Weirather in Val d'Isere nicht zu schlagen

Victory: Tina Weirather war beim Riesentorlauf in Val d'Isere eine Klasse für sich.
Als beste Österreicherin beendet Anna Fenninger den Riesentorlauf auf Rang sieben.

Das Jahr 2013 ist jenes der Tina Weirather: Die 24-Jährige kam zu ihren Weltcupsiegen Nummer eins und zwei im Super-G, und am Sonntag eroberte die Liechtensteinerin in Val d’Isère erstmals das oberste Stockerl bei einem Weltcup-Riesenslalom.

Und wie: Mit einem überragenden ersten Lauf setzte sich die Tochter von Harti Weirather und Hanni Wenzel an die Spitze, 66 Hundertstelsekunden legte sie zwischen sich und die Schwedin Maria Pietilä-Holmner, mit 85 Hundertsteln Rückstand folgte ihre Schweizer Teamkollegin Lara Gut. „Ich wusste, dass es im Klassement sehr eng ist, aber ich war dann doch überrascht, dass ich so weit vorne war“, sagte Weirather, die im Finale bei schlechterer Piste ihren Vorsprung verwaltete und schließlich vor Gut siegte.

Lange hatte die 1,62 Meter kleine Liechtensteinerin auf den Durchbruch warten müssen. „In der Jugend haben immer alle gesagt, dass Tina eines Tages gewinnen wird“, erinnerte sich Lara Gut. Gemeinsam waren die beiden 2007 bei der Junioren-WM in Zauchensee, Weirather holte Gold in der Abfahrt vor der Tessinerin und Silber in Super-G und Riesenslalom, doch nur sechs Tage nach ihrem WM-Titel stürzte Weirather beim Training für die Weltcup-Abfahrt in der Lenzerheide und hatte besonderes Pech: In beiden Knien rissen die Kreuzbänder. Nicht einmal ein Jahr später folgte erneut ein Kreuzbandriss, und im Jänner 2010 gleich noch einer.

Seit ihrem Comeback zur Saison 2011/’12 hat Tina Weirather nur einmal kurz pausieren müssen (Schuhrandprellung), seit Sonntag führt sie nun im Gesamtweltcup. „Es war ein Prozess über viele Jahre, ich habe technisch, physisch und psychisch viel gearbeitet.“

Familienbande

Dass sie im Gegensatz zu ihren Eltern nun in der französischen Skistation gewonnen hat, entlockte ihr ein Lächeln: „Ich hätte nicht gedacht, dass es einen Ort gibt, an dem meine Mutter nicht gesiegt hat.“ Den gibt es allerdings wirklich in der Karriere der 33-fachen Weltcupsiegerin. Also sprach die Tochter: „Jetzt haben wir Val d’Isère also auch in der Familie.“

Die Momentaufnahme im Gesamtweltcup freilich werteten sowohl Gut, die Zweite, als auch Weirather, die Erste, als solche. Von einem Generationswechsel wollten sie denn auch ganz und gar nicht reden: „Lindsey Vonn ist verletzt, Tina Maze ist nicht in Bestform, und Maria Höfl-Riesch macht Fehler. Da von einem Generationswechsel zu sprechen, wäre voreilig.“

Verbremst

Dass die Konkurrenz im Riesenslalom im heurigen Winter groß ist, beweist allein Tina Maze: Die slowenische Titelverteidigerin im Gesamtweltcup wäre ohne einen kapitalen Fehler im ersten Durchgang wohl Zweite geworden, entsprechend sauer war die 30-jährige Slowenin nach ihrem elften Platz, der ihre Aufholjagd unterbrach.

Doch die Fortsetzung naht, und sie naht in Lienz: Am 28. und 29. Dezember wird in Osttirol Riesenslalom und Slalom gefahren.

Gesamtwertung

Anna Fenninger als Siebente in den Top Ten, dazu Kathrin Zettel auf Platz 13 – es war nicht der Sonntag der ÖSV-Damen. „Mir fehlt beim Schwungansatz das letzte Selbstvertrauen“, sagt Fenninger, mit ihren 24 Jahren Österreichs Beste, die sich auch durch einen Fehler um ein besseres Ergebnis brachte. Schon am Samstag hatte die Adneterin mit Platz elf in der Abfahrt gehadert, „denn ich mag eigentlich diese Piste Oreiller-Killy, und mein Gefühl war ja nicht so schlecht.“

Kathrin Zettel enttäuschte sich mit ihrem zweiten Lauf und stapfte von dannen, dafür machte Carmen Thalmann wieder einen kleinen Schritt nach vorn und zeigte im zweiten Durchgang eine beste Teilzeit sowie eine zweitbeste. Dennoch: „Das war nicht das Gelbe vom Ei, nicht Fisch und nicht Fleisch“, sagt Damen-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum. „Im Riesenslalom ist das Niveau heuer generell hoch, du kannst dir keine Fehler mehr erlauben.“ Sieben verschiedene Damen sind in den jüngsten sieben Bewerben zuoberst auf dem Stockerl gestanden.

„Ich hoffe, wir tun uns auf Pisten, die mit Wasser vereist sind, wieder leichter“, sagte Kriechbaum, denn Verhältnisse wie zuletzt in St. Moritz oder nun in Val d’Isère zu finden, ist schwierig – und wenn es sie gibt, fehlt schlichtweg die Zeit fürs Üben. Das Geheimnis: „Da muss man mit viel Gefühl fahren – und das gelingt uns derzeit kaum.“

Endstand:
1. Tina Weirather LIE 2:24,10
2. Lara Gut SUI 2:24,83
3. Maria Pietilä-Holmner SWE 2:25,05
4. Federica Brignone ITA 2:25,21
5. Maria Höfl-Riesch GER 2:25,26
6. Jessica Lindell-Vikarby SWE 2:25,27
7. Anna Fenninger AUT 2:25,28
8. Mikaela Shiffrin USA 2:25,57
9. Dominique Gisin SUI 2:25,74
10. Kajsa Kling SWE 2:25,79
11. Tina Maze SLO 2:25,86
12. Marie-Michele Gagnon CAN 2:25,96
13. Kathrin Zettel AUT 2:26,05
14. Nadia Fanchini ITA 2:26,12
15. Mona Löseth NOR 2:26,23
16. Nina Löseth NOR 2:26,28
17. Carmen Thalmann AUT 2:26,43
18. Eva-Maria Brem AUT 2:26,96
19. Denise Karbon ITA 2:26,98
20. Marie-Pier Prefontaine CAN 2:27,12
21. Sara Hector SWE 2:27,21
22. Tanja Poutiainen FIN 2:27,57
23. Michaela Kirchgasser AUT 2:27,69
24. Ramona Siebenhofer AUT 2:27,85
25. Anemone Marmottan FRA 2:27,91
26. Megan McJames USA 2:27,97
Out:
. Adeline Baud FRA
. Marion Bertrand FRA
. Manuela Mölgg ITA
. Julia Mancuso USA

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