Esterházys große Pläne

Esterhazy will das Seebad Breitenbrunn selbst bewirtschaften, in der Gemeinde ist man verärgert
Tourismus um den Neusiedler See und Eisenstadt soll deutlich ausgebaut werden.

Wenn Stefan Ottrubay sich etwas vornimmt, ist das sicherlich kein kleines Projekt: Der ehemalige Schweizer Investmentbanker und Neffe der 2014 verstorbenen Fürstin Melinda Esterházy, will den Tourismus im nördlichen Burgenland auf Vordermann bringen. Denn, so wie sich das Burgenland den Urlaubern jetzt präsentiere, sei das "sicherlich kein Ruhmesblatt", sagt Ottrubay im Gespräch mit dem KURIER.

Während Wien, Bratislava oder Budapest die Nächtigungszahlen zweistellig steigern konnten, schaffte das Burgenland im Vorjahr lediglich ein Plus von 0,4 Prozent. "Und da zählt das Land sogar alle jene mit, die beim Nova-Rock-Festival im Zelt übernachten", ärgert sich Ottrubay über die magere Bilanz des Bundeslandes.

Attraktive Hotels fehlen

Es fehle an attraktiven Übernachtungsmöglichkeiten und öffentlichen Verkehrskonzepten, kritisiert der Esterházy-Chef. Zu viele Tagestouristen, zu wenige Urlauber, die länger blieben. Das sei das Manko des Burgenlands. Top-Hotels, die Modernisierung des Seebads Breitenbrunn gehören daher ebenso zu seinen Plänen wie ein nachhaltiges Verkehrskonzept. Einen Standort für ein Fünf-Sterne-Hotel in Eisenstadt hat er schon, noch wird aber ein Betreiber gesucht. "Das ist nicht einfach, weil die Stadt von den internationalen Touristikern meist übersehen wird", sagt Ottrubay. Zu viel Millionen habe das Land in wenig sinnvolle Projekte wie Thermen investiert.

Dass Ottrubay der große Ausbau des Burgenland-Tourismus zuzutrauen ist, zeigen die vergangenen 15 Jahre, seit er die Esterházy-Betriebe und die Stiftungen leitet: Das Gesamtvermögen der Betriebe ist in dieser Zeit um immerhin 100 Millionen Euro auf 850 Millionen Euro gestiegen.

Forst- und Biolandwirtschaft florieren ebenso wie der Weinbau. "Das ermöglicht uns jetzt, die Tourismus- und Umweltprojekte zu finanzieren", erklärt er. Esterházy bringt dafür schon einiges mit. Immerhin sind die Kulturgüter der Fürstenfamilie seit Jahren ein Touristenmagnet: Mehr als 400.000 Menschen besuchen im Jahr Schloss Esterházy in Eisenstadt, die Burg Forchtenstein oder die Opern- und Konzertaufführungen im Steinbruch St. Margarethen.

Land mit an Bord

Zuversicht schöpft Ottrubay nicht nur aus seiner Person. Seit einigen Wochen sieht er auch beim Land Burgenland die Einsicht wachsen, dass im Tourismus etwas gemeinsam mit Esterházy geschehen müsse. Jahrelang hing zwischen Land und Esterházy nämlich der Haussegen schief. Wegen Streitigkeiten über die Instandhaltung des Schlosses hat das Land Tourismuswerbung einfach ohne Esterházy betrieben.

"Das ist als würde Wien ohne die Hofburg werben", ärgert sich Ottrubay. Nun aber habe er sich mit dem Land ausgesprochen und man schaue, wo man gemeinsam vorgehen könne. Noch prüften zwar zwölf Sachverständig, für welche Instandhaltungskosten des Schlosses das Land aufkommen müsse. "Aber wir sind bereit, uns zu vergleichen", sagt Ottrubay. Denn fünf- bis siebenjährige gerichtliche Auseinandersetzungen brauche man nicht.

"Nichts zu erben"

Ausgestanden ist auch der Streit mit dem "Erbprinzen" Paul-Anton Esterházy. Alle Klagen seien abgewiesen worden. Das sei auch klar, denn es gebe nichts zu erben, betont Ottrubay. Das gesamte Vermögen sei in den Stiftungen. Aber: "Bei 150 Leuten, die den Namen Esterházy tragen, kann immer wieder einer auf die Idee kommen, er könne sich etwas vom Vermögen holen", meint Ottrubay.

Land- und Forstwirtschaft

Seit 2005 hat sich der Umsatz der Esterházy-Gruppe auf 46,3 Millionen Euro verdoppelt. 1600 Hektar Biolandwirtschaft und die Forstbetrieb steuerten dazu 27,7 Millionen Euro bei und schrieben sieben Millionen Euro Gewinn. 300.000 Festmeter Holz wurden 2015 geerntet, 600.000 Flaschen Wein verkauft.

Immobilien

Aus Vermietung und Verpachtung von Immobilien nahm die Esterházy-Gruppe im Vorjahr 7,4 Millionen Euro ein und schrieb 4,3 Millionen Euro Gewinn. Neben Gebäuden in Eisenstadt gehören dazu auch Freizeitsiedlungen mit mehr als 2000 Mietern sowie der Sulzhof mit der Selbsternteanlage.

Kultur

Schloss Esterházy, Burg Forchtenstein, Schloss Lackenbach und die Festivals im Steinbruch St. Margarethen zählten im Vorjahr insgesamt 400.000 Besucher. Neben der Oper Tosca gab es 2015 auch zwei Konzertevents. Heuer wird die Oper „Der Liebestrank“ von Donizetti aufgeführt.

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