Neckermann ist Geschichte

Neckermann ist Geschichte
Für die 2.000 Beschäftigten des Versandhauses hat sich die letzte Hoffnung zerschlagen. Die Geschäftsleitung muss den Betrieb bis Sonntag schließen.

Für die rund 2.000 Beschäftigten des insolventen Versandhändlers Neckermann hat sich die letzte Hoffnung zerschlagen: Auch die Gespräche mit dem einzig verbliebenen Interessenten seien gescheitert, teilte der Insolvenzverwalter am Donnerstag mit. Die Geschäftsleitung von Neckermann müsse den Betrieb deshalb bis zum Sonntag schließen. Die Schuld für das Scheitern sieht der Insolvenzverwalter bei den Vorbesitzern Neckermanns: Alle Interessenten schreckten vor der Höhe der für eine Sanierung nötigen Investitionen zurück, nachdem sie einen Blick in die Bücher geworfen hatten.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Joachim Kühne hatte aus rechtlichen Gründen trotz der letzten Gespräche mit dem noch verbliebenen Interessenten bereits am Mittwoch das Aus für Neckermann ankündigen müssen. Die Mitarbeiter wurden bereits über ihre bevorstehende Kündigung informiert. Mit dem Ausscheiden des letzten Interessenten ist das einst zu den führenden Versandhäusern Europas gehörende Unternehmen mehr als 60 Jahre nach seiner Gründung Geschichte.

Geldverschwendung

Das Aus zeichnete sich bereits vor zwei Wochen ab. Die Insolvenzverwalter aus der Anwaltskanzlei CMS Hasche Sigle werfen dem Management unter dem bisherigen Eigentümer, dem Finanzinvestor Sun Capital, indirekt Geldverschwendung vor. Die Interessenten hätten vor allem moniert, dass über einen langen Zeitraum hinweg nicht kostenbewusst gewirtschaftet worden sei. Überall seien sie bei ihrer Prüfung auf die sichtbar schlimmen Folgen für die Wirtschaftlichkeit des Betriebs gestoßen. Die Kanzlei hatte nach eigenen Angaben mehr als 200 Interessenten angesprochen. 50 hätten Neckermann auf Herz und Nieren geprüft.

Sun Capital hatte 2008 die Mehrheit an dem Unternehmen übernommen. Der US-Finanzinvestor drehte im Juli den Geldhahn zu, nachdem er nach eigenen Angaben 200 Mio. Euro investiert hatte. Nicht von der Insolvenz betroffen ist der Touristik-Anbieter Neckermann Reisen, der seit längerem zu Thomas Cook gehört.

Neckermann hatte mit seinem Kataloggeschäft und dem berühmten Slogan "Neckermann macht`s möglich" über Jahrzehnte den Versandhandel in Deutschland geprägt. Auf das boomende Internetgeschäft hatte der Konzern aber zu spät gesetzt.

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