Lucas Auer: "Wir reden mehr über Mädels"

Lucas Auer über seinen Onkel, Gerhard Berger: Gerhard hat so viel Erfahrung und Kontakte.
Lucas Auer, 19, schielt in Richtung Formel 1. Mit Onkel Gerhard Berger verbindet ihn viel.

Lucas Auer heißt der Österreicher, der in den nächsten Jahren die größte Chance auf ein Cockpit in der Formel 1 hat. Der 19-jährige Kufsteiner ist derzeit Vierter in der Gesamtwertung der Formel-3-EM. 18 der aktuellen 22 Formel-1-Piloten haben dort Erfahrungen gesammelt. "Die Formel 3 ist mit Sicherheit die stärkste Nachwuchsklasse", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Und wir haben gerade einen Jahrgang, wo wir sicher einige in der Formel 1 wiederfinden werden." Der Motorsport liegt in der Familie von Lucas Auer. Im Mai feierte er seinen ersten Saisonsieg in Hockenheim. Dort, wo sein Onkel Gerhard Berger 1997 seinen letzten Sieg in der Formel 1 gefeiert hat (siehe unten).

Im Ersten von drei Formel-3-Rennen an diesem Wochenende in Spielberg erreichte Auer gestern Rang zehn. Danach lehnte er im Rennoverall im Zelt seines Team Mücke-Motorsport.

KURIER: Herr Auer, haben Sie Zeit zum Reden?

Lucas Auer: Reden Sie doch mit denen, die vorne mitfahren. Die haben sich das mehr verdient als ich.

Ist die Enttäuschung so groß?

Ich bin hier so weit hinten, uns fehlt der Speed. Wir müssen einen Riesen-Schritt nach vorne machen, sonst fährt uns die Konkurrenz davon. Wir haben noch einen Joker. Ich kann aber nicht verraten, was das ist.

Auf diesen Joker hoffen Sie?

Hoffen bringt nichts. Wir arbeiten hart.

Gerhard Berger ist 210 Grands Prix in der Formel 1 gefahren, zehn hat er gewonnen. Hat er Sie in den Rennsport gebracht?

Nein, überhaupt nicht. Mein älterer Bruder und mein Vater haben mich mit vier Jahren in ein Kart gesetzt. Mit sechs bin ich das erste Rennen gefahren. Irgendwann ist dann die Entscheidung für den Formelsport gefallen.

Wie stark sind die Autos in der Formel 3?

Wir haben knapp 250 PS. Das klingt nicht nach viel, aber die Formel 3 zeichnet sich mehr durch den enormen Abtrieb aus. Die Kurvengeschwindigkeiten sind sehr hoch.

Was ist das Spezielle an der Formel 3?

Wir machen viel rundherum. Die Fans kommen ganz nah an die Autos und Fahrer heran. Wir nehmen uns Zeit und geben Autogramme – und die Fans haben dann Autogramme von den künftigen Formel-1-Fahrern.

Worin liegt der große Unterschied zur Formel 1?

Es ist gar nicht so sehr die Geschwindigkeit, es ist mehr die Technik. Die ganzen Knöpfe in einem Formel-1-Cockpit – brutal. Dass der Sprung von der Formel 3 in die Formel 1 gelingen kann, hat heuer Daniil Kwjat gezeigt. Im Vorjahr bin ich noch gegen ihn gefahren, jetzt fährt er in der Formel 1 bei Toro Rosso sehr gut mit.

Wie wird die Traum-Karriere weitergehen?

Jetzt ist einmal der Rest der Saison enorm wichtig. Ich muss schauen, dass ich um Siege und um die Meisterschaft mitfahren kann. Danach geht es im Idealfall entweder in die GP2-Serie oder in ein Junior-Team von Red Bull, Mercedes oder Ferrari. Den Teams gefällt es, wenn man alleine zu ihnen kommt und zeigt, dass man ein Macher ist. Ich bin ein Macher, ich muss mich bei den Teams interessant machen.

Dabei hilft Ihnen bestimmt Ihr Onkel Gerhard Berger, oder?

Gerhard hat so viel Erfahrung und Kontakte. Natürlich kann er ein Türöffner sein. Wir treffen uns oft, und ich versuche, ihn richtig auszusaugen. Am Ende zählen aber nur Leistung und Resultate.

Ist Gerhard Berger Ihr Vorbild?

Nein. Fernando Alonso.

Neben dem Motorsport gibt es wohl kaum Themen, die Sie mit Ihrem Onkel bespreche?

Oh doch! Das Rennfahren ist gar nicht unser Gesprächsthema Nummer 1. Am meisten reden wir über Mädels.

1997 war es, dass letztmals die österreichische Bundeshymne nach einem Formel-1-Grand-Prix für einen Piloten gespielt wurde. Gerhard Berger, heute 54, war der Schnellste beim Grand Prix von Deutschland in Hockenheim mit einem Benetton – vor Michael Schumacher und Mika Häkkinen. Insgesamt startete der Onkel von Lucas Auer zwischen 1984 und 1997 in 210 Grands Prix, zehn davon gewann er.

Erfolgreichster Österreicher in der Formel 1 ist Niki Lauda (65). Er fuhr mit 171 Grands Prix zwar weniger Rennen als Berger, holte aber von 1971 bis 1985 25 Siege und drei WM-Titel (1975 und 1977 auf Ferrari, 1984 auf McLaren). Heute ist Lauda Vorstandsvorsitzender des Formel-1-Teams von Mercedes. Jochen Rindt fuhr 60 Rennen, sechs gewann er. 1970 starb er in Monza, posthum wurde er Weltmeister.

Nach Gerhard Berger versuchte sich Alexander Wurz (40) in der Formel 1. In 69 Rennen bis 2007 fuhr er drei Mal als Dritter auf das Siegespodest. Karl Wendlinger (45) fuhr von 1991 bis 1995 in der Formel 1. Nach einem schweren Unfall 1994 in Monaco konnte er nicht mehr an seine besten Leistungen anknüpfen. Drei vierte Plätze waren seine Top-Ergebnisse. Patrick Friesacher (33) absolvierte 2005 eine halbe Saison für das finanzmarode Minardi-Team. Beim GP von Indianapolis wurde er Sechster – allerdings waren wegen Problemen mit den Michelin-Reifen nur sechs Autos mit Bridgestone-Pneus gestartet. Der bisher letzte Österreicher, der ein Formel-1-Auto in einem Rennen pilotiert hat, ist Christian Klien(31). Der Vorarlberger fuhr von 2004 bis 2006 für Jaguar und das Nachfolge-Team Red Bull. Im Finish der Saison 2010 kam er zu zwei Einsätzen für Nachzügler HRT. Als beste Platzierung erreichte er 2005 in China Rang fünf.

Weitere Formel-1-Fahrer: Hans Binder (13 Rennen), Helmut Marko (9), Jo Gartner (8), Helmut Koinigg (2), Dieter Quester und Roland Ratzenberger (je 1).

Sechs Wochen nach der umjubelten Rückkehr der Formel 1: Der Motorsport ist wieder zurück auf dem aufgepeppten Red-Bull-Ring. Die DTM macht Station in der Steiermark. Heute (13.30 Uhr/live ORF Sport+, ARD) wird der Sechste von insgesamt zehn Saisonläufen der beliebtesten Tourenwagenserie der Welt gestartet.

Vergleiche

Wie bereits vor sechs Wochen spielt auch dieses Wochenende das Wetter mit – nur für Sonntag sind Gewitter prognostiziert; wie damals sind Campingbusse und Zelte auf den Wiesen um den Red Bull Ring aufgebaut – nur stehen sie nicht so gedrängt; wieder ist die Stimmung unter den Fans großartig – doch dieses Mal bleiben sehr viele Plätze frei auf den für die DTM nun überdimensionierten Tribünen. War das Rennen der DTM im Vorjahr noch die wichtigste Motorsportveranstaltung des Jahres in Österreich, hat die Formel 1 die DTM nun in den Schatten gestellt.
„Die Formel 1 steht in keinerlei Konkurrenz zur DTM“, kontert Jürgen Pippig, Vorsitzender des Verbandes Internationaler Tourenwagen-Rennen (ITR). „Wir zeigen spektakulären Tourenwagensport, unsere Fahrer sind alles Spezialisten.“ Dass es Quereinsteiger aus der Formel 1 tatsächlich schwer haben, hat man zuletzt beim Deutschen Timo Glock und beim Schotten Paul di Resta gesehen – der krachte gestern in die Reifenstapel.
Die DTM ist näher dran am Fan als die Formel 1. Zwischen 25 und 100 Euro kosten die Eintrittskarten für das Rennwochenende in Spielberg – ein Fünftel jenes Betrages, den man für ein Formel-1-Ticket hinlegen muss.

Bereicherung

Der Wiener Toto Wolff hofft, dass die DTM indirekt von der Formel 1 profitieren kann. „Spielberg hat eine sensationelle Strecke, die jetzt auch noch richtig gemanaged ist“, sagt der Motorsportchef von Mercedes. „Die Infrastruktur hier ist das Beste, das wir im ganzen Jahr haben. Und so ein Medienzentrum gibt es auf dieser Welt nur ein Mal.“ Ein Festival sei die Formel 1 gewesen, ein Publikumsmagnet ist seit jeher die DTM. „Aber erst nach dem Wochenende werden wir sehen, ob uns die Formel 1 Zuschauer gekostet hat.“

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