Im Osten nichts Neues, aber im Westen

Im Osten nichts Neues, aber im Westen
Vor Kurzem wurde der Immobilienpreisspiegel der Wirtschafskammer Österreich präsentiert: Preise steigen moderat, Ausnahmen bilden westliche Regionen, doch die Nachfrage bleibt ungebrochen. Und nach wie vor wird in Betongold am liebsten investiert.

"Die Preise verzeichnen im Jahresvergleich eine Seitwärts- bzw. nur eine geringe Aufwärtsbewegung", fasst Georg Edlauer, Obmann des Fachverbandes der Immobilientreuhänder der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die Ergebnisse des aktuellen Preisspiegels 2016 zusammen. Die Nachfrage nach Wohnungen bleibt ungebrochen, das unterstreichen einmal mehr auch die Verkaufszahlen des letzten Jahres. So konnten 2015 rund 13.101 Kaufverträge mit einem Volumen von 6,5 Mrd. Euro in Wien abgeschlossen werden und in Graz wurden 2899 Objekte im Wert von 743 Mio. Euro verkauft. Die Mozartstadt verbuchte 1520 Verbücherungen (505 Mio. Euro), 1409 Objekte (417 Mio. Euro) wechselten in Innsbruck den Eigentümer und in Linz waren es etwa 1070 Immobilien um rund 374 Mio. Euro. Besonders beliebt bei Käufern sind nach wie vor auch umliegende Stadtregionen wie Wien-Umgebung, wo man mit 1721 Objekten im letzten Jahr die meisten Wohnungen verkauft hat. Im Bezirk Gänserndorf waren es 1696, Baden landet mit 1654 auf Platz zwei, Innsbruck-Land folgt mit 1546 und Mödling mit 1346 Immobilien, Mistelbach bildet mit 1256 Liegenschaften den sechsten Platz. Insgesamt wurden im letzten Jahr 110.000 Urkunden verbüchert.

Umsatzstärkste Bezirke außerhalb der Landeshauptstädte sind: Kitzbühel mit 543 Mio. Euro, Wien-Umgebung mit 519 Mio. Euro, Mödling mit 418 Mio. Euro, Baden mit 411 Mio. Euro, Innsbruck-Land mit 375 Mio. Euro und Linz-Land mit 372 Mio. Euro Volumen. Schlusslichter im Bezirks-Ranking sind die Rust (Stadt) mit 36, Waidhofen an der Ybbs (Stadt) mit 94, Eisenstadt (Stadt) mit 183 und Tamsweg in Salzburg mit 186 Immobilienverkäufen. "Ohne private beziehungsweise gewerbliche Investoren ist ein funktionierender Wohnungsmarkt undenkbar", sagt Edlauer. "Wir brauchen mehr Investitionsanreize." Zum diesem Fazit kommt auch Gerald Gollenz, Fachverbandsobmann-Stv. und Fachgruppenobmann Steiermark, der auch die Landflucht als Problem benennt: "Menschen ziehen sich aus Ortschaften zurück, es gibt zum Teil Regionen, wo die öffentliche Verkehrsanbindung noch immer unzureichend ist. Infrastrukturen fehlen, Bezirke werden zusehends leerer. Es bedarf neuer Anreize zur Baulandmobilisierung, gerade im Umland."

Im Osten nichts Neues, aber im Westen
Friedberg - Fotolia 54747890
Große Sprünge sind im Segment der Eigentumswohnungen, aber auch im Bereich der Mieten ausgeblieben. Etwaige Erhöhungen begründen die Experten unter anderem auch im Anstieg von kommunalen Abgaben oder Betriebskosten. Edlauer hat sich zudem die Mietpreisentwicklung der letzten 37 Jahre angesehen. "Für eine Wiener Immobilie in guter Lage mit siebzig Quadratmeter, einer 156 %igen Inflation (VPI 1976) wurden zwischen 7,40 Euro und 9,30 Euro verlangt. Heute wird für dieselbe Mietwohnung zwischen 8,90 und 9,60 Euro veranschlagt. Dies entspricht einer Erhöhung von etwa fünfzehn Prozent."

Mietwohnungen wurden im Schnitt mit 7,20 Euro netto pro Quadratmeter vermietet, das ergibt ein Plus von 3,4 Prozent. Die niedrigsten Durchschnittsmieten pro Quadratmeter liegen bei 5,90 Euro (+ 0,9 Prozent) in Kärnten und am höchsten in Wien mit 9,40 Euro (+ 2,5 Prozent). Platz zwei belegten in diesem Ranking Vorarlberg 8,90 Euro (+ 2,8 Prozent). Die burgenländische Landeshauptstadt ist derzeit das günstige Pflaster mit 7,10 Euro/, dicht gefolgt von St. Pölten mit 6,60 Euro/. Um ganze vier Prozent stieg der Quadratmeterpreis in Salzburg Stadt, der nun auf 9,90 Euro/ kommt. Und doch ist hier nicht das teuerste Mietterrain, denn in Innsbruck muss man mit 10,60 Euro (+1,4 Prozent) derzeit am meisten hinblättern.

Große Unterschiede bei Eigentumswohnungen

Bei Eigentumswohnungen gibt es die größten Unterschiede zwischen Osten und Westen des Landes. Bei Objekten im Erstbezug liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Tirol bei 2925,– Euro/, dies ergibt ein Plus von vier Prozent und bildet damit auch die stärkste Steigerung. In Niederösterreich hingegen hat es einen Rückgang von sechs Prozent (1824,80/) gegeben. Wien verzeichnet ein moderates Plus um 1,8 Prozent auf 3999,30 Euro/. Bei den gebrauchten Eigentumswohnungen sieht es an der Spitze ähnlich aus. Auch hier liegt Tirol auf Platz ein, wo der Durchschnittspreis auf 2214,80 Euro/ kletterte. Mit durchschnittlich 2751,30 Euro wurde in der österreichischen Hauptstadt am meisten für den Quadratmeter bezahlt. Die günstigste Stadt bleibt auch heuer wieder Eisenstadt mit 1309,90 Euro/. An der Spitze liegt Innsbruck. Mit einem Plus von 7,7 Prozent beim Preis wurde hier der höchste Anstieg beim Quadratmeterpreis mit durchschnittlich 2925,20 Euro/ im letzten Jahr gemessen.

Baugrundstücke sind in bestimmten Regionen des Landes zu einem besonders kostbaren und raren Gut geworden, das spiegelt sich natürlich zwangsläufig auch im Preis wider. So konnte man im letzten Jahr für einen Quadratmeter 889,30 Euro veranschlagen, heuer muss man im Schnitt mit 955,70 Euro rechnen. Land kann man derzeit noch am günstigsten in St. Pölten erwerben. Mit 108,– Euro/ bildet die niederösterreichische Landeshauptstadt das Schlusslicht.

Der Bedarf nach mehr Wohnraum stellt Michael Pisecky, Wiener Fachgruppenobmann, einmal mehr fest , ist aber nach wie vor noch lange nicht gestillt. "Viele suchen günstigen und leistbaren Wohnraum im Neubau, dass ist ein Trugschluss, dort wird er nicht zu finden sein." Der geförderte Wohnbau wird das Pensum nicht alleine schaffen können, im Bestand zu bauen muss attraktiver werden. Ein Wunsch mehr also. Allerdings nicht ans Christkind, sondern an die Politik.

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