"Momentan zählt für mich nur Rapid"

In der 25. Minute war es schließlich Thanos Petsos, der die Hütteldorfer in Führung brachte.
Thanos Petsos spricht über Fußball in Griechenland und seinen Wechsel nach Hütteldorf.

Der in Düsseldorf aufgewachsene Thanos Petsos hält mit seinen starken Leistungen für Rapid in der Bundesliga die griechischen Farben hoch. Der 22-jährige, einfache Teamspieler spricht über die Wirtschaftskrise, das Länderspiel am Mittwoch und den Transfer zu Rapid.

KURIER: Wie stark spüren die Fußballer die Wirtschaftskrise in Griechenland?
Thanos Petsos:
Extrem stark. Fußballer führen normal ja ein verwöhntes Leben. Aber damit ist es in Griechenland vorbei. Das habe ich schon 2011 bei meinem Teameinsatz mitbekommen. Sogar Teamspieler müssen ein halbes oder ein ganzes Jahr auf ihr Gehalt warten.

Wie reagieren die Spieler?
Es gibt viele arbeitslose Spieler. Einige Talente lernen lieber einen anderen Beruf, weil sie Angst haben, nicht mehr für ihre Familie sorgen zu können. Die etablierten Spieler wollen jetzt alle nach Deutschland.

Ist das griechische Team gegen Österreich trotzdem Favorit?
Ich habe Österreich gegen Deutschland gesehen. Das ist eine echt starke Mannschaft. Am Mittwoch halte ich aber natürlich zu Griechenland. Wir sind defensiv stark und gut im Konter.

Sie stehen in Kontakt mit Teamchef Santos. Ist eine Teamrückkehr durch den Transfer zu Rapid realistischer geworden?
Ja. Ich bin jetzt Stammspieler und wenn die Leistung weiter stimmt, werde ich auch wieder eingeladen. Das würde mich sehr stolz machen. Momentan zählt für mich aber nur Rapid.

Nach Ihren Leistungen bei Rapid stellt sich bei allem Respekt vor Fürth die Frage, warum Sie trotz eines laufenden Vertrages gehen durften?
Ja, diese Frage stellt sich. Fürth wollte nach dem Abstieg mehr Routine ins zentrale Mittelfeld kriegen. Ich wäre nur der erste Ersatz gewesen. In Leverkusen hat den Trainern Heynckes und Lewandowski meine Spielweise und die Laufleistung von durchschnittlich 12 bis 13 Kilometern noch getaugt.

Waren Sie von Rapid sofort überzeugt?
Mich hat wirklich beeindruckt, wie sich Herr Schulte um mich bemüht hat. Er hat mich und meine Spielweise perfekt analysiert und mir versichert, dass ich genau in dieses Team passen würde. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und bin jetzt richtig glücklich. Ich kann hier wieder so spielen, wie ich als ganz Junger einmal war.

Etwas mehr als vier Millionen Euro haben – laut der Internetseite www.transfermarkt.de – diesen Sommer bisher die 16 Vereine der griechischen Super League ausgegeben. Diese Zahl zeigt, wie schwer die Wirtschaftskrise auch den Fußball getroffen hat. Vor vier Jahren waren es noch 38 Millionen Euro, die von den Vereinen in Stars investiert wurden.

Aber schon letzten Sommer mussten einige Traditionsklubs ordentlich abspecken. Das Budget von Panathinaikos sank um 30 Prozent, das von AEK Athen um 65 und das von Panionios Athen (wo seit Sommer der Österreicher Andreas Lasnik engagiert ist) sogar um mehr als 80 Prozent.

Die Klubs der zweiten und dritten Liga werden von der staatlichen Lotto- und Sportwettenfirma OPAP gefördert, sie dürfen keine anderen Sponsoren suchen. Als OPAP aufgrund der anhaltenden Randale im Sommer 2011 die Zahlungen einstellte, standen etliche Klubs vor dem Aus. So waren Fußballer nur noch für die Ligaspiele versichert, nicht aber für die Trainingseinheiten. Erst als die Spieler daraufhin in einen Streik traten, kam es zu einer Einigung zwischen der Liga-Organisation und der Spielervereinigung PSAP.

Transferstopp

Letzten Sommer durfte AEK Athen nicht am Europacup teilnehmen. Aber auch Aris Saloniki, Panionios Athen, OFI Kreta, PAS Giannina und AO Kerkyra hatte schwere finanzielle Probleme, weshalb sie für die abgelaufene Saison nur drei Spieler verpflichten durften, die älter als 24 Jahre waren. Aber auch Panathinaikos litt unter der Krise, hatte Schwierigkeiten, die Stromrechnung zu bezahlen. Der Präsident der Stadion-Betreiberfirma bat die Verantwortlichen der Super League damals, die Spiele von Panathinaikos tagsüber austragen zu lassen.

Die Leidtragenden der Schuldenkrise der Klubs sind meistens der Spieler. Laut der internationalen Spielervereinigung FIFPro erhalten in Griechenland zwei Drittel der Spieler ihr Gehalt verspätet, oftmals gar um ein halbes Jahr. Einige Spieler scheinen daher Sportwetten als lukrative Einnahmequelle für sich entdeckt zu haben. Nach dem Ende der Saison 2010/’11 mussten die Mannschaften Olympiakos Volou und AO Kavala wegen Verstrickungen in Spielmanipulationen zwangsweise absteigen.

Außerdem flüchten die besten Spieler aus dem Land. Allein im Jänner verließen vier Teamspieler die Heimat: Vasilis Torosidis (Roma), Nikos Spyropoulos (Chievo), Lazaros Christodoulopoulos (Bologna) und Loukas Vyntra (Levante). Aber auch bisher exotische Fußballländer sind nun für Griechen interessant: Russland, Ukraine, Rumänien, Ungarn, Aserbaidschan, Bulgarien, Slowenien oder die Arabischen Emirate.

Zuschauerschwund

Für internationale Stars (einst kickten Spieler wie Rivaldo, Karembeu oder Cisse in Griechenland) reicht das Geld nicht. Aber das ist vielen Fans auch egal, denn sie können sich zumeist die Eintrittspreise gar nicht mehr leisten. Jeder vierte Grieche hat keinen Job, die Jugendarbeitslosigkeit liegt gar bei über 50 Prozent. Anfang Jänner kamen zu einem Erstliga-Spiel auf Korfu gegen Asteras Tripolis ganze 244 Zuschauer.

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