Bankomatgebühr, nein danke

70 Bankomaten betreibt Euronet in Österreich. Seit Kurzem ist Geldabheben nicht mehr gratis.
VKI rät Verbrauchern zum Einspruch und prüft eine Klage.

Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat der US-Bankomatenbetreiber Euronet Anfang Juli in Österreich eine Gebühr für Geldbehebungen eingeführt: 1,95 Euro pro Abhebung. Der Warnhinweis, dass die Transaktion kostenpflichtig ist, ist leicht zu übersehen.

Der Ärger vieler Kunden ist dementsprechend groß. "Die Konsumenten läuten Sturm", sagt Joachim Kogelmann, Rechtsexperte im Verein für Konsumenteninformation (VKI). Er rät all jenen, denen von Euronet eine Gebühr verrechnet wird, Einspruch zu erheben. Das dafür notwendige Formular kann unter www.verbraucherrecht.at heruntergeladen und an die Hausbank geschickt werden.

Geld zurück

Die Chancen, dass die Kunden die Euronet-Bankomatgebühr von ihrer Hausbank ersetzt bekommen, sind groß. Nicht nur der VKI glaubt daran, sondern auch Rechtsexperten der Banken gehen davon aus. Die meisten heimischen Geldinstitute haben nämlich in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen keinen Hinweis darauf, dass bei Abhebungen von Bankomaten anderer Institute eine Gebühr anfallen kann. Die Kunden dieser Banken können die Euronet-Gebühr erstattet bekommen.

Anders ist es für die Kunden der Bawag/PSK. Die Bank hat vor wenigen Monaten ihre Geschäftsbedingungen geändert und weist explizit darauf hin, dass Drittbanken eine Abhebegebühr verlangen können. Ähnliches gilt für die Kunden der Raiffeisenlandesbank Tirol. Sie zahlen schon seit 2009 eine Gebühr von rund 60 Cent je Abhebung bei einem Fremdinstitut.

Verbandsklage

Der VKI will die Bankomatgebühren-Frage aber auch rechtlich klären. "Wir glauben, dass die Weiterverrechnung der Gebühr an die Kunden intransparent ist und prüfen daher eine Verbandsklage", sagt Kogelmann. Der VKI suche dafür betroffene Kunden, die den Kontoauszug, auf dem die Bankomatgebühr aufscheint, an recht@vki.at schicken. Es sei unverständlich, wenn Bankomatabhebungen etwas kosten würden. Die Kunden zahlten dafür ohnehin über die Kontopakete.Konkurrenz-DruckZunehmendes Unverständnis über Gratis-Bankomatbehebungen macht sich indes in den heimischen Geldinstituten breit. Sie betreiben nämlich die Payment Service Austria GmbH, die sämtliche Bankomat-Transaktionen in Österreich abwickelt. Und das kostet Geld. Online-Banken sind nicht an der Payment Service Austria beteiligt, können von deren Dienstleistungen aber profitieren. Kein Wunder also, dass sich so manche heimische Bank die Einführung einer Bankomatgebühr wünscht.

Ende April hat sich die Politik in dieses Thema eingemischt und einen "Bankomat-Gipfel" einberufen. Das Ergebnis: Die Wettbewerbsbehörde soll prüfen, ob Nicht-Banken wie Euronet, die Bankomaten betreiben, nach der derzeitigen Gesetzeslage einen Vorteil gegenüber den heimischen Banken haben. Noch ist diese Evaluierung nicht fertig. Die Wettbewerbsbehörde aber glaubt, dass eine Wettbewerbsverzerrung zu erkennen sei. Wenn die heimischen Banken die Bankomatgebühren der Drittanbieter finanzierten, finanzierten sie damit den eigenen Mitbewerber. Ein Verbot der Gebühr, wie es Sozialminister Alois Stöger gerne hätte, ist für die Wettbewerbshüter aber nicht sinnvoll. "Damit würde man die einzige Konkurrenz am Markt ausschalten."

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