Die WM ist für Messi Chefsache

Teamchef Sabella steht auch vor dem Achtelfinale gegen die Schweiz im Schatten seines Superstars.

Für die Boulevardzeitungen ist die Cheffrage im argentinischen Team ein gefundenes Fressen. Hat Alejandro Sabella das Sagen im Team? Oder ist es eben doch Lionel Messi, der ihm diktiert, was denn zu tun ist?

Der Blick, das Boulevardblatt im Land des heutigen Gegners Schweiz, schrieb etwa: "Superstar Lionel Messi und einige seiner Teamkameraden haben offensichtlich ein Problem mit Trainer Alvaro Sabella." Dass der argentinische Coach auf den Namen Alejandro hört, tut einer schönen Geschichte doch keinen Abbruch.

Tatsache ist, dass sich im argentinischen Nationalteam alles um Lionel Messi dreht. Und das ist von Sabella durchaus so gewollt: Der 59-Jährige hat seit seinem Amtsantritt im Jahr 2011 das System auf seinen Superstar zugeschnitten. Juventus-Stürmer Carlos Tévez wurde seitdem nicht mehr einberufen, weil er Messi an der Entfaltung hindere. Messi teilt sich im WM-Camp ein Zimmer mit Haberer Agüero.

Als Zeichen der Verstimmung zwischen Star und Coach wurde auch eine Wortmeldung von Sabellas Tochter Vanessa gewertet. Die 33-Jährige kritisierte den Star: "Warum zeigt er bei Barcelona so viel mehr als in der Nationalmannschaft? Warum fährt er seine Krallen nicht aus?"

Öffentlicher Messi-Diskurs ist aber im Hause Sabella nichts Neues. Vor einem Jahr hatte Vanessa gesagt, dass Messi der beste Fußballer der Welt sei und dass er niemals schlecht spiele. Aber sie hatte auch hinzugefügt, was sich viele Argentinier über den Spieler denken, der schon mit 13 Jahren nach Spanien gekommen ist: "Es fehlt ihm ein bisschen an Herz und Seele, wenn er im Nationalteam spielt." Vanessa verriet auch die Antwort des Vaters auf die Frage, warum er so unumstritten im Team sei. Papa Alejandro soll gesagt haben: "Weil er Messi ist."

Messi ist bei der WM zwar nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, aber er ist trotzdem das Um und Auf bei den Argentiniern. Messi ist gegen Bosnien nur 8,6 Kilometer gelaufen, hat aber ein Tor beim 2:1 erzielt. Gegen den Iran waren es gar nur 7,7 Kilometer, doch Messi erzielte das Siegestor. Nur Tormann Romero ist in beiden Partien weniger gelaufen. Gegen Nigeria spielte Messi etwas mehr als eine Stunde, lief 5,9 Kilometer – und schoss zwei Tore.

Verlierer-Teamchef

In der Pause des Bosnien-Spiels hatte Messi gefordert, offensiver zu spielen. Sabella gab nach. Der ist trotz der ungefährdeten Qualifikation und der drei Siege in den drei Gruppenspielen nicht anerkannt bei den Fans. Das Sportmagazin El Gráfico schrieb: "Sabella hat nicht einmal seine Tochter im Griff. Er kann bei dieser WM nur verlieren. Scheidet Argentinien aus, ist Sabella der Schuldige. Wird Argentinien Weltmeister, dann nicht wegen Coach Sabella, sondern dank Messi."

Obwohl Messi nicht gerade Bonus-Kilometer sammelt, machen sich die Schweizer vor allem Gedanken, wie sie ihn stoppen können. "Einen Manndecker auf Messi anzusetzen, macht keinen Sinn", sagt Trainer Hitzfeld. Man müsse stattdessen "ein enges Netz aufziehen".

Der Coach warnte davor, dass Argentinien über weitere Topspieler in der Offensive verfüge. "Wir sind klare Außenseiter. Wir haben nichts zu verlieren und viel zu gewinnen", erklärte der Deutsche, für den eine Niederlage gleichbedeutend mit dem Pensionsantritt ist.

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