert – sicher noch eine Zeit lang recht kommod lebt.

Besser wäre die Entwicklung einer kraftvollen Strategie. Österreich hat tolle Unternehmen, noch immer hohe Produktivität und im Prinzip keine schlechten Bildungseinrichtungen. Dort braucht es dringend viel mehr fächerübergreifende Technik- und Naturwissenschaftsschwerpunkte. Damit wir in Zukunft nicht vom Fortschritt abgekoppelt sind.

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