Marcel Ostertag: "Der Bloggerlook regt mich auf"

Marcel Ostertag: "Der Bloggerlook regt mich auf"
Der deutsche Modestar präsentierte auch auf der vierten "MQ Vienna Fashion Week.12" wieder seine neue Kollektion. Im Interview ruft er Modebloggerinnen dazu auf, individueller zu werden.

Marcel Ostertag macht seit dem Jahr 2006 Mode, präsentiert jedes Jahr auf der Berliner Fashion Week und gehört auch bei der Wiener Modewoche seit Anbeginn zum Fixprogramm. Wir trafen den Münchner Modeschöpfer zum Interview.

KURIER: Sie sind seit der ersten Vienna Fashion Week mit dabei, hat das für Sie eine bestimmte Bedeutung?
Marcel Ostertag:
Ich bin mit Elvira und Zigi, den Organisatorinnen, sehr gut befreundet. Eigentlich präsentiere ich in Berlin, das ist mir das Wichtigste. Aber ich wollte Wien auch eine Chance geben, weil es ein sehr interessanter Markt ist und viele von hier nicht nach Berlin kommen. Dementsprechend bespiele ich so quasi noch einmal ein ganz anderes Publikum als in Berlin. Und vor allem finde ich es sehr interessant, dass hier auch an den Endverbraucher gedacht wird. In Berlin hat man als Normalsterblicher keine Chance in die Show reinzukommen, weil das wirklich nur für Presse, Kunden, VIPs, Promis und keine Ahnung für was alles ist.

Ist das der einzige Unterschied zwischen Wien und Berlin?
Berlin ist viel größer und internationaler, da kommt die Presse von der ganzen Welt. Es ist eine ganz andere Plattform. In Wien zeigen viele Designer Kollektionen, die jetzt aktuell sind und nicht die für das nächste Jahr. In Berlin geht es darum die Presse und hier darum die Kunden zu bespielen. Die haben dann auch die Möglichkeit hier gleich einzukaufen, das gibt’s in Berlin gar nicht.

Könnte man an der Vienna Fashion Week noch etwas verbessern?
Sie haben sich jedes Mal verbessert und dieses Mal bin ich total begeistert, weil das Zelt viel größer geworden ist. Gut Ding braucht eben Weile. Man könnte vielleicht noch ein bisschen am Modelbooking arbeiten, aber es ist wahnsinnig schwierig in Wien so viele gute Mädchen zu bekommen. Die müsste man aus anderen Städten einfliegen lassen und das wird dann wieder zu teuer. Das ist halt in Berlin besser, weil dort von weltweit 30 Agenturen Mädchen in die Stadt kommen.

"Männer sind schwierig"

Marcel Ostertag: "Der Bloggerlook regt mich auf"

Was ist für Sie ein absoluter Mode-Fauxpas?
Was mich momentan aufregt ist der Bloggerlook. Alle Bloggerinnen denken immer sie sind wahnsinnig individuell, aber im Endeffekt schauen sie alle gleich aus. Also Jeanshotpants, Netz-T-Shirts, bauchfrei und irgendwelche Stiefel, das finde ich ganz schrecklich. Vor allem haben die meisten nicht die Figur, sich das leisten zu können. Also liebe Bloggerinnen werdet individuell!

Und was sollte Ihrer Meinung nach jede Frau und jeder Mann im Kleiderschrank haben?
Einen guten Trenchcoat. Wurst ob es ein Ostertag oder ein Buberry ist, den kann man über allem tragen, sowohl tagsüber, als auch abends.

Wird es bald wieder einen Marcel Ostertag-Store in Wien geben?
Jetzt ist erst einmal kein neuer eigener Laden in Wien geplant, weil ich bei Popp & Kretschmer verkaufe. Und bevor ich hier einen Laden aufmache, würde ich eher in den asiatischen Markt gehen. Wir planen gerade ein paar spannende Projekte mit Shanghai und ich werde erst mal große internationale Städte bespielen, bevor ich nach Österreich komme.

Sie machen nur Damenmode, wieso?
Wir haben am Anfang auch Herrenmode gemacht, aber Männer sind wahnsinnig schwierig und entwickeln sich nicht gerne weiter. Die wollen immer nur eine gute Jacke, ein gutes Hemd und ein gutes T-Shirt und dafür habe ich nicht sechs Jahre lang studiert.

Und Frauen sind da anders?
Frauen sind dankbar, wenn man etwas Neues bringt, sind viel experimenteller. Sie verstehen auch warum das so und so viel kostet. Wenn ich einem Typen erkläre das Hemd ist aus Seide und kostet so viel Euro, dann ist dem das wurst, weil er ein praktisches Hemd will, das er hunderttausendmal waschen kann.

Marcel Ostertag: "Der Bloggerlook regt mich auf"

Wie lässt sich Ihre Zielgruppe beschreiben?
Meine Zielgruppe kann man ziemlich schwer in Worte fassen. Meine jüngste Kundin ist 14 und meine älteste ist 78. Aber es sind Frauen die gerne extravagant gekleidet sind, die wissen was sie wollen, die meistens auch einen gewissen Status in der Karriere erreicht haben, also die sehr selbstsicher und zielstrebig sind.

Was oder wer inspiriert Sie?
Ich bin ein ganz großer Fan von David Bowie, ich finde es wahnsinnig abgefahren, was er alles in der Mode bewirkt hat. Alexander McQueen war ein toller Designer und es war immer inspirierend, wie er seine Show inszeniert hat. Und dann muss ich aber sagen, es sind einfach die Menschen an sich, wie sie sich weiterentwickeln. Die Natur ist sehr inspirierend, Tiere mit ihrer Farbpracht und den Feder sind einfach Wahnsinn. Und Musik an sich natürlich auch.

Manchmal laufen Sie auch selbst über den Laufsteg, warum?
Punkt eins, es macht mir einfach Spaß. Punkt zwei, es bringt wahnsinnig viel Presse, dadurch hatten wir sogar Veröffentlichungen auf Covers.

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