Der Mann, dessen Name ein Reizwort ist

Peter Hartz, "Vater" der radikalen Arbeitsmarktreformen in Deutschland, feiert seinen 75er – und hat viel vor.

Der Name "Hartz" steht inzwischen im Duden, "hartzen" (für "rumhängen, arbeitslos sein") war das Jugendwort des Jahres 2009: Peter Hartz, der am Dienstag 75 wurde, hat sich inzwischen daran gewöhnt, dass sein Name zum Begriff wurde. Ein Begriff, der für die radikalste und umstrittenste Arbeitsmarktreform in den deutschen Nachkriegsgeschichte steht: "Hartz IV".

"Hieße ich zum Beispiel Leutheusser-Schnarrenberger, hätte Kommission und Gesetz wohl einen ganz anderen Namen bekommen", meint Hartz lapidar. Damals, im Sommer 2002, legte der VW-Personalchef als Leiter einer unabhängigen Experten-Kommission der rot-grünen Regierung von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) einen Katalog von Vorschlägen für eine "arbeitsmarktpolitische Radikalkur" vor.

Diese wurden später in vier Reformgesetze gegossen, von denen das letzte als "Hartz IV" bekannt wurde. Wesentlicher Punkt darin war die Zusammenlegung von Sozialhilfe und Arbeitslosengeld zum Arbeitslosengeld II. Ziel: Halbierung der Arbeitslosigkeit binnen drei Jahren u. a. durch niedrige Grundsicherung und Druck zur Annahme von prekären Jobs. Dieses Ziel wurde zwar nicht erreicht, "unterm Strich", so Hartz heute, "waren die Arbeitsmarktreformen insgesamt ein Erfolg".

Aufstieg und Fall

Peter Hartz, als Sohn eines Drahtziehers und Hüttenarbeiters im Saarland aufgewachsen, machte zunächst in der Stahlindustrie Karriere. In den 1990er-Jahren kam er zu Volkswagen, wo er als Personalvorstand viel beachtete, innovative Reformen umsetzte. Es ging ihm stets darum, bei großen Strukturreformen oder Wettbewerbsmaßnahmen betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. So gelang es ihm mitten in der VW-Krise, durch Einführung der Vier-Tage-Woche (Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich) Tausende Jobs zu erhalten.

Später stolperte er jedoch über die Affäre um Lustreisen von VW-Betriebsräten. Hartz musste den Hut nehmen, wurde wegen Untreue zu zwei Jahren auf Bewährung und 567.000 Euro Strafe verurteilt. Als Pensionist ist Hartz über seine Stiftung immer noch aktiv und engagiert sich weiter im Kampf gegen Arbeitslosigkeit.

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