"Die Türkei braucht immer mehr die EU"

Die Türkei baut eine dritte Brücke über den Bosporus
Trotz Krieg in der Region wächst der Handel mit der Tükei.

Auch wenn die Politik der Regierung in Ankara oft für Irritationen sorgt, ist für Konstantin Bekos, Wirtschaftsdelegierter der WKO in der Türkei, eines klar: "Die Türkei braucht immer mehr die EU. Die Investitionen ausländischer Unternehmen sind lebenswichtig für die Wirtschaft des Landes."

Zumal die Region mit Kriegen in Syrien und dem Irak derzeit massive Probleme hat. Mehr als drei Millionen Flüchtlinge suchen Schutz in der Türkei. Dazu kommt ein teurer militärischer Konflikt mit den Kurden und die Eiszeit zwischen Ankara und Moskau. Russland war einst einer der wichtigsten Handelspartner.

Freihandelsabkommen

Das Land befürchte zudem bei einem Abschluss des Freihandelsabkommens zwischen der USA und die EU (TTIP) massive ökonomische Nachteile, berichtet Bekos. Allerdings nicht wegen des Inhalts des Abkommens, sondern weil die Türkei als Nicht-EU-Staat vom Abkommen auch nicht profitieren kann. Die USA und die EU sind heute die wichtigsten Handelspartner der Türkei.

Daher auch der Wusch der Regierung in Ankara, die Beitrittsverhandlungen mit der EU zu beschleunigen.Das gesamte ökonomische Umfeld hat dazu beigetragen, dass die Wirtschaft 2015 nur noch um 3,5 Prozent gewachsen ist. Die Handelsbeziehungen zwischen Österreich und der Türkei hat das nicht beeinträchtigt.

Exporte steigen

Im Gegenteil: In den ersten drei Quartalen 2015 sind die Exporte von heimischen Unternehmen in die Türkei um 17 Prozent auf rund 1,4 Milliarden Euro gestiegen. Es geht dabei vor allem um Maschinen und Apparate. Auch die Importe aus der Türkei haben im selben Zeitraum um 11,9 Prozent angezogen. Das bilaterale Handelsvolumen steigt seit Jahren kontinuierlich an und hat 2015 rund 2,8 Mrd. Euro ausgemacht. Bekos hält einen weiteren Zuwachs für realistisch.

80 Prozent der Wasserkraftwerke in der Türkei wurden von heimischen Unternehmen gebaut. Österreich liegt bei den Investitionen von 2002 bis 2015 hinter den Niederlanden und den USA auf Platz 3.

Ein beträchtliches Problem für die Türkei ist der Rückgang des Tourismus wegen der Terroranschläge. Der Schwund bei den Buchungen beträgt mittlerweile 30 Prozent. "Etwa 1000 Betriebe sind bereits Pleite gegangen", verweist Bekos auf die Folgen. Der Anteil des Tourismus am Bruttoinlandsprodukt beträgt immerhin zwischen 12 und 13 Prozent.

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