Gesunde Wellness-Geschäfte

Gesunde Wellness-Geschäfte
Wellness-Gäste bringen den Hoteliers höhere Einnahmen. Die Zeit zweistelliger Wachstumsraten ist allerdings vorbei.

Sie steigen meist in Vier- oder Fünf-Stern-Hotels ab, geben sich bei den Tagesausgaben mit 155 Euro im Winter und 131 Euro im Sommer wesentlich spendabler, sind durchschnittlich 48 Jahre alt, bleiben eine Woche und sind begeisterte Wiederholungstäter. "Wellness-Urlauber sind die idealen Gäste", skizziert Franz Hartl, Vorstand der Hotel- und Tourismusbank (ÖHT).

Kein Wunder, dass die Gesundheit und Erholung suchenden Gäste immer stärker in den Fokus der heimischen Hotellerie rücken. Bereits 1000 heimische Betriebe schmücken sich selbst mit der Bezeichnung "Wellness-Hotels", rund die Hälfte davon, schätzt Hartl, verdienen diese Spezialisierung tatsächlich.

Wer sich als Wellness-Anbieter etablieren kann, macht durchaus gesunde Geschäfte. Auslastung und Umsätze sind höher, der durchschnittliche operative Gewinn liegt bei 10.600 Euro pro Zimmer. Zum Vergleich: In der Vier- und Fünf-Sterne-Hotellerie sind es 8000 Euro. "Von den zehn wirtschaftlichsten Ferienhotels sind sieben ausgewiesene Wellness-Hotels", weiß Hartl. 500 Millionen Euro jährlich werden in Wellness-Einrichtungen investiert, der Umsatz der Branche liegt bei 3,68 Milliarden Euro.

Auslese

Allerdings, "die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Nach jahrelangem Wachstum wird sich zunehmend die Spreu vom Weizen trennen", warnt Jakob Edinger, Chef der ETB Beratergruppe, vor "Nachmacher-Investitionen". Die Gäste würden "immer erfahrener, am Markt findet eine gewisse Auslese statt".

Für eine ordentliche Wellness-Anlage müssen zwischen einer und fünf Millionen Euro investiert werden. Fehlen Konsequenz und Kernkompetenz, "können Wellness-Investments auch letal enden". Das Angebot muss "unverwechselbar sein und nicht diffus und austauschbar" (Edinger).

Die stark steigende Zahl an Thermen- und Wellness-Projekten in Osteuropa macht Edingers Partner Helmut Zolles "noch nicht nervös". Derzeit spiele sich die Konkurrenz vor allem im Preisbereich ab, weniger in der Qualität. Außerdem gelänge es z. B. Kroatien und Slowenien noch nicht, die Auslandsmärkte zu erschließen. Nachsatz: "Das kann in fünf Jahren aber ganz anders sein."

Mit zunehmendem Gesundheitsbewusstsein ortet Edinger noch "enormes Potenzial". In Deutschland etwa würden derzeit lediglich fünf Euro pro Jahr und Person für Prophylaxe ausgegeben, jedoch 500 Euro an Behandlungskosten. 39 Prozent der Wellness-Klientel in Österreich kommt aus Deutschland, jeder Vierte ist Inlandsgast.

Derzeit beschäftigt die Branche in Österreich 60.000 Mitarbeiter. Deren Bedeutung immer wichtiger wird, meint Edinger. Eine erstklassige Hardware ist für den Gast "bereits selbstverständlich. Es geht um Soft-Faktoren und Dienstleistung".

Wellness: 34 Prozent Stammgäste

Gäste
13 Prozent der Sommer- und neun Prozent der Winterurlauber sind Wellness-Gäste. 24 Prozent von ihnen kommen aus Österreich, 39 Prozent aus Deutschland, 8 Prozent aus den Niederlanden. 97 Prozent der Wellness-Klientel sind Individualtouristen, 79 Prozent sind Direktbucher und 62 Prozent steigen in Vier- und Fünf-Stern-Hotels ab. 34 Prozent Stammgast-Anteil.

Marktvolumen
Gesamteinnahmen rund 3,68 Milliarden Euro, 500 Millionen jährliche Investitionen. Eigenkapitalanteil rund 15 Prozent, im Durchschnitt der Vier- und Fünf-Sterne-Kategorie nur 8,6 Prozent.

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