Millionen-Pleite einer Start-up-Firma

Die Hersteller vergüteten die Tätigkeit von meinkauf.at im Schnitt mit 30 Cent.
Das Online-Portal meinkauf.at hat fast zwei Millionen Euro Schulden angehäuft und hohe Fördergelder verbrannt.

Alles begann im Jahr 2011 mit einer ambitionierten Idee, doch das Geschäftsmodell ist im Endeffekt mangels weiterer Investoren gescheitert. Die meinKauf GmbH mit Sitz in Wien hat am Mittwochvormittag laut dem Gläubigerschutzverband Creditreform einen Konkursantrag bei Gericht eingebracht. Das Unternehmen um Markus Pichler betreibt ein Online-Portal für Handelsmarketing, sprich es stellt digitale Flugblätter und Postwurfsendungen von Handelsunternehmen Konsumenten online und mobil zur Verfügung. Zugleich kann die meinkauf-Plattform mit Apps bedient werden. Neun Mitarbeiter sind von der Pleite betroffen.

„Obgleich die Gesellschafter etwa 1,937 Millionen zugeschossen haben, ist letztlich eine Fortführung und Sanierung nicht möglich, weshalb das Ziel die bestmögliche Verwertung der Plattform meinkauf.at ist“, stellt Firmen-Anwalt Paul Fussenegger auf Anfrage des KURIER klar. Denn das Start-up-Unternehmen hat in den vergangenen drei Jahren 2,5 Millionen Euro Verlust geschrieben.

Aber der Reihe nach. Nach seiner Gründung im Jahr 2011 konnte meinkauf.at erste Kunden, darunter Spar, Leiner, Kika, Baumax und Obi als Kunden gewinnen, heißt es im Konkursantrag. Mitte 2012 konnte dann auch ein strategischer Partner gefunden werden.

Hohe Förderungen

Ein Jahr später hat die Forschungsförderungsgesellschaft FFG meinkauf.at einen Zuschuss in Höhe von 445.000 Euro und ein Darlehen in Höhe von 88.000 Euro gewährt. Die Gelder wurden zur Entwicklung „selbstlernender Algorithmen“ verwendet. Die FFG gewährte dann noch einen weiteren Zuschuss (532.000 Euro) und ein Darlehen in Höhe von 108.000 Euro.

2014 erfolgte der Markeinstieg in der Türkei und in Ungarn. Das Türkei-Geschäft lief nicht und musste eingestellt werden. Die Beteiligung (30.000 Euro) an einer türkischen Gesellschaft wurde als wertlos ausgebucht. Der Markt in Ungarn wurde von Österreich aus betreut. Dort gab es eine Kooperation mit dem größten privaten TV-Sender.

Neues Geschäft

„Um den Umsatz zu steigern, wurde ein zweites Geschäftsmodell eingeführt“, heißt es im Antrag. Es handelt sich dabei um sogenanntes "Cashback Couponing“ für sich schnell drehende Konsumgüter. „Das bedeutet, dass der Endkonsument direkt vom Hersteller einen Rabatt erhält, unabhängig davon, wo er das über meinkauf.at beworbene Produkt erwirbt“, heißt es weiter. „Der Konsument macht ein Foto von der Rechnung, diese Rechnungen werden sodann automatisch verarbeitet und der Konsument erhält den Rabatt von meinkauf.at auf sein Girokonto gutgeschrieben oder kann den Betrag spenden.“ Nachsatz: „Dieses Geschäftsmodell ist anfänglich sehr gut gelaufen und es konnten gute Umsätze lukriert werden.“

30 Cent

Die Hersteller vergüteten die Tätigkeit von meinkauf.at im Schnitt mit 30 Cent. Im Frühjahr 2015 führte meinkauf.at sehr intensive Gespräche mit zwei Investmentfonds, die 700.000 Euro einschießen sollten. Doch einer der beiden Fonds investierte dann doch nicht, angeblich weil er von der Finanzmarktaufsicht keine Freigabe bekam, heißt es im Antrag weiter. Damit wurden aber auch beantragte Fördergelder in Höhe von 800.000 Euro nicht ausgezahlt. Für das Projekt „MarktStart“ erhielt meinkauf.at aber im Jahr 2015 von FFG ein weiteres Darlehen in Höhe von 650.000 Euro, von dem aber bisher nur 357.500 Euro ausgezahlt wurden.

Kapitalerhöhung 2015

„Auch das Austria Wirtschaftsservice AWS hat ein Darlehen in Höhe von 600.000 Euro gewährt, wovon 480.000 Euro zur Markterweiterung verwendet wurden“, heißt es im Konkursantrag. Im Dezember 2015 wurde auch eine Kapitalerhöhung durchgeführt und zum Teil haben namhafte Geldgeber Anteile gezeichnet. Es gibt insgesamt 24 Gesellschafter, darunter sind kleinere Risikokapitalgeber. Aber Anfang August 2016 konnten Gespräche mit potenziellen Investoren nicht mehr positiv abgeschlossen werden.

Schulden und Vermögen

Die Verbindlichkeiten werden mit 1,992 Millionen Euro beziffert, die Gläubigerliste ist sehr lang. Die Aktiva werden mit 135.500 Euro ausgewiesen, davon entfallen 105.000 Euro auf ein Bankguthaben, das dem AWS als Sicherheit für die Förderung dient. Das freie Vermögen beträgt lediglich 20.500 Euro.

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