Hamilton siegte souverän - und musste dennoch zittern

Ungewohnte Drucksituation: Sieger Hamilton musste lange um den Sieg zittern.
Eine nachträgliche Untersuchung ergab, dass der Reifendruck am Siegerauto regelkonform war.

Besser geht es nicht: Schnellster im ersten Training. Schnellster im zweiten Training. Schnellster im dritten Training. Schnellster im Qualifying am Samstag. Schnellste Runde im Rennen. Erster im Ziel von Monza. Die Formel 1 erlebt derzeit den besten Lewis Hamilton, den es je gegeben hat.

Hamilton siegte souverän - und musste dennoch zittern
Motorsports: FIA Formula One World Championship 2015, Grand Prix of Italy, #44 Lewis Hamilton (GBR, Mercedes AMG Petronas Formula One Team), *** Local Caption *** © pixathlon
Doch Hamilton und Mercedes mussten lange um die 25 Punkte für den Sieg zittern. Denn nach dem Reifenplatzer von Sebastian Vettel vor zwei Wochen in Spa hatte Reifenhersteller Pirelli einen Mindestdruck von 19,5 PSI (1,34 Bar) vorgeschrieben. Beim Mercedes des Engländer wurde vor dem Start (!) am linken Hinterreifen allerdings ein um 0,3 PSI (0,02 Bar) zu geringer Druck gemessen. Das Team musste nach der Siegerehrung zum Rapport zu den Rennkommissaren. Diese berieten sich lange – und sahen letztlich von einer Bestrafung ab.

Auf und davon

Aufregung gab es also am Ende des Rennens – und ganz zu Beginn. Kimi Räikkönen, der neben Hamilton in der ersten Reihe stand, kam katastrophal weg und hielt dadurch auch Rosberg auf, der hinter ihm gestanden war. Dafür fuhren Hamilton und Ferrari-Star Sebastian Vettel vorne auf und davon.

Wie stark Mercedes wirklich ist, beziehungsweise sein kann, zeigte das Team in den letzten Runden. Da durfte Hamilton auf Anweisung seiner Ingenieure die volle Motorleistung abrufen, bekam die Anweisung, alles aus dem Auto herauszuholen – und fuhr einen Vorsprung von mehr als 25 Sekunden auf Sebastian Vettel heraus. Warum er das tat? Um einen Polster für eine etwaige Zeitstrafe herauszufahren. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gab nach mehrmaligem Nachfragen zu: "Wir wollten für verschiedenste Szenarien den größtmöglichen Vorsprung herausholen. Etwa für eine Durchfahrtsstrafe oder für eine Zeitstrafe."

Vettel strahlte

Uneingeschränkt glücklich war Sebastian Vettel mit Rang zwei, seinem ersten Podestplatz in Italien als Ferrari-Fahrer. Der Dank des Deutschen galt den Tifosi: "Ihr seid unglaublich. Das ist der schönste zweite Platz, den ich je hatte. So viel Applaus und Anerkennung zu erhalten, ist schwer in Worte zu fassen. Diese Emotionen sind unbezahlbar, ich werde sie für immer bewahren."

Auch der sympathische Felipe Massa, mittlerweile 34 Jahre alt, strahlte – über Platz drei: "Ich werde langsam alt, die letzten drei Runden im Kampf gegen meinen Teamkollegen waren fast ein bisschen zu viel. Aber ich bin sehr froh, wieder einmal hier oben stehen zu dürfen."

Der größte Pechvogel des Wochenendes war Nico Rosberg. Der musste mit einem alten Motor antreten, verlor am Start durch Räikkönens Missgeschick einige Plätze – und blieb zwei Runden vor Schluss mit einem kapitalen Motorschaden stehen. Zudem wurde im Nachhinein bekannt, dass auch an Rosbergs Mercedes der Reifendruck zu niedrig war. "Das ging alles voll in die Hose. Jetzt hätte der größte Schritt nach vorne erfolgen sollen – aber der Schritt ging nach hinten", sagte der Deutsche, dem in der WM-Wertung nun bereits 53 Punkte auf Hamilton fehlen.

Trösten will sich Rosberg zu Hause. Seit einer Woche ist er Vater einer Tochter.

Grand Prix von Italien
1. Lewis Hamilton GBR Mercedes 53 Runden 1*
2. Sebastian Vettel GER Ferrari + 25,0 1
3. Felipe Massa BRA Williams 47,6 1
4. Valtteri Bottas FIN Williams 47,9 1
5. Kimi Räikkönen FIN Ferrari 1:06,8 1
6. Sergio Perez MEX Force India 1:12,7 1
7. Nico Hülkenberg GER Force India 1 Runde 1
8. Marcus Ericsson SWE Sauber 1 Runde 1
9. Daniel Ricciardo AUS Red Bull 1 Runde 1
10. Daniil Kwjat RUS Red Bull 1 Runde 1

* = Boxenstopps

Out: Nico Rosberg (GER/Mercedes), Pastor Maldonado (VEN/Lotus), Romain Grosjean (FRA/Lotus)

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