Dolce Vita an der Eliteuni

Die Bocconi ist auf Platz acht der 85 besten Business Schools Europas, einzelne Studiengänge rangieren noch besser
An der Bocconi Wirtschaftsuni in Mailand studiert die Elite. Als Belohnung m gibt’s Dolce Vita, Kunst und Spor – und nach dem Abschluss begehrte Top-Jobs.

„Von hier aus ist man schnell an der Côte d’Azur aber auch in den Bergen“, zählt Maximilian Hammer die Vorteile eines Studiums an der privaten Wirtschaftsuni Bocconi auf – neben dem exzellenten Curriculum versteht sich. Der 21-jährige Österreicher macht in Mailand seinen Bachelor. Und genießt nach den Vorlesungen der Uni, deren Studiengänge im „Financial Times“- oder dem QS-Ranking zu den besten Europas und auch der Welt zählen, das Dolce Vita, das Italien zu bieten hat. Wohin es für ihn nach der Uni gehen soll, ist – wie für viele seiner Kollegen – klar: Consulting.


Hier an der Bocconi, im Zentrum Mailands, ist alles ein bisschen anders, alles ein bisschen im Stil der US-Ivy-League-Unis: Eine eigene Kunstgalerie, Sportplätze, ein Web-Radio, eine Studentenzeitung, auch ein eigener TV-Sender gibt es für die Studis. Sie engagieren sich in Musik- und Theatervereinen, helfen freiwillig, Dörfer in Tansania aufzubauen, entwickeln in Inkubatoren Geschäftsideen. Hier wird der Champions-League-Pokal aufbewahrt, vor wenigen Wochen inspirierte in diesen Gemäuern Apple-CEO Tim Cook. Studierende sollen in den Jahren an der Università Commerciale Luigi Bocconi mit Management und Business-Schwerpunkt fürs Leben lernen. „Wir wollen viel bieten“, sagt Rektor Andrea Sironi. Angemessen – immerhin blättern die Eltern für den Bachelor ihrer Sprösslinge 11.600 Euro jährlich hin, für den Master 12.700.

Der Morgen am Campus ist laut. Die Studenten telefonieren, diskutieren, eilen zur Vorlesung, laufen dabei durch Zigaretten-Rauchschwaden der Herumstehenden und Espresso-Trinkenden. Die großen Uhren der adretten Studenten glänzen, die hohen Absätze der schicken Studentinnen klacken. Am schwarzen Flügel, mitten im Foyer, begleitet ein Student den Rummel mit einem flotten Chopin. Das ist hier so, man zeigt, was man kann und was man hat, erklärt Maximilian Hofmann. Auch er spielt manchmal im Foyer. Der WU-Bachelor-Absolvent macht an der Bocconi seinen Master. Der größte Unterschied zu Österreich? „Hier ist es deutlich schwieriger“, so Hofmann. „Man hat wenig Freizeit. Das bereitet einen aber aufs Berufsleben vor“, findet Max Hammer. Dieses scheint zu Bocconi-Absolventen gnädig zu sein: Sie ist Target-Uni der internationalen Investment Banken und Consulter. Einen Monat brauchen die Absolventen nach ihrem Abschluss, um einen Job zu kriegen, länger nicht. „Es muss sich auszahlen, wenn man von zuhause weggeht“, so Hammer.


33 Österreicher absolvieren derzeit ihr gesamtes Studium an der Bocconi. Zusätzlich sind Master-Studierende der WU Wien für ein Jahr zu Gast, sie machen hier ihren Double Degree. Nur drei Studis aus dem SIMC-Masters werden für dieses Programm, das ihnen nach ihrem Abschluss gleich zwei Master beschert und für das sie keine Studiengebühren bezahlen müssen, ausgewählt. Sie sitzen jetzt im Café der Bocconi und schlürfen Espresso. Ihr Hintergrund: Weltoffen, mit Praxiserfahrung im Ausland. In dem einen Jahr, in dem sie hier studieren, arbeiten sie hart: Sie nehmen an freien Wahlfächern teil, lernen Italienisch, nutzen die Business-Exkursionen und lernen von Experten aus der Wirtschaft, die sie unterrichten. „Will man sich später in London bewerben, ist die Bocconi ein guter Start dafür“, erklärt Michael Strasser. „Mit dem Double Degree stechen wir da vielleicht noch ein bisschen heraus“, so Lisa Dünnebacke. Die drei genießen aber auch das Uni-Leben, erkunden Italien, nutzen Kultur- und Sportangebote der Uni.

So es das Curriculum erlaubt. Denn Bocconi-Studierende, erzählt Armin Sumper, sind ehrgeizig. Haben sie etwa während einer Prüfung das Gefühl, nicht mit Bravour zu bestehen, ziehen sie sie vor der Abgabe zurück. Sie treten so lange an, bis sie sich einer exzellenten Punktezahl sicher sind. Ein Druck, der die Studenten übers ganze Studium hinweg zu Bestleistungen peitscht.

Das Leben neben der Uni ist in Mailand teuer. Lebenshaltungskosten? „Das Doppelte von Wien“, schätzen die Studenten. Manche der 1572 internationalen Studierenden kommen im Wohnheim unter, die meisten ziehen in WGs. Doch dort leben sie oft mit Fremden, die Vermieter vergeben die Zimmer (um rund 700 Euro im Monat) an die Studis nur einzeln. Kaffee und Pizza sind günstig, doch das Nachtleben ist teuer. Zum Glück pflegt man in Mailand den Aperitivo: Cocktail um zehn Euro, ein riesiges Buffet an Antipasti, Gebäck und Salaten kommt gratis dazu. Wem Tausende Euro für Studium, Kost und Logis im Jahr mitten in der italienischen Modemetropole dann doch zu viel sind: Rektor Sironi will die Mittel für Stipendien von 25 Millionen auf 30 aufstocken.


Abends ist es immer noch laut an der Uni. Immer noch sind alle am Rumstehen, Reden und Rauchen. Doch jetzt sind die Studenten entspannt, trinken statt Espresso Aperol Spritz und Wermut. Vor den Bars und Cafés rund um den Campus bilden sich Menschentrauben. Der Radius der Studierenden ist klein. Der Campus bleibt auch nach der Uni der Mittelpunkt ihres Lebens.

Oxford, laut THE-Ranking Platz zwei der Welt und beste Uni Europas, und Cambridge, Platz zwei in Europa, sind weltberühmt. Die Eliteunis Europas haben ihren Preis: Mindestens 12.000 Euro pro Jahr. Die Absolventen besetzen 74 Prozent der Richterstellen, 54 Prozent der Redakteursposten der nationalen Medien und 47 Prozent der Ministerstellen der aktuellen Regierung. 55 Prozent der Oxford-Absolventen kommen aus dem Ausland. In Cambridge bewerben sich jährlich 47.000 Studenten – nur 2700 werden aufgenommen.

Auf Platz vier des THE-Europa Rankings liegt die ETH Zurich – hier hat schon Albert Einstein studiert. Laut QS-Ranking ist die Technik-Uni die neuntbeste Uni der Welt. Knapp 40 Prozent der Studenten sind international. Für Studiengebühren und Lebensunterhalt ist pro Jahr aber mit 14.000 bis 24.000 Euro zu rechnen. Ab 2018 will die Uni noch höhere Studiengebühren einheben. In St. Gallen, unter anderem auf Platz vier der besten Business School Europas, zahlt man als ausländischer Student pro Jahr im Bachelor 5700 Euro Studiengebühr.

Die École Normale Supérieure ist auf Platz 17 der besten Unis in Europa (lt. THE) und auf Platz 24 der besten Unis der Welt (lt. QS). Sehr strenges Aufnahmeverfahren: Aus rund 6000 Bewerbungen werden 200 Studierende ausgewählt. Auf Platz zwei des „Financial Times“-Rankings der besten Business Schools Europas liegt die HEC Paris. Für die auf BWL und Unternehmensführung spezialisierte Hochschule braucht man bereits den Bachelor. Der Master fängt für EU-Bürger bei 29.000 Euro an, alle anderen blättern 36.000 hin.

Das THE-Ranking der Top-200 Unis in Europa listet gleich 13 aus den Niederlanden. Die Wageningen University für Lebenswissenschaften ist die beste unter ihnen. Gesetzliche Studiengebühr: lediglich 1951 Euro pro Jahr. Die Uni of Amsterdam – Platz 19 im THE und auch Platz 50 im QS-Ranking der weltbesten Unis – gehört mit sieben Fakultäten und zahlreichen Nobelpreisträgern zu den größten im Land. Beste Business School ist laut „Financial Times“-Ranking die Rotterdam School of Management, Erasmus University.

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