Weltmeister mit Glamour-Faktor

Lewis Hamilton war im Jahr 2015 kaum zu schlagen. Er gewann bisher 10 von 16 Rennen.
Lewis Hamilton holte seine dritte WM. Die Gründe für die Titelverteidigung sind vielfältig.

Ausgerechnet in den USA erfüllte sich Lewis Hamilton seinen amerikanischen Traum. Als Enkel eines Einwanderers aus der Karibik im englischen Arbeiterstädtchen Stevenage aufgewachsen, feierte er mit dem Sieg beim Grand Prix in Austin den dritten WM-Titel und zog mit seinem Idol Ayrton Senna gleich (Grafik unten). "Ich wollte den Titel unbedingt schon in den USA holen", sagte Hamilton. "Der Titel war so nah, dass ich ihn schmecken konnte. Das ist der größte Moment in meinem Leben."

Man muss Lewis Hamilton nicht mögen, man muss aber seine Klasse anerkennen. Der 30-Jährige hat es allen bewiesen. Nur Michael Schumacher und Alain Prost haben mehr Rennen gewonnen als er. Die Gründe für Hamiltons Erfolgslauf.

Die Lockerheit: Lewis Hamilton verpasst der Formel 1 den Glamour-Faktor. Stolz zur Schau trägt er seine Goldkette und die Brillanten-Ohrringe. Er posiert mit Models aus aller Welt und mit seinen aufgemotzten Autos. Doch Hamilton war nicht immer so locker und extrovertiert. Die Leistungsexplosion 2015 ist wohl im Kopf des Piloten zu suchen. Sechs Jahre lang musste Hamilton auf seinen zweiten Titel warten, den er 2014 endlich holte. Seitdem wirkt er befreit, noch nie sah man einen Vertreter der aktuellen Fahrergeneration abseits der Piste so entspannt und ausgelassen. Hamilton lässt kaum eine Party aus und macht auf dem Dancefloor ähnlich gute Figur wie im Tonstudio, ständig verfolgt von seinen Fans via Twitter, Facebook, Instagram und Snapchat. Vor dem verregneten Rennen in Texas entspannte er sich beim Surfen in Miami.

Der Teamkollege: "Er ist einer der Besten, die im Moment da draußen fahren", sagte in Austin sein schwer geschlagener und tief enttäuschter Widersacher Nico Rosberg. Nach dem gemeinsamen Teamfoto um Hamilton verschwand Rosberg so schnell es ging. Der Deutsche fuhr in Austin bereits dem Sieg entgegen, machte dann aber einmal mehr einen gravierenden Fehler und wurde letztlich Zweiter. Im Vorjahr hatte ein Rosberg in Hochform die WM bis zum letzten Rennen spannend halten können. 2015 jedoch klappt nichts, Hamiltons Lockerheit zermürbte die Gegner. "Nico hat im Sommer Starts geübt, Lewis hat Party gemacht", sagte Niki Lauda im Sommer. "Offenbar ist Party das bessere Rezept."

Seine Mannschaft: Mercedes lässt Hamilton machen, was er will. "Früher bei McLaren hat man versucht, mich in eine eckige Kiste zu stecken", sagte Hamilton. "Mir wurde nur gesagt, was ich alles nicht darf." Von den neu gewonnenen Freiheiten, die Mercedes seinem Top-Star gewährt, profitiert er wiederum: Der Engländer verpasst dem seriösen Automobilhersteller ein cooles und junges Image.

Das Auto: Auch im zweiten Jahr nach der großen Reform hatte Mercedes das mit Abstand beste Auto. Ferrari machte mit Starpilot Sebastian Vettel zwar auch technisch einen Schritt nach vorne, mehr als eine Drohung für die kommende Saison war der Auftritt der Scuderia letztlich dann doch nicht.

Die Konstanz: Hamilton ist nicht nur der schnellste Pilot, er ist auch der konstanteste. In einer fast fehlerfreien Saison fuhr er in 14 von 16 Rennen auf das Podest, 10 gewann er. Zum Vergleich: Vettel und Rosberg kamen auf je 3 Siege.

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