Rapid-Boss Krammer fordert Liga-Neustart

Befürworter: Rapid-Boss Michael Krammer ist für eine Liga-Reform.
Nach dem Ende der Ära Pangl fordert Rapid echte Reformen und findet in der Liga Verbündete.

Mir geht es ausgezeichnet“, sagt Georg Pangl nach seinem Aus als Bundesliga-Vorstand. Am Freitag wird der 48-jährige Burgenländer noch einmal mit Ligapräsident Hans Rinner an die Öffentlichkeit treten. Ob danach der Wechsel als Generalsekretär zum Verband der europäischen Profi-Fußballligen (EPFL) folgt? „Es ist nichts unterschrieben.“

Sicher ist, dass der Bundesliga spannende Zeiten bevorstehen. Der weit verbreitete Unmut über die schlechte Performance der vergangenen Monate (Wettskandal, späte Beginnzeiten, Sponsorsuche, fehlende Rasenheizungen, Streit um das Ligenformat) und die folgende öffentliche Kritik sorgen für Gesprächsstoff. „Die vielen negativen Schlagzeilen haben die internationalen Erfolge der Austria, von Salzburg und Rapid überdeckt“, bedauert Austria-Vorstand Markus Kraetschmer, der dem Liga-Aufsichtsrat angehört.

Rapid-Boss Krammer fordert Liga-Neustart
23.08.2011, Wien , Fussball, Bundesliga Art Challenge, Nachwuchswettbewerb fuer Skulptur - anlaesslich von 100 Jahre Fussballmeisterschaften in Oesterreich Georg Pangl Copyright DIENER / Leena Manhart Marktgasse 3-7/4/5/21 A-1090 Wien Telefax +43 1 955 32 35 Mobil +43 676 629 98 51 BA CA Bank Nr. 12000 Account Nr. 00712 223 783 e-mail: agentur@diener.at Datenbank: www.diener.at
Führende Klub-Vertreter sehen mit dem Ende der Ära Pangl den idealen Zeitpunkt gekommen, nachhaltige Reformen einzuleiten. „Wir müssen in der Bundesliga alles auf null stellen“, fordert Rapid-Präsident Michael Krammer. „Ich erwarte die sehr rasche Erarbeitung eines Konzepts für qualitätssteigernde Maßnahmen und ein damit verbundenes Vermarktungskonzept für die Liga.“

Kraetschmer fordert, dass bei der in einer Woche angesetzten Aufsichtsrat-Klausur „über die Zukunft der Liga diskutiert wird: Braucht es nur einen Nachfolger für Pangl oder sollten die Strukturen verändert werden? Ich habe da schon meine Gedanken.“ Kraetschmer unterstützt mittlerweile den von Krammer im KURIER vorgebrachten Plan, Teile der TV-Gelder verbindlich an Infrastrukturmaßnahmen (wie den Einbau von Rasenheizungen) zu koppeln.

Anders als unter Alt-Präsident Edlinger („Vier Derbys pro Saison sind ein Muss“) ist Rapid für eine Reform des Ligaformats offen. „Wenn dadurch eine Professionalisierung möglich ist, soll mir auch eine 16er-Liga recht sein“, sagt Krammer.

Ried-Manager Stefan Reiter, der wie Krammer neu im Liga-Aufsichtsrat ist, reagiert begeistert: „Schön zu hören, dass sich Rapid öffnet. Das wird eine sehr spannende Klausur. Wir müssen alles diskutieren: Manches, was früher gut war, funktioniert heute nicht mehr.“

Der Wunsch nach Reformen wird auch von kleineren Vereinen geteilt. Wiener Neustadts Klubmanager Alexander Gruber sagt: „Das Ligaformat gehört mit allen Konsequenzen ausdiskutiert. Dass dieses Thema bei sämtlichen Konferenzen nach zehn Minuten abgeschmettert wurde, ist der falsche Zugang.“ Gruber plädiert offen für eine einzige Profiliga mit 16 Klubs und 30 Spieltagen. „36 Runden sind für Österreich einfach zu viel. Das geht sich nicht aus.“

Verantwortungsvoll

Vom künftigen Liga-Vorstand wünscht sich Gruber „beste Kontakte in die Wirtschaft.“ Im Hinblick auf einen neuen Liga-Sponsor „erwarte ich mir, dass wir annähernd wieder die Zahlen erreichen wie in den letzten Jahren“.

Zum Abschied von Pangl betont Reiter aber auch, dass die Vereine in der Verantwortung stehen: „Wir dürfen Pangl keinen Strick daraus drehen, dass es kaum Rasenheizungen gibt. Da sind die Vereine selbst schuld. In der aktuellen Struktur ist der Liga-Vorstand immer von Klub-Interessen abhängig.“

Salzburg-Sportchef Ralf Rangnick war gerade erst ein paar Monate in Österreich und kam schon zur Expertise, dass ein „Problem in der Bundesliga der Modus ist, in dem die zehn Mannschaften im Laufe der Saison gleich vier Mal gegeneinander spielen“. Der Deutsche outete sich also klar als Befürworter einer Aufstockung der österreichischen Bundesliga.

Seit 1993 wird in Österreichs oberster Liga wieder mit zehn Klubs gespielt. Die Kritik an dem Modus mit 36 Runden war immer da, aber trotzdem überlebte die Zehnerliga Jahr für Jahr. Jetzt bekommen die Befürworter einer Reform Rückenwind und mit Rapid-Boss Krammer einen mächtigen Fürsprecher.

Was aber sind die Vorteile, was die Nachteile einer Bundesliga mit 16 Vereinen?

+Weniger Termine Fußballspiele Mitte Dezember oder Anfang Februar sind eigentlich niemand zumutbar, bei 36 Runden aufgrund des dichten Terminkalenders aber nicht anders möglich. Bei einer Aufstockung auf 16 Klubs würde es sechs Runden weniger geben. Das würde den Terminplan entlasten und Spiele im Winter nicht mehr notwendig machen.

+Mehr Abwechslung Vier Mal jedes Jahr Rapid gegen Austria ist schon fad, vier Mal Admira gegen Wiener Neustadt aber noch fader. Mit einer Aufstockung auf 16 Klubs würde es statt vier nur mehr zwei Durchgänge geben, also die Vereine nur mehr zwei Mal pro Saison aufeinandertreffen.

+Mehr Spiele in einer Runde Derzeit finden pro Bundesliga-Runde nur fünf Spiele statt, das sorgt dafür, dass im ORF praktisch immer die selben Mannschaften zu sehen sind. Bei einer 16er-Liga gibt es pro Runde acht Spiele, das würde auch für mehr Abwechslung vor den Bildschirmen sorgen.

+Mehr Zeit für Experimente Derzeit steigt der zehntplatzierte Verein aus der obersten Liga ab. In einer 16er-Liga wäre das ein Mittelfeldplatz. Mehr Vereine als bisher hätten dann also keine Existenzängste, könnten noch mehr auf die Jugend setzen als bisher.

-Weniger Fans Den Zuschauerschwund würde eine Aufstockung wohl nicht stoppen. Im Gegenteil: Zwei Spiele mehr Rapid gegen Salzburg locken natürlich mehr Fans in ein Stadion als zwei Spiele Kapfenberg gegen Grödig.

-Weniger Einnahmen Die TV-Gelder müssten bei einer Aufstockung auf 16 Vereine aufgeteilt werden, für die einzelnen Klubs, die jetzt schon jeden Euro mehrfach umdrehen müssen, würde weniger übrig bleiben. Dazu hätten alle Klubs drei Heimspiele pro Saison weniger.

-Weniger Konkurrenz Das Niveau in der Liga würde nach unten nivelliert werden, weil es in Österreich nicht die Massen an Klassespielern gibt, um 16 halbwegs gleichstarke Mannschaften aufzustellen. Gerade die Spitzenteams werden dann noch weniger oft gefordert als bisher.

-Noch mehr Dorfvereine Der Erfolg von Grödig ist eine Watsche für alle etablierten Klubs. Von der Infrastruktur ist der Verein aber alles andere als Bundesliga-tauglich. Eine Aufstockung würde es solchen Emporkömmlingen noch leichter machen, sportlich bis in die Topliga aufzusteigen.

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