Großkonzerne haben bei Orangensaft das Sagen

Großkonzerne haben bei Orangensaft das Sagen
Das Saftkonzentrat ist in Händen von wenigen Firmen. Auch der Verkauf ist stark konzentriert.

Das Pressen von Orangen ist ein Riesengeschäft. Zumindest für die wenigen Konzerne, die die Branche dominieren. Jene, die die Orangen ernten, bleiben auf der Strecke, prangern Global 2000 und Südwind an. Arbeiter auf brasilianischen Plantagen ernten pro Tag 1,5 Tonnen Orangen, sagt Regina Webhofer von Südwind: "Für einen Hungerlohn von zehn Euro am Tag."

Als Schuldige machen NGOs die Marktmacht der Großkonzerne aus, die sich auf allen Produktionsstufen zeigt. Schon der Anbau für die Orangensaftindustrie konzentriert sich auf wenige Länder. Brasilianische Plantagen sind für 80 Prozent der weltweiten Exportware verantwortlich. Geliefert werden die Orangen in Form von tiefgefrorenem Konzentrat, das länger haltbar und billiger zu transportieren ist. In den 1970er- bis 1990er Jahren gab es noch bis zu 20 Firmen, die Orangen weiterverarbeitet haben. Heute geht die Hälfte des weltweit verkauften Orangensaftkonzentrates auf das Konto von nur drei Großkonzernen – des französischen Multis Luis Dreyfus Commodities und der beiden brasilianischen Konkurrenten Citrosuco und Cutrale. Cutrale ist im Vorjahr außerhalb der Saftindustrie vor allem durch die Übernahme des US-Bananenriesen Chiquita bekannt geworden.

Die Konzentrathersteller beliefern Saftabfüller rund um den Globus, die wiederum den Handel beliefern. Oft zu Billigstpreisen. In den vergangenen Jahren haben Supermärkte ihr Angebot an günstigen Eigenmarken ausgebaut. Wer die Packerln befüllt, wird meist nach dem Billigstbieterprinzip entschieden. Der Preisdruck steigt. In Österreich liegt der Eigenmarken-Anteil bereits bei 32 Prozent. Regina Webhofer fordert Handelsmanager auf, "ihre Verantwortung entlang der Zulieferkette wahrzunehmen und faire Preise zu bezahlen".

Marktmacht

Die Marktkonzentration steigt auch auf Handelsseite. EU-weit teilen sich in den meisten Ländern nur drei, vier Handelsketten das Geschäft mit Lebensmitteln untereinander auf. In Österreich kommen die Rewe-Gruppe (Billa, Merkur, Penny, Adeg), Spar und Hofer gemeinsam auf einen Marktanteil von 85 Prozent.

Parallel dazu schreitet auch der Konzentrationsprozess auf Industrieseite voran. "Wer die Filialen großer Handelsketten beliefert, braucht große Mengen", bringt es Peter Pfanner vom gleichnamigen Vorarlberger Familienbetrieb auf den Punkt. Pfanner produziert jährlich 500 Millionen Liter Saft und ist der weltweit größte Abfüller von Fairtrade-Orangensaft.

Bei der Konzentratherstellung werden zuerst Aromen aus dem Saft extrahiert. In der Folge wird der Saft auf ein Siebentel des Gewichts eingedampft, dann werden die Aromen wieder zugefügt. Für die Lagerung und den Transport wird das Konzentrat eingefroren, was zu einem erheblichen Verlust an natürlichem Vitamin C führt. Größter Abnehmer von Orangensaftkonzentrat ist die EU, rund 80 Prozent der Ware wird aus Brasilien eingeführt. Die Österreicher trinken laut Statistik elf Liter Orangensaft im Jahr. Europaweit geht der Konsum seit Jahren zurück – innerhalb der vergangenen zehn Jahre um 15 Prozent.

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