Bestaunt, ausgepfiffen, verehrt: Erstes Heimspiel für Vettel

Roter Publikumsliebling: Bereits nach neun Monaten bei Ferrari wird Sebastian Vettel verehrt.
2008 gewann der Deutsche in Italien sein erstes Rennen, nun gibt er dort zum ersten Mal in Rot Gas.

Sebastian Vettel gewann von 2010 bis 2014 vier WM-Titel und 34 Formel-1-Rennen, doch das Rennen seines bisherigen Pilotenlebens fuhr er am 14. September 2008 – im königlichen Park von Monza.

Auf regennasser Fahrbahn düpierte der damals 21-Jährige im unterlegenen Toro-Rosso-Boliden die Starpiloten Hamilton, Alonso sowie Räikkönen und stieg als bis dahin jüngster Grand-Prix-Sieger der Geschichte auf das imposante Monza-Podest über der Start-Ziel-Geraden.

Die Tifosi staunten über jenen jungen Deutschen, der im Jahr 2013 an selber Stelle gnadenlos ausgepfiffen werden sollte. Im pfeilschnellen Red-Bull-Wagen hatte Vettel Ferrari-Pilot Alonso den Sieg weggeschnappt. "Man kann hören, was hier los ist, wenn du nicht in einem roten Rennanzug gewinnst", sagte Sebastian Vettel damals.

An diesem Wochenende hat er ihn erstmals in Monza an. Fernando Alonso ist bei der Scuderia Geschichte, Gegenwart und Zukunft des traditionsreichsten aller Formel-1-Rennställe verkörpert seit Jahresbeginn Vettel.

Und schon träumen sie wieder in Italien – von altem Ruhm und neuem Glanz, von Siegesserien und WM-Titeln. Allein: Es ist acht Jahre her, dass ein Ferrari-Pilot am Saisonende die rote Wagenschnauze vorn hatte und Weltmeister wurde (Kimi Räikkönen). Seither gewann Ferrari in siebeneinhalb Jahren nur 22 Grands Prix. Red Bull schaffte es im gleichen Zeitraum auf 50 (!) Siege, Mercedes als Werksteam seit 2010 immerhin auf 29.

Zwei der Ferrari-Siege gehen bereits auf das Konto von Vettel, der in Italien bereits mit Ikone und Landsmann Michael Schumacher verglichen wird. "Ich versuche gar nicht, in Michaels Fußstapfen zu treten. Seine Fußstapfen sind riesig. Und ich habe nur Schuhgröße 41", sagte Vettel, fügte aber hinzu: "Mein Ziel ist, selbst auch Fußstapfen zu hinterlassen, damit auch ein Teil von mir in Maranello bleibt, wenn ich nicht mehr da bin."

Spätestens 2016 soll dann der Großangriff gelingen. Es ist auch das letzte Jahr, in dem Monza noch fixer Bestandteil des Formel-1-Kalenders ist, über eine Vertragsverlängerung mit Vermarkter Bernie Ecclestone wird ebenfalls dieser Tage gesprochen.

"Finger weg!"

Die Verhandlungen gleichen einem Staatsakt, zu dem sich Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi höchstpersönlich angekündigt hat. Er betonte bereits: "Wir werden Bernie Ecclestone sagen: ‚Finger weg von Monza‘." Eine landesweite Unterschriften-Aktion für den Erhalt der Strecke, die seit 1950 nur einmal nicht Teil der Formel 1 war (1980 wegen Umbaumaßnahmen), soll Geschäftsführer Ecclestone überzeugen.

Ein schwieriges Unterfangen beim 84-jährigen Briten. Sein knapper Kommentar zur Unterschriften-Aktion: "Sie sollen lieber den Vertrag unterschreiben."

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