Red Bull Salzburg in der Sackgasse

Auch Routinier Christian Schwegler konnte Salzburg bei seinem Startelfcomeback gegen Minsk nicht helfen.
Das 0:2 im Europa-League-Play-off bei Dinamo Minsk zeigte wieder alle Schwächen beim Meister auf.

Es ist eine Aussage, die nicht zum ersten Mal von Peter Zeidler zu hören war. "Wir müssen die Mannschaft wieder aufrichten", meinte Salzburgs Trainer nach dem 0:2 im Europa-League-Play-off-Hinspiel bei Dinamo Minsk. Ähnliches war auch nach den Bundesliga-Niederlagen gegen Mattersburg und Rapid sowie dem Champions-League-Aus gegen Malmö zu hören.

Salzburger Selbstfaller gegen Dinamo Minsk

Aber ist Aufrichten nach der vierten Niederlage im neunten Saisonspiel genug? Müsste nicht Grundlegendes geändert werden, um der angeschlagenen Salzburger Mannschaft zu helfen? Nach den beiden Siegen in der Bundesliga gegen Ried (4:1) und Altach (2:0) schien der Meister auf einem erfolgsversprechenden Weg zu sein. Doch die beiden Ergebnisse waren wohl auch ein Produkt der Schwäche der beiden Gegner, die auf den Plätzen 10 und 9 der Bundesliga liegen.

Dinamo Minsk, alles andere als eine Klassemannschaft, zeigte, wie einfach es ist, Salzburg zu stoppen. Für das Spiel taten die Weißrussen gar nichts, dafür wurde konsequent der eigene Strafraum verteidigt und geduldig auf Fehler des Gegners gewartet. Und diese sollten in der letzten halben Stunde des Spieles den immer müder und unkonzentrierter werdenden Salzburgern unterlaufen.

Wiederholung

Österreichs Meister fiel auf einen cleveren Gegner herein - wie schon Anfang August gegen Malmö, als aus einem 2:0-Vorsprung aus dem Hinspiel in einer Hälfte ein 2:3-Rückstand geworden ist. Salzburg kam zwar oft in Strafraumnähe, aber nur einmal richtig gefährlich in den gegnerischen Strafraum, weil man sich immer wieder festlief. Das Spielziel, möglichst schnell den Ball zu erobern, um die Verwirrung beim Gegner auszunützen, klappte wieder einmal nicht, weil man selbst viel zu oft den Ball hatte.

Red Bull Salzburg in der Sackgasse
epa04890450 Players of FC Salzburg react, as FC Dinamo Minsk scored a goal against them during the UEFA Europa League soccer match between FC Dinamo Minsk and FC Salzburg in Brest, Belarus, 20 August 2015. EPA/TATYANA ZENKOVICH
Trainer Zeidler hat schon personell einiges probiert, um der Mannschaft zu helfen. Nachhaltig gelungen ist das noch nicht. Zu einigen Experimenten wurde der Deutsche gezwungen, weil das Verletzungspech zum treuesten Begleiter des Meisters geworden ist. In Brest fehlten am Donnerstag etwa sechs potenzielle Stammspieler. Anderes geschah freiwillig, wie etwa der Tormanntausch Walke für Stankovic. Aber auch der Deutsche spielt nicht fehlerfrei, machte beim ersten Tor von Minsk eine unglückliche Figur.

Aber was kann man sonst tun? An der speziellen Spielphilosophie gibt es in Salzburg nichts zu rütteln. Diese ist und bleibt unantastbar, solange Ralf Rangnick im Red-Bull-Fußballkonzern das Sagen hat. Dies ist auch ein Grund, warum ein Trainerwechsel unwahrscheinlich ist, der bei fast jedem anderen Verein in dieser Situation ein Thema wäre. Die Trainersuche in Salzburg (aber auch jene in Leipzig, die ja auch mit einer internen Lösung endete), zeigte ja nur schon, wie schwer es ist, einen geeigneten Mann zu finden, der sich den starren Vorgaben unterwirft. Warum sollte das jetzt, nur zwei Monate später, einfacher sein?

Kein Entwicklungsumfeld

Aber eines ist auch klar: Dass sich junge Spieler im derzeitigen Umfeld weiterentwickeln können, ist fraglich. Bei vielen ist Stagnation sichtbar, einige waren schon weiter, als sie momentan sind - wohl auch, weil ihnen die wenigen routinierteren Spieler derzeit keinen Halt geben.

Red Bull Salzburg in der Sackgasse
ABD0188_20150820 - BREST - WEISSRUSSLAND: (v.l.) Paulo Miranda (Salzburg) gegen Fatos Beciraj (Minsk) am Donnerstag, 20. August 2015, anl. des Europa League-Play-off-Hinspiels zwischen Red Bull Salzburg und Dinamo Minsk in Brest (Weißrussland). - FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER
Nur ein Beispiel: Paulo Miranda. Der 27-jährige Brasilianer beweist eindrucksvoll, warum sich Ex-Sportchef Ralf Rangnick in den Jahren 2013 und 2014 dagegen verwehrt hat, einen Innenverteidiger zu holen. Zu lange würde es dauern, bis dieser das komplizierte und extrem fordernde Abwehrspiel seiner Spielphilosophie verinnerlicht hätte. Dass ein Spieler so schlecht ist, wie es Miranda derzeit zu sein scheint, der fast 100 Partien in der höchsten brasilianischen Liga gespielt hat, ist unvorstellbar. Doch Miranda wirkt überfordert und macht wohl auch deshalb unerklärliche Fehler.

Vielleicht sollten die Salzburger am Spielsystem etwas ändern. Denn das ist bei Rangnick nicht unantastbar. Zeidler hält aber stur am 4-2-2-2 fest, obwohl für das Minsk-Spiel mit Soriano, Damari, Djuricin und Nielsen vier Stürmer ausgefallen waren. Zum Einsatz kam wieder Dimitri Oberlin. Für den erst 17-Jährigen war es schon der achte Einsatz in dieser noch so jungen Saison. Eigentlich sollte er in Ruhe beim FC Liefering aufgebaut werden. Doch Zeidler benötigt zwei Stürmer und muss aufgrund der Ausfälle den immer schwächer werdenden Schweizer immer wieder aufbieten, weil ja zwei Stürmer am Platz stehen müssen.

Starres System

Das war zu Beginn der Ära Rangnick in Salzburg nicht so. Der damalige Trainer Roger Schmidt setzte in seiner ersten Saison lange auf ein System mit nur einem zentralen Stürmer. Erst als Alan im Jänner 2013 nach einer monatelangen Verletzungspause zurückkehrte, Trainer Schmidt und Sportchef Rangnick mit seinen Qualitäten überzeugte, wurde auf zwei Angreifer umgestellt. Doch Alan ist schon lange nicht mehr in Salzburg - wie auch die Flügelspieler Mane und Kampl, die offensiv, aber noch mehr defensiv personell nicht adäquat ersetzt werden konnten. Gespielt wird aber immer noch das 4-2-2-2.

Zeit, um Grundlegendes zu ändern, haben die Salzburger aber nicht. In den kommenden Tagen stehen wieder zwei Spiele an, die richtungsweisend sein werden für den Verlauf dieser Saison. Am Sonntag gastiert die wieder erstarkte Austria im Bundesliga-Schlager in der Red-Bull-Arena (16.30 Uhr), am Donnerstag kommt Dinamo Minsk zum Europa-League-Play-off-Rückspiel nach Salzburg. "Wir sind noch nicht ausgeschieden", sagt Zeidler. Das stimmt natürlich. Wie schnell man im Europacup einen 2:0-Vorsprung verspielen kann, hat ja Salzburg erst vor kurzem gegen Malmö selbst vorgezeigt.

Minsk - Salzburg zum Nachlesen

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