"Ich brauche jetzt wohl ein kleines Formel-1-Wunder"

Hat das Nachsehen: Mercedes-Pilot Nico Rosberg hat noch sieben WM-Rennen Zeit, um seinen Stallkollegen Lewis Hamilton zu überholen.
Trotz 53 Punkten Rückstand auf Hamilton hat der Deutsche die WM nicht aufgegeben.

Schlimmer hätte das Rennwochenende in Italien für Nico Rosberg nicht verlaufen können: Während sein Teamkollege und WM-Rivale Lewis Hamilton gewann und dafür 25 Punkte abstaubte, schied Rosberg mit einem kapitalen Motorschaden zwei Runden vor Schluss aus. Sieben Rennen sind noch zu fahren, 53 Punkte beträgt der Rückstand des Deutschen auf Hamilton.

In der Defensive

Selbst wenn Rosberg alle verbleibenden Rennen gewinnen sollte, wäre das noch keine Titelgarantie: Hamilton würden sechs zweite Plätze und ein dritter Rang zur Titelverteidigung reichen. Doch das Wort "Aufgeben" existiert für den 30-Jährigen nicht. Für ihn spreche sein Kampfgeist, schrieb Rosberg in seiner Kolumne in der Bild-Zeitung. "Ich glaube noch daran, dass ich Weltmeister werden kann."

"Solange es rechnerisch noch möglich ist, glaube ich auch dran."

Allerdings weiß er natürlich auch: "Durch meinen Motorschaden und den Sieg von Lewis brauche ich jetzt wohl ein kleines Formel-1-Wunder, wenn es mit dem WM-Titel noch klappen soll."

In der zweiten Reihe

Im Gegensatz zur Saison 2014 ist Hamiltons Überlegenheit heuer unverkennbar. Elf der zwölf Rennen nahm der Champion von 2008 und 2014 von der Poleposition in Angriff, nur einmal gelang das Rosberg. Sieben Rennen beendete der 30-jährige Engländer als Sieger. Rosberg wurde nur drei Mal Erster.

"Solange es rechnerisch noch möglich ist, glaube ich auch dran", schrieb Rosberg und freute sich auf sein Zuhause mit seiner Frau und seiner jüngst geborenen Tochter. "Wenn ein kleines Foto oder Video von meinen Mädels auf meinem Handy aufpoppt, hüpft mein Herz", schrieb Rosberg, ehe er für den nächsten Kampf mit seinem Rivalen Hamilton ankündigte: "In zwei Wochen gebe ich in Singapur Vollgas."

Für neutrale Beobachter ist das WM-Duell aber spätestens seit dem Italien-Wochenende entschieden. So auch für Mark Webber, der bis 2013 einen Red Bull pilotierte. Im Vorjahr sei Rosberg im Qualifying noch stärker gewesen. Zudem blieb die WM 2014 dank der (umstrittenen) doppelten Punkte im letzten Rennen bis zum Finale spannend. Doch Rosberg verlor das Duell im letzten Rennen – ebenso wie Webber die Weltmeisterschaft 2010 erst im letzten Grand Prix an Sebastian Vettel verlor. "Mein schwächstes Jahr war das Jahr danach", sagte Webber der BBC. "Nico erlebt das in diesem Jahr."

In der gleichen Rolle

Webber sieht sich in der Rolle des Nico Rosberg, den Sebastian Vettel von 2010 vergleicht er mit dem Lewis Hamilton von 2014. Denn Vettel holte damals den ersten Titel für Red Bull, Hamilton tat dies für das Rückkehrer-Team Mercedes.

Trotzdem glaubt der Australier, dass Rosberg zurückschlagen kann – allerdings frühestens im nächsten Jahr: "Nico kann diese Periode überstehen, aber jetzt kann er sich keine Pause erlauben. Denn die Rennen kommen jetzt Schlag auf Schlag. Es ist nicht wie im Golf oder im Tennis, wo man ein Turnier auslassen kann. Man muss immer weiterpushen. Für Nico wird der Winter sehr wichtig werden."

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