Kulovits: "Hoch und weit bringt Sicherheit"

Anerkannt: Stefan Kulovits (re.) wurde nach dem Abschied von Rapid in der zweiten deutschen Liga Sandhausen-Kapitän.
21 Österreicher starten ins Frühjahr, Sandhausen-Kapitän Stefan Kulovits erklärt das Liga-Motto.

Es werden immer mehr. Mit jeder Transferperiode wächst die Zahl der Österreicher in der zweiten deutschen Bundesliga. 21 sind es in der am Freitag startenden Frühjahrssaison.

Führungsrollen übernehmen einige, Ex-Rapidler Stefan Kulovits ist bei Sandhausen sogar Kapitän. Der fünffache Teamspieler wurde im Winter vom Fachmagazin kicker zum fünftbesten defensiven Mittelfeldspieler der Liga gewählt. "Eine sehr schöne Auszeichnung", sagt Kulovits, dessen Mitspieler Marco Knaller ebenfalls gute Kritiken erhält. In der Vorbereitung hatte der Stammkeeper Probleme mit dem Schambein, ist aber wieder fit.

"Der Marco hat in Deutschland einen sehr guten Ruf. Ich bin mir nicht sicher, ob das in Österreich alle mitbekommen haben", sagt Kulovits, der im KURIER-Interview sowohl seine Wiener Heimat als auch Sandhausen einzuschätzen weiß. Der 32-Jährige über ...

... das heutige Duell mit Paderborn und Ex-Rapid-Kollege Wydra

Das Spiel gegen uns ist für Wydra nach dem 0:6 im Herbst eine schmerzhafte Erinnerung. Für Sandhausen lief es wie aus dem Bilderbuch, das hat mich stark an das 7:0 mit Rapid in Salzburg erinnert.

... die Besonderheit von Sandhausen

Wir sind ein kleiner Klub mit bescheidenen Mitteln und starten jedes Jahr als Abstiegskandidat Nummer eins. Heuer hatten wir auch noch drei Minuspunkte nach einem Lizenzverstoß aufzuholen. Vielleicht brauchen wir diesen Druck. Rausgekommen ist jedenfalls, dass wir im Kalenderjahr 2015 die zweitbeste Mannschaft der Liga waren.

... seine Gedanken an eine Rückkehr nach der ersten Saison

Kulovits: "Hoch und weit bringt Sicherheit"
Die zweite deutsche Liga passt perfekt zu meiner Spielweise, trotzdem war das erste Jahr nach einer Schultergelenksverletztung durchwachsen. Ich wollte es dann noch einmal wissen und hab’ nach dem Urlaub meine Frau und die Tochter nach Sandhausen nachgeholt. Das war entscheidend.

... die Bedeutung des Privaten für das Sportliche

2013 war meine Frau wegen einer Ausbildung noch in Wien. Das hat sehr an mir genagt. Ich bin überzeugt: Wenn es privat nicht passt, geht sportlich nichts. Jetzt bin ich Kapitän, glücklich und habe den Vertrag vorzeitig verlängert.

... das Scheitern von René Gartler in Sandhausen

Der Fußball hier ist anders. Das hat ja damals Steffen Hofmann bei 1860 auch nicht gefallen. Bei Sandhausen stehen wir sehr tief, da konnten wir Renés Stärken im Strafraum nie ausspielen.

... die Unterscheide zur österreichischen Liga

Am Anfang dachte ich, ich wär’ im falschen Film. Während bei Rapid auf spielerische Dominanz gesetzt wurde, war unsere erste Vorgabe vom Trainer: ,Hoch und weit bringt Sicherheit.‘ Ich bin mir im Mittelfeld wie ein Tennis-Schiedsrichter vorgekommen – ich hab nur den Bällen nachgeschaut, die von links nach rechts und wieder retour geflogen sind. Jetzt ist auch das spielerische Element schon wichtiger geworden.

... Rapid als Aufsteiger in dieser Liga

Rapid würde ganz sicher vorne mitspielen. Der Vergleich ist aber schwierig, weil es nur wenige Mannschaften mit einer betont spielerischen Linie versuchen und bis auf Freiburg alle, die es probieren, damit große Probleme bekommen.

... die Entwicklung bei Rapid seit 2013

Auch wenn der Abschied wehgetan hat, bleibt Rapid immer in positiver Erinnerung. Ich schaue mir noch alle Spiele auf Sky an. Ich bin ja sehr eng mit dem Steffen und bekomme dadurch auch mit, welch eingeschworener Haufen sie heute sind. Wenn sie sich das Jahr 1996 als Vorbild nehmen, kann es ganz nach oben gehen. Und ich hoffe sehr auf ein Legendenspiel bei der Stadioneröffnung – damit ich dort auch einmal einlaufen darf.

... die positive Entwicklung der Ex-Konkurrenten Köln und Ingolstadt in der Bundesliga

Wie gut die Arbeit von Hasenhüttl ist, zeigt ja auch das extreme Lob von Guardiola nach dem Bayern-Spiel. Bei Köln höre ich von anderen Spielern immer wieder, wie perfekt Stöger mit dem Kader menschlich umgehen kann. Noch dazu hat er das fachliche Rüstzeug. Diese beiden Trainer sind echt eine Werbung für Österreich.

... die häufigen Trainerwechsel

Wir waren vier oder fünf Mal der Sargnagel für andere Trainer. Nach Niederlagen gegen Sandhausen hat es sie erwischt, während unser Coach Alois Schwartz die Ruhe hier nutzt.

... seine vielen Verletzungen in jungen Jahren

Mein Motto war immer: Ich halte meine Knochen hin für das Wappen auf meiner Brust. Ich bin ein Abräumer, da kracht’s auch. Ich habe mit den Jahren aber gelernt, wie ich in Zweikämpfe gehen sollte. Mein Körper hält ja – ich hab’ erst mit 32 meinen ersten Muskelfaserriss gehabt, das ist nicht z’wider.

Ergebnisse, Tabelle

Kommentare