Premier League: Aufregung nach Rekordvertrag

Die knapp sieben Milliarden Euro für die TV-Rechte sorgen für Diskussionen.

Die englische Fußball-Premier-League hat einen Rekordvertrag abgeschlossen und damit für Aufregung gesorgt. Die Liga kassiert für die TV-Rechte von 2016 bis 2019 insgesamt 5,136 Milliarden Pfund (6,93 Mrd. Euro). Das gab die englische Top-Liga bei einer Pressekonferenz am Dienstag in London bekannt. Fünf der insgesamt sieben Pakete gingen an Sky, die beiden anderen sicherte sich BT Sport. Damit wurde die Rekordmarke für die Jahre 2013-2016 in Höhe von 3,018 Milliarden Pfund deutlich übertroffen.

Doch kaum war die Summe in der Fußball-Welt, musste Premier-League-Chef Richard Scudamore sie schon verteidigen. Die knapp sieben Milliarden Euro für die TV-Rechte seien notwendig, damit die Clubs der englischen Top-Liga eine Chance hätten gegen Real Madrid oder den FC Barcelona. Schließlich sei der Fußball wichtig fürs Image das Landes.

„Die Premier League, die BBC, die Queen - das sind Dinge, die Leute an Großbritannien mögen“, betonte Scudamore. Umgerechnet 13,45 Mio. Euro ist nun jede Partie wert. Zum Vergleich: Österreichs Bundesliga kassiert rund 20 Millionen Euro pro Jahr.

"Senkt die Ticketpreise"

Doch die astronomischen Geldmengen, die Sky und BT auf den Tisch legen, bringen die Konflikte im häufig verklärten englischen Fußball zutage. Ex-Nationalstürmer Gary Lineker meldete sich umgehend über Twitter: „Das Spiel wird überschwemmt mit Geld. Senkt die Ticketpreise und macht es für echte Fans erschwinglich, dabei zu sein.“

Günstigere Tickets gehören zu den dringendsten Forderungen englischer Fans, die für die billigste Dauerkarte bei Arsenal umgerechnet mehr als 1.300 Euro hinlegen müssen. Für einzelne Spiele werden schnell 80 oder auch 100 Euro fällig. Zwar liegt die Auslastung der Stadien mit mehr als 95 Prozent auf Rekordniveau, doch untere Einkommensschichten oder Jugendliche sind vom Oberhaus des englischen Volkssports so gut wie ausgeschlossen.

Angesichts der hohen Nachfrage glaubt aber kaum jemand, dass Everton, Liverpool und Co. kollektiv die Preise senken. „Wenn das Geld nur für Transfers, Gehälter und Beratergebühren ausgegeben wird, und nicht die Kosten derer senkt, die zu Spielen gehen, wird ganz klar eine Gelegenheit verpasst“, sagt Tim Rolls, der dem größten Chelsea-Fanclub vorsitzt, dem „Mirror“.

Folgen für die Nationalmannschaft?

„Je mehr Geld man den Clubs gibt, desto mehr geben sie für Spieler aus“, glaubt auch der Tycoon und ehemalige Tottenham-Hotspur-Chef Alan Sugar, der schlimme Folgen des TV-Deals für die Nationalmannschaft befürchtet: Teure Einkäufe statt eigene Nachwuchsarbeit gelten als Hauptgrund für Englands schlechtes Abschneiden in internationalen Turnieren, das mit dem Aus in der WM-Gruppenphase vergangenen Sommer einen neuen Tiefpunkt erreicht hat.

Am Finanziellen lag es jedenfalls nicht. Schon jetzt sind alle 20 Premier-League-Clubs unter den reichsten 40 Fußballvereinen weltweit, wie die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte ermittelt hat. Scheichs und Oligarchen wie Roman Abramowitsch (Chelsea) oder Mansour bin Zayed Al Nahyan (Manchester City) pumpen Unsummen in ihre Clubs. Für die Jahre 2013 bis 2016 waren bereits 3,018 Milliarden Pfund (4,07 Mrd. Euro) an TV-Geldern ausgemacht worden - auch das war bereits eine Rekordsumme.

Diskussionen in Spanien...

Premier League: Aufregung nach Rekordvertrag
Espanyol's President Joan Collet attends a news conference during the presentation of newly signed coach Javier Aguirre at Cornella-El Prat stadium, near Barcelona, November 29, 2012. Espanyol have agreed to appoint former Mexico coach Aguirre as replacement for Mauricio Pochettino, who was sacked on Tuesday after a poor start to the season left the club bottom of La Liga. REUTERS/Albert Gea (SPAIN - Tags: SPORT SOCCER)
Spanische Erstliga-Fußball-Clubs drohen derweil im Streit um die TV-Einnahmen mit Streik. „Wir sind bereit, die Meisterschaft zu unterbrechen, wenn das (Gesetz, Anm.) nicht in ein, zwei oder drei Wochen beschlossen wird“, betonte Espanyol-Barcelona-Präsident Joan Collet am Mittwoch die Bereitschaft einiger Vereine zum Äußersten, sollte eine gerechtere Aufteilung der TV-Gelder nicht Realität werden.

Derzeit erhalten die beiden Top-Clubs Real Madrid und FC Barcelona gemeinsam knapp die Hälfte der jährlichen 650 Millionen Euro, die durch die TV-Einnahmen der Primera Division lukriert werden. „Ich habe bereits mit Clubs wie Valencia gesprochen. Wir haben zwar noch ein Treffen, aber wir sind bereit (für den Streik, Anm.), wenn die Regierung nichts unternimmt“, erklärte Collet.

Die spanische Fußball-Liga ist die einzige in Europa, in der jeder Club selbst die TV-Verträge mit dem in Barcelona beheimateten Rechteinhaber Mediapro ausverhandeln kann. Deshalb bekommen einige Vereine pro Jahr nur rund 15 Mio. Euro aus Fernsehgeldern, während Real und Barcelona mehr als das Zehnfache kassieren. Collet bezeichnet diesen Umstand als „skandalös“ und sieht die spanische Regierung in der Pflicht, diese Ungerechtigkeit per Gesetz zu beenden.

... und in Deutschland

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat als Reaktion auf den 6,9 Milliarden-Deal eine Debatte über die TV-Situation in Deutschland angestoßen. Angesichts des finanziellen Verdrängungswettbewerbs der europäischen Ligen will die DFL zumindest den zweiten Platz festigen. Damit die Kluft zu England nicht noch größer wird, könnte der neue TV-Vertrag von 2017 an ein Rekordvolumen und umstrittene Änderungen beinhalten.

Premier League: Aufregung nach Rekordvertrag
CEO of the German Soccer Federation (DFL) Christian Seifert listens during a news conference following the DFL meeting in Frankfurt December 12, 2012. The DFL and the 36 clubs from the top two leagues voted on Wednesday in favour of tougher stadium checks, increased crackdown on flares and smoke bombs and tougher sanctions, video monitoring, and better-trained security staff, after a sharp rise in violence and pressure from politicians to act. REUTERS/Lisi Niesner (GERMANY - Tags: SPORT SOCCER HEADSHOT)
„Von daher benötigen wir eine ehrliche Diskussion in der Liga: Sind wir mit Blick auf den neuen TV-Vertrag bereit, notfalls auch unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, um weiter die besten Spieler der Welt in der Bundesliga zu halten?“, kommentierte DFL-Chef Christian Seifert in derBilddie neue Situation nach dem Mega-Deal in England.

Damit dürfte er neue Anstoßzeiten und andere Sendezeiten in der Bundesliga meinen. In der Premier League sind die Spieltage schon seit langem wegen der Sender-Interessen auf unterschiedliche Tage und Anstoßzeiten verteilt, längst nicht alle Partien werden live gezeigt.

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