ÖSV: Mit neuen Kräften zu neuen Erfolgen

Pointners Trainer-Startschuss war 1995 und sollte eine der besten Entscheidungen im Sinne der ÖSV-Adler sein.
Andreas Puelacher übernimmt die Alpin-Herren, Heinz Kuttin die Skispringer.

Es war eines der beliebtesten Ratespiele im alpinen Skizirkus: Wer wird neuer Cheftrainer der österreichischen Herren, nachdem Mathias Berthold seinen Vertrag nicht mehr verlängert hat? Die Antwort kam am Freitagvormittag: Andreas Puelacher, 49, bisher Betreuer der Trainingsgruppe für Riesenslalom und Kombination, folgt dem Vorarlberger nach, der nun die deutschen Herren unter seinen Fittichen hat. „Andreas Puelacher bringt sehr gute organisatorische Fähigkeiten, soziale Kompetenz, ausgezeichnetes Fachwissen und starken Rückhalt in der Familie mit“, sagt ÖSV-Direktor Hans Pum. Verständnis wird Familie Puelacher aufbringen müssen: Der Job ist zwar der begehrteste im Skiweltcup, aber auch einer der aufreibendsten. „Ich hab’ versucht, die Arbeit so gut wie möglich zu machen, aber es ging zulasten meines Privatlebens“, sagte Mathias Berthold letzte Woche zum KURIER.

Diese Sorgen teilt Puelacher nicht: „Meine Frau steht voll hinter mir, und die Kinder (sieben, 15 und 19 Jahre, Anm.) sind begeistert. Ich bin jetzt seit 24 Jahren Trainer, habe alle Positionen durchgemacht – das ist jetzt der nächste Schritt.“ Speziell die technischen Bewerbe will er forcieren, dazu wird die Europacup-Gruppe in eine für die Speed-Disziplinen und eine für die Technik-Bewerbe aufgeteilt und zudem neu ein Nachwuchskoordinator installiert. Letzten Sommer war Puelacher als Cheftrainer in der Schweiz im Gespräch, entschied sich aber zum Bleiben. Eine Folge: „Letzten Sommer hat Andreas mir verstärktes Riesenslalom-Training ans Herz gelegt, dafür muss ich Danke sagen“, betonte Matthias Mayer nach seinem Olympiasieg in der Abfahrt.

Wiedervereinigung

Entschieden ist auch, wer Alexander Pointner als Chef der Skispringer beerbt: Heinz Kuttin, 43, soll die Gräben im Adlerhorst zuschütten, die während der Spiele in Sotschi aufgebrochen sind. Speziell Vorflieger Gregor Schlierenzauer hatte Pointner attackiert, die Stimmung im Team war nicht die beste. "Es geht nicht um einzelne Athleten, es geht um die ganze Mannschaft", sagte Hans Pum. "Das wieder zusammenzuschweißen, ist für einen Neuen sicher leichter", ergänzte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Überlegungen, Pointners Wissen im Nachwuchsbereich zu nutzen, führten übrigens nicht weiter – der Tiroler habe das nicht gewollt, erklärte Pum, "wir können aber nicht eigens für ihn eine neue Position schaffen." Verantwortlicher Sportlicher Leiter bleibt Ernst Vettori.

Alexander Pointners Karriere

Geb.: 1.1.1971 in Grieskirchen (OÖ)
Wohnort: Innsbruck
Größe: 1,82 m
Familienstand: verheiratet, vier Kinder

Trainer-Tätigkeit: seit 1998 geprüfter Sprunglauf-Trainer; 1996-1999 Coach Tiroler Skiverband; 1999-2001 Co-Trainer neben Alois Lipburger; 2001/02 Co-Trainer neben Toni Innauer, 2002-2004 Coach ÖSV-Trainingsgruppe II, 2004/05 bis 2013/14 zehn Saisonen ÖSV-Cheftrainer

Größte Erfolge als Skispringer:
Junioren-WM: Team-Gold 1989 und 1990
Weltcup: beste Platzierung (9./1992 Innsbruck) sowie drei weitere Male 10.
Karriere-Ende: 1997

Größte Erfolge als Cheftrainer:
Bei Großveranstaltungen gesamt 32 Medaillen, davon 17 aus Gold
Olympia (3-2-2):
Gold 2006 Großschanze und Team sowie 2010 Team
Silber 2006 Großschanze und 2014 Team
Bronze 2010 Groß- und Normalschanze

Nordische WM (10-5-1):
Gold 2005 Team Groß- und Normalschanze
Gold 2007 Team
Gold 2009 Normalschanze und Team
Gold 2011 Normalschanze, Großschanze, Team
Normal- und Großschanze
Gold 2013 Team
Silber 2009 Normalschanze und Silber 2011
Normal- und Großschanze, Silber 2013
Normalschanze und Mixed
Bronze 2007 Normalschanze

Skiflug-WM (4-3-2):
Gold 2008 Einzel und Team
Gold 2010 Team
Gold 2012 Team
Silber 2006 Einzel
Silber 2008 Einzel
Silber 2010 Einzel
Bronze 2006 Einzel
Bronze 2012 Einzel

Gesamt-Weltcup:
4 Siege 2007/08, 08/09, 10/11, 12/13

Vierschanzen-Tournee:
6 Siegen en suite von 2008/09 bis 2013/14

Nationencup:
Von Saison 2004/05 bis 2011/12 acht Mal en suite zuletzt 2013/14, ein neuntes Mal Trainer des Jahres 2009

Heinz Kuttin (43)

Geb.: 5. Jänner 1971 in Stockenboi/Kärnten
Wohnort: Zlan/Kärnten
Familienstand: verheiratet, zwei Kinder
Größe: 1,94 m

Trainer-Tätigkeit:
1995/96-2001/02: Cheftrainer Landesskiverband Kärnten
2002/03: Co-Trainer ÖSV-Nationalmannschaft
2003/04: Trainer B-Mannschaft Polen
2004/05-2005/06: Cheftrainer Nationalmannschaft Polen
2006/07-2007/08: Cheftrainer B-Mannschaft Deutschland
2008/09-2009/10: Trainer Landesskiverband Kärnten
2010/11-2013/14: ÖSV-Stützpunkttrainer in Villach
ab 2014/15: Cheftrainer ÖSV-Nationalmannschaft

Größte Erfolge als Skispringer (Rücktritt 1995):
Olympia (0-1-2): Silber Team 1992 Albertville, Bronze Großschanze 1992 Albertville u. Team 1994 Lillehammer
WM (2-0-2): Gold Normalschanze und Team Großschanze 1991 Val di Fiemme, Bronze Normalschanze 1989 Lahti u. Team Großschanze 1993 Falun
Weltcup: 2 Siege (Großschanze Trondheim 1991 u. 1992), Gesamt-7. 1990/91
Junioren-WM: Fünf Titel

Reinhard Gösweiner kehrt nach zwei Jahren als Cheftrainer wieder zum ÖSV zurück und ist künftig für Damen als auch Herren zuständig. Ebenso übernimmt er die Hauptverantwortung für den Nachwuchs. Der Oberösterreicher löst damit den deutschen Remo Krug ab, dessen Vertrag nicht verlängert wurde.

Erstmals war Gösweiner von 2008 bis 2012 für die Herren verantwortlich und führte unter anderem Dominik Landertinger 2009 zum WM-Titel im Massenstart und Christoph Sumann zu Olympia-Silber in Vancouver.

"Ich bin überzeugt, dass Reinhard Gösweiner mit seiner Erfahrung und seinen Erfolgen als Cheftrainer sowie seinen guten Kontakten im Nachwuchsbereich genau der richtige Mann ist, um die notwendige Verjüngung des Teams, auch im Hinblick auf die Heim-Weltmeisterschaft 2017 in Hochfilzen, mittelfristig erfolgreich umzusetzen. Zudem ist Gösweiner ein Teamplayer, der auf eine gute Kommunikation innerhalb des Betreuerteams großen Wert legt", betonte Markus Gandler, der Sportliche Leiter für Biathlon im ÖSV.

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