Große Frauen aus Österreich in der Männerwelt

… oder Romy Schneider waren dabei. getragen wurde die Aktion aber vor allem durch ganz normale Frauen - Sekretärinnen, Studentinnen, Angestellte, Hausfrauen.
Nur wenige Österreicherinnen schafften es, aus dem Schatten der Männer zu treten.

Sie war nur als Notlösung gedacht. Maria Theresia wurde an die Spitze der Monarchie berufen, aber nicht weil man ihre Qualifikation besonders schätzte, sondern weil es damals keinen männlichen Thronfolger gab und das Haus Habsburg ohne sie auszusterben drohte. Und dann entwickelte sich diese Notlösung zu einer der bedeutendsten Regenten in der österreichischen Geschichte. Dennoch hat es danach nie wieder eine Frau gegeben, der man die höchsten Staatsgeschäfte anvertraut hätte. Anders in Großbritannien, wo es mehrere Königinnen und eine Premierministerin gab oder in Deutschland, das aktuell von einer Bundeskanzlerin regiert wird. Mit Barbara Prammer nahm das offizielle Österreich gestern von der Politikerin Abschied, die das höchste Amt innehatte, das die Republik bisher einer Frau anvertraute.

Ausnahmetalente

In den Berufen, in denen man sie nicht verhindern konnte, bewiesen Frauen ihr Können: Ausnahmetalente von Schauspielerin Romy Schneider über Wissenschaftlerin Lise Meitner bis hin zu Sportidol Annemarie Moser-Pröll ließen sich nicht verstecken.

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PRAMMER,DOHNAL - Frauenvolksbegehren,PK

Angst der Männer?

Haben wir Männer Angst davor, "Frauen an die Macht" zu lassen? Es scheint fast so, denn es waren immer Männer, die das angeblich schwache Geschlecht daran hinderten, Karriere zu machen. Nicht nur in der Politik, aber hier ganz besonders. So galt das allgemeine Wahlrecht, das 1907 in Kraft trat, nur für Männer. Frauen durften erst 1919 wählen (und gewählt werden).

Große Frauen aus Österreich in der Männerwelt
Als Maria Theresia 1740 aufgrund der "Pragmatischen Sanktion" den Thron bestieg, gab es wilde Proteste, die sogar Kriege zur Folge hatten. Doch dann sorgte sie in 40 Regierungsjahren für tief greifende Reformen und einen nie dagewesenen Modernisierungsschub. Sie erneuerte die Verwaltung, verbesserte die Lage der Bauern, schaffte die Folter ab und führte die allgemeine Schulpflicht ein.

Trotz ihrer historischen Verdienste durfte Maria Theresia – weil Frau – den Titel Kaiserin nicht führen, formell war sie nur Erzherzogin. Dass man sie bis heute fälschlich Kaiserin nennt, liegt daran, dass sie mit dem römisch-deutschen Kaiser Franz Stephan verheiratet war. Und weil wir auch zur Frau eines Gymnasial-Direktors "Frau Hofrat" sagen, gilt das natürlich für die Frau eines Kaisers erst recht.

Politikerinnen

Frauen in der Politik gab es dann erst wieder in der Zweiten Republik: Grete Rehor war Österreichs erste Ministerin. Die ÖVP-Politikerin, Kriegswitwe und ehemalige Textilarbeiterin leitete von 1966 bis 1970 das Sozialressort, erreichte eine kräftige reale Anhebung der Pensionen und mehr als 100 neue Sozialgesetze.

Hertha Firnberg, SPÖ-Wissenschaftsministerin von 1970 bis 1983, erwarb sich Verdienste durch eine weitreichende Universitätsreform.

Johanna Dohnal, Österreichs erste Frauenministerin von 1990 bis 1995, setzte gesetzliche Verbesserungen für berufstätige Frauen durch und half ihnen jedenfalls teilweise aus dem Schatten der Männer zu treten.

Bedeutende politische Karrieren machten u. a. auch die Wiener SP-Vizebürgermeisterin und Familienministerin Gertrude Fröhlich-Sandner, die niederösterreichische Landesrätin und VP-Innenministerin Liese Prokop, die VP-Außenministerinnen Benita Ferrero-Waldner und Ursula Plassnik, die Nationalbankpräsidentin Maria Schaumayer sowie Heide Schmidt, die mit Gründung des Liberalen Forums 1993 Österreichs erste Parteichefin wurde. Von 2000 bis 2003 war FPÖ-Chefin Susanne Riess-Passer die erste Vizekanzlerin im Land.

Abseits der Politik

Mehr als durch die Möglichkeit in der Politik Karriere zu machen, wollen Frauen den Männern in ganz "normalen Berufen" gleichgestellt sein. Dass das noch immer nicht der Fall ist, hat historische Gründe: Frauen waren, abgesehen von "niedrigen Tätigkeiten", Jahrhunderte lang aus dem Arbeitsprozess ausgeschlossen. Das lag auch daran, dass in Österreich viel länger als anderswo nur Männer Universitätsstudien absolvieren durften. Während der Hochschulzugang gegen Ende des 19. Jahrhunderts fast überall in Europa beiden Geschlechtern möglich war, kämpfte Gabriele Possanner in Österreich Jahrzehnte lang darum, Medizin studieren zu dürfen. Nach vergeblichen Bemühungen wich sie an die Universität Zürich aus, wo sie 1893 promovierte. Doch in Österreich wurde ihr Doktorgrad erst als sie 37 Jahre alt war, durch einen "Gnadenakt" des Kaisers anerkannt, nachdem sie das komplette Studium an der Universität Wien noch einmal absolvieren musste. Und das, obwohl in Österreich Ärztemangel herrschte.

Weniger Kriege

Eines scheint klar. Wären in der Geschichte mehr Frauen in politische Führungspositionen gekommen, hätte es womöglich weniger Kriege gegeben. Wäre etwa Bertha von Suttner nicht "nur" Friedensaktivistin, sondern auch maßgebliche Politikerin gewesen, hätte das 20. Jahrhundert vielleicht ganz anders ausgesehen.

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