Shiffrin im Zagreb-Slalom eine Klasse für sich

Die US-Amerikanerin gewinnt mit sagenhaften 1,68 Sekunden Vorsprung auf Kathrin Zettel.

Es war ja nicht anders zu erwarten: Auf neuen Skiern, in neuen Schuhen und mit neuer Sicherheit nach intensiven Trainingseinheiten in Italien und Österreich ist Mikaela Shiffrin wieder in jener bemerkenswerten Form, die die 19-jährige Amerikanerin zum Gradmesser in Sachen Slalom macht.

So auch am Sonntag in Zagreb, als sie trotz eines Beinahe-Stillstands nach 50 Sekunden des ersten Durchgangs noch acht Zehntelsekunden vor dem Rest der Welt lag. „Mein Set-up war großartig, die Piste war großartig“, sagte die junge Dame aus Avon, dem Nachbarort des Ski-WM-Gastgebers Beaver Creek im US-Bundesstaat Colorado. Doch auch die Vorfahrerin braucht zuweilen Gradmesser, wie sie gestand: „Ich hab’ Kathrin Zettel in den ersten acht Toren fahren gesehen und gedacht, die ist aber schnell unterwegs – da muss ich auch etwas tun.“

Das tat Mikaela Shiffrin, am Ende des Arbeitstages am Sljeme hoch über der kroatischen Hauptstadt lag sie 1,68 Sekunden (!) vor der zweitplatzierten Niederösterreicherin. „Je schwieriger der Hang, umso leichter fällt es mir, immer ans Limit zu gehen.“ Die vereiste Piste erwies sich in der Tat als harte Prüfung für die Damen – die zehntplatzierte Kärntnerin Carmen Thalmann hatte bereits 4,99 Sekunden Rückstand.

Rekord

Und Mikaela Shiffrin hat wieder einen Rekord erreicht: Sie ist erst die zweite Teenagerin, die elf Weltcupsiege im Slalom erreicht hat, vor ihr war das der Französin Perrine Pelen in den 1980er-Jahren gelungen. Keineswegs ein Rekord sind hingegen ihre 1,68 Sekunden Vorsprung auf Kathrin Zettel – exakt drei Sekunden hatte die Französin Florence Steurer 1968 in Abetone zwischen sich und ihre zweitplatzierte Landsfrau Annie Famose gelegt. Die Norwegerin Nina Løseth, die nach dem Rücktritt ihrer ebenfalls im Weltcup engagierten Schwestern Mona und Lene letzte Verbliebene im alpinen Familienbunde, feierte als Dritte im 81. Rennen den ersten Podestplatz. Den letzten Sieg einer Norwegerin gab es übrigens am 6. Jänner 2000 im Maribor durch Trine Bakke.

Kathrin Zettel war nach ihrem dritten Podestplatz im fünften Slalom des Winters mit sich und der Welt im Reinen: „Es liegt mir hier einfach besser als in den Rennen zuvor, es ist eine gewaltige Piste“, sagte die 28-jährige Göstlingerin. Da fiel es auch nicht weiter ins Gewicht, dass ihr im ersten Durchgang einer der an den Skispitzen montierten „Geierschnäbel“, die ein Einfädeln erschweren sollen, davongeflogen war. „Der Ski hat komisch ausg’schaut, das hat mich aber nicht weiter gestört“, erklärte Zettel. „Ich hab’ wirklich gekämpft, vor allem im unteren Streckenteil. Im Training ist es mir auch schon gut ergangen, aber man muss es im Rennen halt auch umsetzen können.“

Was sich schon abgezeichnet hatte, wird die Kombi-Weltmeisterin des Jahres 2009 in dieser Woche umsetzen – Training auf den langen Skiern, um auch in einer dritten Disziplin gerüstet zu sein. Auch ein Einsatz als Vorläuferin bei den Speed-Bewerben in Bad Kleinkirchheim am kommenden Wochenende (Samstag Abfahrt, Sonntag Super-G) steht zur Diskussion.

WM-Ticket

Eine Fortsetzung erfahren die Diskussionen um die Vergabe des vierten österreichischen WM-Tickets im Slalom: Kathrin Zettel ist nach dem dritten Podestplatz ebenso gesetzt wie Aspen-Siegerin Nicole Hosp, die nach einem Trainingssturz am Pass Thurn am Samstag am Sonntag ausfiel. „Ich wollte über den Innenski beschleunigen, war aber ein bisserl zu früh dran und bin dann weggerutscht“, erklärte die Tirolerin.

Das dritte Ticket dürfte an Michaela Kirchgasser gehen, die sich am Sljeme auf dem Weg zu Platz vier durch einen Einfädler im finalen Durchgang aus dem Rennen nahm; um den vierten Platz raufen Carmen Thalmann (Zehnte) und Bernadette Schild (Zwölfte). Die seit Freitag 25-jährige Salzburgerin grübelte: „Ich hab' keine Ahnung, an was es liegt, dass es nicht leicht geht und einfach nicht funktionieren will.“

Die letzte Chance bietet der Nachtslalom in Flachau am Dienstag in einer Woche. Schild: „Wenn ich dort meine normale Leistung zeig’, bin ich bei der WM dabei. Wenn nicht, dann nicht.“

Endstand
1. Mikaela Shiffrin ( USA) 1:56,66 56,88 59,78
2. Kathrin Zettel (AUT) 1:58,34 +01,68 57,68 1:00,66
3. Nina Löseth (NOR) 1:59,45 +02,79 58,57 1:00,88
4. Frida Hansdotter (SWE) 1:59,93 +03,27 59,03 1:00,90
5. Tina Maze (SLO) 2:00,16 +03,50 58,63 1:01,53
6. Erin Mielzynski (CAN) 2:00,68 +04,02 59,93 1:00,75
7. Marie-Michele Gagnon (CAN) 2:01,01 +04,35 59,90 1:01,11
8. Chiara Costazza (ITA) 2:01,28 +04,62 59,07 1:02,21
9. Sara Hector (SWE) 2:01,42 +04,76 59,98 1:01,44
10. Carmen Thalmann (AUT) 2:01,65 +04,99 59,39 1:02,26
11. Michelle Gisin (SUI) 2:01,75 +05,09 59,31 1:02,44
12. Bernadette Schild (AUT) 2:01,80 +05,14 59,77 1:02,03
13. Resi Stiegler (USA) 2:01,86 +05,20 59,41 1:02,45
14. Federica Brignone (ITA) 2:02,18 +05,52 1:00,29 1:01,89
15. Irene Curtoni (ITA) 2:02,26 +05,60 1:00,55 1:01,71
16. Alexandra Daum (AUT) 2:02,32 +05,66 1:00,34 1:01,98
17. Wendy Holdener (SUI) 2:02,40 +05,74 1:00,06 1:02,34
18. Nastasia Noens (FRA) 2:02,88 +06,22 1:00,25 1:02,63
19. Charlotta Säfvenberg (SWE) 2:02,94 +06,28 1:00,53 1:02,41
20. Mireia Gutierrez (AND) 2:03,06 +06,40 1:00,54 1:02,52
21. Barbara Wirth (GER) 2:03,42 +06,76 1:00,63 1:02,79
22. Lena Dürr (GER) 2:04,72 +08,06 1:00,79 1:03,93

Ausgeschieden im 1. Durchgang u.a.: Eva-Maria Brem, Julia Dygruber, Christina Ager, Nicole Hosp (alle AUT), Emi Hasegawa (JPN), Adeline Baud (FRA), Nathalie Eklund, Emelie Wikström (beide SWE), Christina Geiger (GER)

Ausgeschieden im 2. Durchgang: Michaela Kirchgasser (AUT), Sarka Strachova (CZE), Petra Vlhova (SVK), Maria Pietilä-Holmner (SWE)

Disqualifiziert im 2. Durchgang: Taina Barioz (FRA)

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