Blatter greift Platini an: "Ich vergesse nicht"

Sepp Blatter darf vier weitere Jahre im Amt verweilen.
Der FIFA-Präsident bleibt mit Schrammen im Amt, verfehlte aber notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit.

Trotz der skandalösen Vorkommnisse rund um den FIFA-Kongress ist Joseph „Sepp“ Blatter als Präsident des Fußball-Weltverbandes wiedergewählt worden. Der umstrittene Schweizer erhielt zwar einen Denkzettel, setzte sich bei dem Votum in Zürich aber trotzdem mit 133:73 Stimmen gegen seinen jordanischen Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein durch. Damit geht der 79 Jahre alte Blatter, der alle Rücktrittsforderungen ignoriert hatte, in seine fünfte Amtszeit. Zur notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit reichte es für Blatter im ersten Wahlgang nicht, Prinz Ali verzichtete aber auf ein zweites Votum.

„Wir müssen unser Image wieder verbessern. Morgen müssen wir damit anfangen“, erklärte Blatter in seiner Kandidatenrede. Der Schweizer forderte im Hallenstadion von Zürich angesichts des größten Bebens in der Geschichte der FIFA ein aktives Mitarbeiten der 209 Mitglieder. „Heute rufe ich Sie zum Teamgeist auf, damit wir gemeinsam fortschreiten können. Wir sind zusammengekommen, um die Probleme anzupacken.“

In Richtung UEFA-Chef Platini, der seinen Rücktritt forderte, sagte Blatter: "Ich vergebe jedem, aber ich vergesse nicht."

Krise

Nach der Anklage der US-Justiz mit insgesamt 14 Beschuldigten zwei Tage vor der Wahl hatten vor allem die Blatter-Gegner aus Europa auf die Sensation für ihren favorisierten Kandidaten al-Hussein gehofft. Auch ÖFB-Präsident Leo Windtner hatte so wie die meisten UEFA-Mitglieder sein Votum für den FIFA-Vizepräsidenten Prinz Ali angekündigt.
„Dass es Blatter nicht im ersten Wahlgang geschafft hat, ist ein gewisses Signal an ihn und an die FIFA“, erklärte Windtner gegenüber der APA. Und mit Blick auf die erste Sitzung des neuen FIFA-Exekutivkomitees am Samstag, bei der über die Vergabe der Startplätze für die WM 2018 entschieden wird, meinte er: „Ich erwarte jetzt, dass es bei den WM-Startplätzen für Europa keine Reduktion geben wird.“

Die erneute Kür Blatters dürfte den Konflikt mit der Europäischen Fußball-Union aber verschärfen. UEFA-Präsident Michel Platini hatte für diesen Fall einen Rückzug der europäischen Mannschaften aus allen FIFA-Wettbewerben nicht ausgeschlossen. Eine weitere Option ist laut Platini ein kollektiver Austritt der europäischen Mitglieder aus dem FIFA-Exekutivkomitee. Eine Entscheidung über die weitere Vorgehensweise der Europäer wird bei einem UEFA-Meeting im Rahmen des Champions-League-Finales am 6. Juni in Berlin diskutiert.

Blatter selbst will nach seiner Wiederwahl das FIFA-Exekutivkomitee umbauen. „Wir brauchen eine bessere Vertretung der Konföderationen. Die Anzahl der Nationen in den Konföderationen soll sich auswirken auf die Zusammensetzung des Exekutivkomitees“, erklärte er. Dies ist als Angriff auf das Blatter-kritische Europa zu werten. Derzeit ist die UEFA in dem Gremium im Vergleich zur Anzahl der Mitgliedsländer in der FIFA überrepräsentiert. „Die, die mehr haben, können auch etwas abgeben“, sagte Blatter.

Kurs

Nach dem jüngsten Korruptionsskandal mit sieben Festnahmen von Funktionären in Zürich werde er die FIFA „zurückbringen“, kündigte Blatter an. „Wir werden zurücksteuern an Land, wo wieder Fußball gespielt werden kann. Wir müssen daran arbeiten, wir müssen auch an anderen Dingen arbeiten.“
Im Wahlkampf nahmen sich vier Gegner selbst aus dem Rennen, ehe Prinz Ali der einzig verbliebene Kontrahent war. Blatter brauchte da nicht viel Wahlkampf, er schickte einfach einen DIN-A-4-Seite langen Brief an alle 209 FIFA-Mitglieder. Unter der simplen Überschrift „Together“ verwies er darauf, dass doch alles bleiben solle, wie es ist – Hauptsache, man halte in der Fußball-Familie brav zusammen.

Der Schweizer kündigte auch wieder an, was er schon angekündigt hatte, bevor er seine vierte Amtsperiode vor vier Jahren angetreten hatte: einen Rückzug als FIFA-Präsident – dieses Mal im Jahr 2019. „Am Ende meiner Amtszeit werde ich die FIFA meinem Nachfolger übergeben, eine robuste FIFA“, sagte der Schweizer nach der gewonnenen Wahl.

Die besten Zitate zum FIFA-Skandal

Geboren am 10. März 1936 in Visp (SUI)

Aktive Sport-Karriere (1948 bis 1971): Mittelstürmer beim FC Visp, ein Jahr Spielertrainer

Berufliche Laufbahn:

Studium der Volkswirtschaft in Lausanne

1964 bis 1966: Zentralsekretär des Schweizer Eishockey-Verbandes

1966 bis 1968: Pressechef des Schweizer Landesverbandes für Sport

1968 bis 1975: PR-Direktor bei Longines

1975 bis 1981: Technischer FIFA-Direktor

1981 bis 1998: FIFA-Generalsekretär mit dem Titel eines geschäftsführenden Direktors (CEO)

8. Juni 1998: Wahl zum FIFA-Präsidenten nach Kampfabstimmung (111:80) gegen Lennart Johansson (SWE)

9. Mai 2002: Wiederwahl nach Sieg über Afrikas Verbandschef Issa Hayatou (139:56)

31. Mai 2007: Wiederwahl ohne Gegenkandidat per Akklamation.

1. Juni 2011: Wiederwahl ohne Gegenkandidat (186 von 203 abgegebene Stimmen)

29. Mai 2015: Wiederwahl nach Abstimmung gegen Prinz Ali bin al-Hussein (JOR).

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