Wie Boxenstopps Rennen entscheiden

Jeder Vorgang beim Boxenstopp wird von den Teams so akribisch analysiert wie die Datenflut aus den Autos.
Besonders in Monaco ist der Druck auf die Mechaniker groß.

Haben Sie schon einmal gestoppt, wie lange es dauert, ein Rad an Ihrem Pkw zu wechseln? Zehn Minuten? Sieben, wenn Sie schnell sind? Natürlich, der Profi in der Werkstatt schafft es mit dem Schlagschrauber vielleicht in drei Minuten – aber dort warten Sie auch eine Woche auf den Termin.

In der Formel 1 dauert der Wechsel aller vier Räder 2,05 Sekunden, dies schaffte Red Bull im Vorjahr in Malaysia. Dauert der Routinestopp länger als vier Sekunden, ist die Aktion verpatzt. Längst schon entscheiden die Boxenstopps über Sieg oder Niederlage in der Formel 1 – und nirgendwo sonst sind sie so wichtig wie in Monte Carlo.

Stau

In den vergangenen zehn Jahren gewann neun Mal jener Fahrer, der in Monaco aus der Poleposition ins Rennen gegangen war. Denn auf dem Stadtkurs ist das Überholen kaum möglich. Außer durch schnelle Boxenstopps zum perfekten Zeitpunkt.

Bis 2009 war das Nachtanken in der Formel 1 verpflichtend. Der Tankvorgang bestimmte die Länge des Stopps, die Reifenwechsler waren viel schneller fertig. Heute allerdings läuft die Stoppuhr gnadenlos. Bei durchschnittlich fünf Boxenstopps pro Team und Rennen ist der Druck auf die Mechaniker enorm: Wenn nur einer der Crew einen Fehler macht, kann das Rennen verloren sein – im schlimmsten Fall gar die Weltmeisterschaft. In Zeitlupe wird dem TV-Millionenpublikum das Missgeschick präsentiert. In wenigen Sekunden wird der Mechaniker zum Depp.

Doch der Job ist begehrt. Die Teams veranstalten jedes Jahr Castings, um die richtigen Männer an die richtigen Positionen zu stellen. Die Mechaniker sind fast so fit wie die Fahrer. Im Winter trainieren sie im Kraftraum, während der Saison auf dem Fahrrad. Nichts darf im Millionengeschäft der Formel 1 dem Zufall überlassen werden.

Analyse

Überkopf-Kameras filmen die Stopps mit. Jeder Vorgang wird von den Teams so akribisch analysiert wie die Datenflut aus den Autos. Jedes Wochenende werden 30 bis 40 Stopps trainiert. Zwei Mechaniker bocken das Auto auf – mit Wagenheber, die bis zu 15.000 Euro pro Stück kosten. Pro Rad warten drei Männer. Einer davon bedient den Druckluftschrauber (4000 Euro pro Stück), der zweite nimmt den Reifen ab, der dritte steckt den auf 80 Grad vorgewärmten neuen Reifen auf. Zwei Mechaniker arbeiten an den Flügeln, einer gibt das Auto wieder frei.

Der Fahrer muss sich auf seine Crew blind verlassen können – doch auch er hat seinen Beitrag zum perfekten Stopp zu leisten: Setzt er das Auto nur 20 Zentimeter neben der idealen Position ab, bedeutet das einen Zeitverlust von 0,5 Sekunden.

Wie Boxenstopps Rennen entscheiden

Kommentare