Lindsey Vonn beschleunigt in Richtung Stenmark-Rekord

Eines muss man Lindsey Vonn lassen: Auf sie ist Verlass. Sie könne am Sonntag ihren 75. Weltcupsieg holen, wussten KURIER-Leser nach der Abfahrt am Samstag und vor dem Super-G von Cortina d’Ampezzo, und brav, wie sie nun einmal ist, hat Lindsey Vonn diese Aufgabe erfüllt.

Ihre 69 Hundertstelsekunden Vorsprung auf die zweitplatzierte Liechtensteinerin Tina Weirather waren ausnahmsweise kein Rekord, dafür hat Lindsey Vonn am Sonntag ein paar andere aufgestellt. Mit dem elften Erfolg in Renate Götschls einstigem "Wohnzimmer" hat sie die steirische Speed-Queen als Cortina-Rekordlerin hinter sich gelassen; mit dem 41. Stockerlplatz im Super-G hat sie Götschls diesbezügliche Bestmarke eingestellt. Und der saisonübergreifend fünfte Super-G-Erfolg en suite ist eine Marke, die zuletzt und einzig die Deutsche Katja Seizinger 1997 erreicht hat.

Auf den Schweden Ingemar Stenmark fehlen der 31-Jährigen nun noch elf Siege. Das könnte sich sogar noch in dieser Saison ausgehen, es sind noch vier Abfahrten, fünf Super-Gs sowie je drei Kombinationen und Riesenslaloms zu absolvieren. Doch Eile hat die so Rasante keine, das große Ziel sind die Olympischen Spiele 2018 in Südkorea – da bleibt noch viel Zeit. "Ich kann nicht mehr sagen, welche Rekorde ich schon habe, das sind zu viele", sagte Vonn, die sich über eine saubere Fahrt auf diesem "technischen und taktischen Super-G" freute.

Wut im Bauch

So nebenbei hat sie auch die Gesamtweltcupführung von der Schweizerin Lara Gut übernommen, die Tessinerin kam nicht über Platz fünf hinaus. "Ich hatte heute immer das Gefühl, als würde ich ein wenig rutschen, deswegen konnte ich nicht so viel Geschwindigkeit aufbauen", sagte die Tessinerin, die ohnehin nicht in Punkten, sondern in Rennen denkt, wie sie seit Wochen wieder und wieder erklärt: "Ich kalkuliere nicht, das bringt überhaupt nichts. Ich versuche, einfach nur gut Ski zu fahren."

So konnte sich die Liechtensteinerin Tina Weirather wieder einmal in den Vordergrund rücken, was ihr in der Abfahrt vom Samstag noch vom stürmischen Wind verunmöglicht worden war. Zweite wurde sie, "und ein bissl Wut war noch da, die wollte ich in den Lauf mitnehmen – das ist mir gelungen." Mit Viktoria Rebensburg komplettierte die deutsche Siegerin des Riesenslaloms von Flachau vor Wochenfrist das Podest, die damit ihr Formhoch bestätigte, nach dem sie so lange gesucht hatte.

Aus österreichischer Sicht sorgte einmal mehr Cornelia Hütter für das Glanzlicht, die Steirerin klassierte sich an vierter Stelle und musste Rebensburg nur um vier Hundertstelsekunden den Vortritt lassen. "Ich bin im Mittelteil ein bissl zu rund gefahren und hab’ zu viel Tempo rausgenommen, denn ich hatte gedacht, der Kurs würde etwas mehr drehen – doch es wäre sogar gerader gegangen. Aber mit einem vierten Platz kann ich auch zufrieden sein, so knapp neben dem Podium." Definitiv zufrieden war Stephanie Venier: Die 22-jährige Tirolerin bestätigte als Zehnte ihre beste Weltcup-Platzierung.