Gesucht: Die besten Ideen für alternsgerechte Arbeitsplätze

Gesunde Arbeitsplätze sind die Voraussetzung dafür, dass Menschen länger im Job bleiben.
EU-Kampagne für mehr Arbeitnehmerschutz startet in Österreich. Vorbildhafte Unternehmen werden prämiert.

Ein Blick auf die Altersstruktur ihrer eigenen Belegschaft brachte die Firmenchefin zum Nachdenken: "30 Prozent unserer Mitarbeiter werden in den nächsten zehn Jahren in Pension gehen, da mussten wir was tun", erzählt Ursula Simacek, Geschäftsführerin der Simacek Facility Management Group mit rund 5000 Beschäftigten in ganz Österreich.

Die Wiener Reinigungsfirma setzte ein Bündel an Maßnahmen zur alternsgerechten Arbeitsplatzgestaltung um, etwa bei der Arbeitszeit. Anstelle geteilter Dienste frühmorgens und abends wird die Tagesarbeitszeit forciert. "In Skandinavien gibt es 80 Prozent Tagesreinigung, bei uns nur 8 Prozent, da gibt es noch viel Potenzial", appelliert Simacek vor allem an öffentliche Auftraggeber, die Arbeitszeiten für Reinigungskräfte zu verbessern.

Praktische Lösungen wie diese sucht die EU im Rahmen ihrer Kampagne "Gesunde Arbeitsplätze für jedes Alter". Unternehmen werden aufgerufen, sich an einem EU-weiten Wettbewerb der besten Ideen zu beteiligen.

Kulturwandel

"Es braucht einen Kulturwandel in den Betrieben. Unser Ziel muss sein, dass die Menschen mit 65 gesund in Pension gehen", wirbt Sozialminister Alois Stöger um rege Beteiligung. Firmen, die sich bei der Beschäftigung Älterer besonders engagieren, werden vom Ministerium mit dem Gütesiegel "Nestor Gold" ausgezeichnet, zusätzlich gibt es laufende Beratung durch die Arbeitsinspektorate und die Aktion "Fit2Work".

"Trotz gesetzlicher Verpflichtung besteht in Österreich beim Thema alternsgerechte Arbeitsgestaltung noch hoher Nachholbedarf", sagt Anna Ritzberger-Moser, Leiterin der Arbeitsinspektorate im Sozialministerium. Als Beispiel nennt sie die Beleuchtung am Arbeitsplatz. "Ältere brauchen einfach mehr Licht." Aber auch in puncto Arbeitsorganisation, Gesundheit, Weiterbildung und Führung gebe es viel Handlungsbedarf.

Laut einer EU-Studie dürften bis zum Jahr 2030 zumindest 30 Prozent der Arbeitskräfte zwischen 55 und 64 Jahren sein. Auch in Österreich steigt demografisch bedingt die Beschäftigung 50plus sehr stark. Noch stärker steigt allerdings die Arbeitslosigkeit. Diese hat sich seit 2008 auf nunmehr rund 103.000 verdoppelt. Echte Anreize für Betriebe, Ältere anzustellen, gibt es nicht. Die vom AMS gewährte Eingliederungsbeihilfe wird von den Betrieben kaum abgerufen. Das bereits beschlossene Bonus-Malus-System tritt erst 2018 in kraft. Weitere Verbote und Strafen lehnt Stöger vorerst ab: "Ich halte den jetzt eingeschlagenen Weg für effizienter". Für Simacek rechnen sich die Investitionen zweifach: "Menschlich und finanziell."

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