Milliarden-Kreditpaket für Klein- und Mittelbetriebe

Die Volksbanken haben die Krise überwunden.

Finanzierung. Die österreichischen Volksbanken geben nach Jahren der Krise wieder ein kräftiges Lebenszeichen von sich. "Wir starten eine Kreditoffensive mit einer Milliarde Euro für Klein- und Mittelbetriebe", kündigt Gerald Fleischmann, Chef der Volksbank Wien, dem neuen Sektor-Zentralinstitut, an.

Geld für den Staat

Diese Summe hatten die Volksbanken bei der Europäischen Zentralbank (EZB) gebunkert und dafür sogar 0,4 Prozent Zinsen zahlen müssen – weil sie bis vor Kurzem noch nicht genügend Eigenkapital hatten, um mehr Kredite vergeben zu können. Jetzt aber sei die Neuaufstellung des Sektors mit den vielen Fusionen lokaler Volksbanken weit fortgeschritten und die Eigenkapitalquote auf zwölf Prozent angewachsen. Nach dem endgültigen Abschluss des Verkaufs der start:Bausparkasse samt Immo-Bank an die Bawag werde die Kapitalquote sogar auf 12,7 Prozent steigen, sagt Fleischmann. Die Verkäufe haben auch genügend Geld in die Kassen gespült, um schon heuer einen Teil des Staatsgeldes von 300 Millionen Euro zurückzuzahlen. Bis 2023 haben die Volksbanken Zeit, den Gesamtbetrag zu tilgen. Fleischmann glaubt, dass dies sogar bis 2020 zu schaffen sei.

Die Zahl der regionalen Volksbanken ist inzwischen auf 20 geschrumpft. Vor einem Jahr waren es noch mehr als 50. Mit den Fusionen, die derzeit im Zwei-Wochen-Takt stattfinden, soll die Zahl der Volksbanken bis Mitte 2017 auf acht plus zwei Spezialinstitute zurückgehen. Die kleine Volksbank Almtal in Oberösterreich hatte sich lange gegen eine Fusion gewehrt. Allerdings hat sie nicht genügend Kapital, um allein zu bestehen, wie ihr die Aufsicht mitteilt. Jetzt will sie das Bankgeschäft auf die Volksbank Oberösterreich übertragen, die Volksbank Almtal wird aufgelöst. Die Genossenschaften können auf diese Weise Kapital ausbezahlt bekommen. Die Gespräche darüber aber laufen noch.

Die Krise des Volksbankensektors hat deren früheres Zentralinstitut, die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) ausgelöst. Mit risikoreicher Ost-Expansion, den teuren Zukäufen der Investkredit und der Kommunalkredit, die in der Krise 2008 verstaatlicht werden musste, rutschte die ÖVAG tief in die Verlustzone. Mehr als eine Milliarde Euro hat der Staat in die ÖVAG gesteckt, um einen Zusammenbruch des gesamten Sektors - die Volksbanken waren an der ÖVAG beteiligt - zu vermeiden. Der Großteil dieses Geldes musste abgeschrieben werden. 300 Millionen Euro aber müssen die Volksbanken als ehemalige ÖVAG-Eigentümer dem Staat zurückzahlen. Bis diese Summe abbezahlt ist, bleibt die Republik Österreich 215 Prozent-Eigentümerin des neuen Zentralinstituts Volksbank Wien. Die alte ÖVAG wurde großteils zur Bad Bank Immigon, die abgewickelt wird.

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