Noch ungeklärte Stallorder bei Mercedes

Mercedes ist die derzeitige Nummer eins, doch wer wird es innerhalb des Rennstalls?

Bisher alle Siege und Poles, immer wieder die schnellste Rennrunde, WM-Doppelführung mit Nico Rosberg vor Lewis Hamilton. Mercedes ist 2014 das bisher eindeutig überlegene Team in der Formel 1. Ob und wann man eine Stallorder zwischen den beiden Piloten einziehen soll, ist für Motorsportchef Toto Wolff aktuell ein Luxusproblem. "Wir sind das Maß aller Dinge und das soll möglichst lange so bleiben", hofft Wolff.

Derzeit ist eine Stallorder bei den Silbernen offiziell noch kein Thema. "Viel zu früh", winkten die beiden Österreicher Wolff und Aufsichtsratschef Niki Lauda in Bahrain auch nach dem zweiten Doppelsieg in Folge sofort ab. Rosberg führt nach drei Läufen mit 61 Punkten, Hamilton ist trotz seiner zwei Saisonsiege mit 50 Punkten Zweiter. Trotzdem soll weiter eine "offene Politik zwischen den beiden Garagen" herrschen.

Im Rennen würde es derzeit Anordnungen nur dann geben, wenn einer der beiden Piloten Problem habe, heißt es bei Mercedes. Die Funk-Erinnerung von Paddy Lowe an Rosberg, in Bahrain beide Autos sicher "nach Hause" zu bringen, quittierte Rosberg freilich mit heftigen Attacken gegen den führenden Hamilton.

Es wird gebuhlt

Dass bereits jetzt hinter den Kulissen zwischen den beiden Fahrern um Vorteile gekämpft wird, liegt auf der Hand. Nach außen geben sich der emotionale Hamilton und der eher analytische Rosberg, die sich aus gemeinsamen Kart-Tagen kennen, betont kumpelhaft. "Der beste Sieg ist immer der über den Teamkollegen", hatte Rosberg gemeint, nachdem er Hamilton am Samstag die Pole weggeschnappt hatte. Am Sonntag schlug Hamilton zurück.

Rosberg nahm zähneknirschend zur Kenntnis, dass er wie schon in Malaysia wohl etwas eingebremst wurde: "Ich bin nicht gerne Zweiter hinter Lewis", gestand der Deutsche und versprach vor dem kommenden China-Rennen: "In zwei Wochen bin ich wieder da, um zu gewinnen."

Hamilton weiß aus seiner McLaren-Zeit neben Fernando Alonso, wie erbittert der teaminterne Kampf verlaufen kann. Der 29-jährige Engländer mit dem riesigen Tattoo und der großen Kappe könnte aber auf dem Weg zum schon zweiten Weltmeistertitel sein, der rund fünf Monate jüngere Weltmeister-Sohn Rosberg kämpft um den ersten Erfolg.

„Team kommt zuerst“

Wolff glaubt aber nicht, dass sich seine Piloten über kurz oder lang das Leben gegenseitig zur Hölle machen wie etwa einst Ayrton Senna und Alain Prost. "Lewis und Nico sind beide intelligent und respektieren sich gegenseitig genug, um die richtigen Entscheidungen zu treffen", hofft der Wiener, stellte aber eines klar in den Raum: "Der Teamkollege ist zwar stets der erste Gegner. Aber das Team kommt immer zuerst."

Das derzeitige Luxusproblem kann man sich bei Mercedes leisten, weil man dank des kompakten Eigenbau-Antriebsstranges und des klaren PS-Vorteils deutlich überlegen ist. Doch Vorsicht sei geboten: Mit teaminternen "Straßenkämpfen" sammelt man zwar Aufmerksamkeit bei den Fans, gewinnt aber mit Pech am Ende mit keiner Garage die WM. Bei den meisten Weltmeister-Teams gab es deshalb trotz gegenteiliger Beteuerungen meist klare Hierarchien.

„Wir dominieren“

"Ich genieße den Augenblick unserer Überlegenheit", so ist Rosberg bewusst, dass er vor der Chance seines Lebens steht. Er kämpfe derzeit eigentlich nur gegen einen Gegner und der sei ausgerechnet der Teamkollege.

Die Teamkollegen gehören eindeutig zur neuen Fahrergeneration. "Multitaskingfähig. Hirn statt nur Muskelmasse", beschrieb Wolff den gefragten Typ für die modernen Formel-1-Cockpits.

Für Mercedes heißt es vor allem, den aktuellen Schwung möglichst lange mitzunehmen. "Aufgrund der aktuellen Situation gibt es in der Entwicklung der Autos keine kleinen, sondern riesige Schritte", meinte Wolff, fürchtend, dass die Konkurrenz rasch aufholt.

Spanien:

El Pais: "Mercedes verkleidet sich als Red Bull. Hamilton und Rosberg feiern den zweiten Doppelsieg in Serie."

El Mundo: "Die Formel 1 scheint das Durcheinander zu lieben. Man ändert das Reglement, um immer wieder bei Null zu beginnen. Jetzt hat Mercedes sich den Regeln am besten angepasst. Bei den anderen Teams herrscht Wehklagen."

El Periodico: "Hamilton und Rosberg vergnügen sich in Bahrain. Die Mercedes-Rennfahrer beweisen erneut ihre Vorherrschaft in der Formel 1."

Marca: "In der Formel 1 breitet sich Langeweile aus. Dennoch war das Rennen in Bahrain ein tolles Spektakel."

As: "Die Überlegenheit von Mercedes ist fast eine Beleidigung für die anderen Teams. Immerhin war es schön anzusehen, wie Hamilton und Rosberg sich die Führung streitig machten."

Frankreich:

L'Equipe: "Hamilton, der Eroberer. Nach einem großartigen Rennen und zahlreichen Duellen setzt sich Lewis Hamilton in Bahrain mit einer Sekunde Vorsprung gegen seinen Teamkollegen Nico Rosberg durch."

Liberation: "Die Marke mit dem Stern funkelt in der bahrainischen Nacht. Neuer Doppelsieg für Mercedes."

Le Parisien: "Hamilton und Rosberg erdrücken die Konkurrenz. Die Silberpfeile des Briten und des Deutschen sind unschlagbar und haben ihren dritten Sieg im dritten Rennen geholt."

Italien:

Gazzetta dello Sport: "Was für eine Show! Aber ohne Ferrari. Hamilton bezwingt Rosberg nach einem langen Duell. Ihr Wettkampf lässt die Langeweile der ersten zwei Rennen vergessen."

Corriere dello Sport: "Ferrari, tiefe Nacht. Für das Spektakel reicht Mercedes."

Tuttosport: "Die Roten immer weiter unten."

La Repubblica: "Mercedes führt alleine, Albtraum für Ferrari. Dritter deutscher Triumph und ein Desaster für die Roten."

La Stampa: "Lewis & Nico, was für ein Knall. Der Titel ist eine Familienangelegenheit. Lewis Hamilton und Nico Rosberg hören auf, Freunde zu sein und werden offiziell Rivalen."

Großbritannien:

Independent: "Das Duo fuhr erneut in seiner eigenen Liga."

Daily Mail: "Das war die erlesenste Fahrt in Hamiltons Karriere."

Daily Telegraph: "Diese Weltmeisterschaft wird bis zuletzt eine fesselnde Schlacht zwischen diesen beiden Fahrern werden."

Deutschland (online):

Bild: "Krieg der Sterne. Knallhartes Mercedes-Duell. Rosberg schimpft über Bord-Funk auf Sieger Hamilton. Aber so macht die Formel 1 Laune."

Frankfurter Allgemeine: "Eine Sekunde nach 308 Kilometern. Die Formel 1 widerlegt ihre Kritiker. Beim Sieg von Hamilton in Bahrain knapp vor Rosberg bietet der Zirkus ein spannendes Rennen, in dem Weltmeister Vettel wieder Motorkraft fehlt."

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