Es wird mehr Wein sein ...

Trotz Mehrproduktion in Deutschland bleiben die Exportchancen der heimischen Winzer intakt.
Deutschland baut seine Rebfläche jährlich um 3000 Hektar aus und keltert 3 Millionen Liter mehr Wein.

In Deutschland wird in Zukunft mehr Wein angepflanzt. Die Anbaufläche von derzeit rund 100.000 Hektar wächst jährlich um 0,3 Prozent. Das bedeutet eine zusätzliche Produktion von etwa drei Millionen Liter pro Jahr. Christoph Reiner, Vorsitzende des Weinbauverbandes Sachsen, freut sich über den Beschluss der deutschen Bundestages. Gerade für kleine Betriebe seien zusätzliche Rebflächen enorm wichtig, um wirtschaftlich arbeiten zu können.

Auf die Wein-Exporte der österreichischen Winzer haben die zusätzlichen Mengen beim Nachbarn allerdings keine Auswirkungen. Denn die Deutschen d produziert deutlich weniger Wein, als sie trinken. Mit einer Anbaufläche von rund 45.000 Hektar hat Österreich fast die Hälfte der Rebfläche des mehr als vier Mal so großen Nachbarn. Flächenmäßig Spitzenreiter ist seit Jahren Spanien mit über einer Million Hektar.

Der Präsident des Weinbauverbandes, Johannes Schmuckenschlager, ist sich sicher: Deutschland werde auch weiterhin ein Importland für Wein und der wichtigste Auslandsmarkt für österreichische Winzer bleiben. Etwa 60 Prozent der gesamten Exporterlöse der heimischen Weinbranche werden in Deutschland erzielt. Die Hauptsorte beim Export ist Grüner Veltliner.

Qualität

Aus Deutschland importiert werden derzeit insbesondere Qualitäts-Rieslinge in der Preiskategorie ab 15 Euro die Flasche. Schmuckenschlager sieht darin auch etwas Positives. Der Vergleich zeige das gute Preis-Leistungs-Verhältnis des österreichischen Weins und beweise, dass guter Wein eben auch seinen Preis hat.

Die Möglichkeit, die Rebfläche wie Deutschland auszuweiten, ist das Ergebnis einer intensiven Debatte in der EU. Begonnen hatte der Diskurs mit dem Vorschlag der Kommission, sämtliche Beschränkungen für die Ausweitung des Weinanbaus zu beseitigen. Doch Weinbauländer wie Frankreich, Deutschland, Italien und Österreich waren mit der völligen Abschaffung der Anbau-Kontingente ganz und gar nicht einverstanden. Befürchtet wurde eine Überflutung der Märkte und ein Preisverfall.

Flächenverlagerungen

Schließlich einigten sich die EU-Staaten darauf, dass die Länder die Rebfläche um jährlich ein Prozent ausweiten dürfen. Das gilt natürlich auch für Österreich. Eine Ausweitung um jährlich 450 Hektar wäre möglich.

Doch das ist derzeit nicht geplant. Anstehen würden laut Schmuckenschlager Flächenverlagerungen innerhalb der Weinanbaugebiete. Manche Weinbau-Gemeinden werden Rebflächen gewinnen, andere hingegen Anbauflächen verlieren.

Die Wiederbepflanzung von Weingärten zählt nicht als zusätzliche Fläche. Voraussetzung ist, dass der Weingarten maximal drei Jahre zuvor aufgelassen wurde.

Der Klimawandel war Anfang Juli das Hauptthema beim Weinweltkongress in Mainz. Denn der Wein bekommt mit der Sonne mehr Zucker und mehr Alkohol. Damit haben vor allem die südeuropäischen Weinanbaugebiete ein Problem. Weine aus diesen Regionen haben jetzt schon einen hohen Alkoholgehalt. Eine Möglichkeit gegenzusteuern sind Hefepilze, die weniger Alkohol produzieren.

Da höhere Temperaturen auch zusätzlichen Schädlingsdruck bedeuten, werden Rebsorten gezüchtet, die etwa gegen Pilzkrankheiten resistent sind. In den USA wird dafür auch Gentechnik eingesetzt. Eine These lautet: Künftig mehr Rotwein als Weißwein.

Die österreichischen Winzer sind von diesem Problem nicht ganz so stark betroffen, stehen aber laut Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager ebenfalls vor großen Herausforderungen. Mit dem Ansteigen des Zuckergehalts geht der Säuregehalt hinunter. Das ist schlecht für die typischen fruchtigen Weine. Außerdem sind kühle Nächte – von denen es nicht wirklich viele gab im Juli – wichtig für die Enzymbildung und damit für die Aromabildung.

Immerhin sei die Sorte Grüner Veltliner in der Reifung sehr säurestabil. Außerdem gibt es auch Jahre, in denen mehr Reife durchaus von Vorteil ist.

Eine Herausforderung für die Winzer ist laut Schmuckenschlager das Bodenmanagement im Weingarten. Damit könne das Ausmaß der Freisetzung von Stickstoff im Boden beeinflusst werden. Stickstoff ist für die Rebe ein Wachstumsimpuls, kann aber auch zur Bildung des Schimmelpilz Botrytis beitragen.

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